Fangen, Werfen und Rollen sind die Grundfähigkeiten, die Ballkinder beherrschen müssen. Foto: Baumann/Julia Rahn

Die Erdmannhäuserin ist als Ballmädchen beim Porsche Tennis Grand Prix im Einsatz.

Erdmannhausen - Wimbledonsiegerin Angelique Kerber, die Weltranglistenerste Naomi Osaka – eine ganze Reihe der weltbesten Tennisspielerinnen treten diese Woche beim Porsche Grand Prix in Stuttgart an. Und mit auf dem Platz steht die Erdmannhäuserin Leonie Schondelmaier. Nun ist die 15-Jährige zwar auch eine sehr gute Tennisspielerin und war unter anderem schon württembergische Vizemeisterin ihrer Altersklasse. Den Top-Stars der Szene kann sie aber noch nicht das Wasser reichen – die Bälle allerdings sehr wohl.

Denn Leonie Schondelmaier ist bereits das dritte Jahr in Folge als Ballmädchen bei einem der besten Turniere der Profi-Tour tätig. „Mein Vater kennt den Chef von Linienrichtern und Ballmädchen bei diesem Turnier. Über diesen Kontakt bin ich dazu gekommen“, erzählt sie. Nun ist diese Aufgabe beileibe nicht so einfach, wie es von außen vielleicht aussehen mag. Zunächst einmal müssen die Grundfertigkeiten vorhanden sein. „Man muss flink auf den Beinen sein, immer konzentriert bleiben und natürlich die Bälle rollen, fangen und werfen können.“ Die gelben Filzkugeln müssen den Spielerinnen immer so zugeworfen werden, dass diese sie nach einmaligem Auftippen bequem fangen können – nicht zu hart, nicht zu hoch oder zu flach. „Und die Tennisregeln sollte man natürlich auch kennen. Denn man muss zum Beispiel in einem Tiebreak, wo das Aufschlagrecht ja alle zwei Punkte wechselt, immer wissen, auf welche Seite die Bälle gerade gerollt werden müssen“, erklärt Leonie Schondelmaier. Und was ganz wichtig ist: „Auf keinen Fall darf man zwischen dem ersten und zweiten Aufschlag einen Ball rollen.“

Damit alles reibungslos klappt, gibt es im Vorfeld des Turniers Trainingskurse. „Wer neu dabei ist, der bekommt das Ganze natürlich von Grund auf beigebracht. Wir ,alten Hasen’ haben nur nochmal eine Art Auffrischungskurs.“ Leonie Schondelmaier hat dieses Jahr sogar die Leitung eines Teams übertragen bekommen. „Wir sind pro Tag immer vier Teams, die sich abwechseln. Etwa 40 Minuten dauert eine Schicht, dann ist Pause, dann geht es wieder auf den Platz. Man wechselt auch immer zwischen dem Centre Court und dem Nebenplatz in der Schleyerhalle“, erklärt die Erdmannhäuserin. Als Teamleiterin hat sie die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass alle rechtzeitig zum Wechsel zur Stelle sind. „Außerdem teile ich ein, wer auf welcher Position steht.“ Immer zu sechst ist man auf dem Platz: zwei Mädchen am Netz und je eins pro Ecke. „Und am besten weiß man jederzeit, wo die sechs Bälle alle sind. Manchmal fliegt ein Ball auch ins Publikum. Dann muss man schauen, dass man den wieder zurückbekommt. Die Zuschauer geben die Bälle nicht immer freiwillig wieder her.“

Eine weitere Aufgabe der Ballmädchen ist es, den Spielerinnen zwischen den Punkten das Handtuch zu reichen – bei einigen nach fast jedem Punkt, bei anderen etwas weniger. „Naomi Osaka kommt nicht ganz so oft, aber sie bedankt sich sogar jedes Mal“, berichtet die Erdmannhäuserin. Die Eigenheiten der Spielerinnen geben sich die Ballmädchen untereinander weiter. „Manche Spielerinnen wollen die Bälle zum Beispiel immer nur von einer Seite zugeworfen bekommen.“ Auf die technischen Finessen der großen Stars können sich die Ballmädchen dagegen kaum konzentrieren. „Dafür ist man zu sehr mit seiner Aufgabe beschäftigt. Aber unterbewusst bekommt man ja vielleicht etwas mit. Auf jeden Fall ist es schon sehr cool, so nah am Geschehen dran zu sein.“ Und eins ist klar: Eine bessere Sicht auf das Match hat kaum jemand in der Porsche Arena.

Seit Beginn der Qualifikation ist Leonie Schondelmaier im Einsatz, bis zum finalen Sonntag ist sie dabei. „Zwischendurch musste jeder an zwei Tagen Pause machen. Und am Ostersonntag durften wegen des besonderen Feiertags nur die Älteren im Einsatz sein, am Ostermontag lief komischerweise alles ganz normal, obwohl das ja auch ein Feiertag ist“, erzählt sie. Abgesehen davon, dass sie hautnah am Geschehen dran ist und auch die Kleidung, die jedes Mädchen bekommt, behalten darf, gibt es noch 25 Euro Taschengeld pro Tag. Für die Erdmannhäuserin auf jeden Fall Anreiz genug, dass sie auch nächstes Jahr noch dabei sein will. „Ich glaube, dass man maximal 18 Jahre alt sein darf, dann ist Schluss. Dann könnte ich höchstens als Linienrichter weitermachen. Aber ob ich das möchte, das weiß ich noch nicht. Denn da hat man ja wirklich Einfluss auf das Match, wir sind hingegen nicht entscheidend für den Spielverlauf.“ Aber trotzdem verdammt wichtig.

Marbach-Rielingshausen
Auch einige Jugendliche des RTC Marbach waren beim Porsche Tennis Grand Prix dabei. Im Rahmen des „Players Cheer Up“ bekamen sie die Spanierin Sara Sorribes Tormo zugelost. Am Ostermontag feuerten sie die Sandplatzspezialistin an, die aber gegen Andrea Petkovic verlor. Da Sorribes Tormo jedoch noch im Doppel spielte, konnten die RTCler das Turnier aber auch an weiteren Tagen besuchen und die tolle Atmosphäre genießen. Foto: privat