Geöffnet wird der Spielplatz beim Brezelmuseum in Erdmannhausen. Foto: Oliver von Schaewen

Die Landesregierung hat kurzfristig den Wiederbetrieb erlaubt. Die Kommunen sind bemüht, die Vorgaben umzusetzen, doch ist eine gewisse Verunsicherung spürbar.

Erdmannhausen/Steinheim/Großbottwar - Es ist ein sonnenklarer Mittwoch – und vor allem ist es der erste Tag, an dem seit vielen Wochen der Corona-Pandemie Kinder zum ersten Mal wieder auf einen öffentlichen Spielplatz dürfen. Wer im Raum Marbach und im Bottwartal aber Heerscharen von freudigen Kindern anzutreffen hofft, sieht sich getäuscht. Ein stichprobenartiger Besuch auf vier Spielplätzen in Erdmannhausen, Steinheim und Großbottwar erbringt vier völlig verschiedene Szenarien.

Immer noch versperrt sind um 14 Uhr in Erdmannhausen die Zugänge zum Spielplatz beim Brezelmuseum in der Badstraße. „Wir sind schon sehr enttäuscht – die Kinder sind seit Wochen zu Hause“, sagt Mutter Lisa Borodin, die mit der fünfjährigen Mia und der fünf Monate jungen Valeria aus Affalterbach herübergekommen ist. Weiter vorne hantieren die beiden Bauhof-Mitarbeiter Jens Leibfahrt und Jörg Häußermann – und bringen auf Nachfrage frohe Kunde: „Wir öffnen den Spielplatz jetzt.“ Ein schöner Zufall. „Wir müssen noch die Geräte und die Hackschnitzeldecke überprüfen“, sagt Häußermann und hängt ein Plakat mit Verhaltensregeln für Besucher auf.

Wie wichtig solche Schilder sind, zeigt sich beim Besuch des zweiten Spielplatzes wenig später in der Alfred-Ulrich-Straße im Steinheimer Horrenwinkel. Ein rot-weißes Band flattert am Eingang. Ein Großelternpaar kommt und kann es nicht glauben, denn landesweit sollten doch alle Spielplätze geöffnet werden. Eine Nachbarin erscheint und erzählt, dass der Spielplatz am Morgen schon vom Absperrzaun befreit worden, dann aber wieder geschlossen worden sei. Licht ins Dunkel bringt ein Anruf bei der Steinheimer Ordnungsamtsleiterin Tanja Glück. „Die Regelung des Landes kam erst am späten Nachmittag“, blickt sie auf den Vortag zurück. Zwar habe man die Spielplätze abgemessen und vom zehn Quadratmeter-Pflichtabstand erfahren, doch fehlten noch die Plakate mit den Hinweisen. „Den Abstand zu halten ist das A und O“, sagt Tanja Glück und rät dazu, auch beim Besuch der insgesamt 24 Steinheimer Spielplätze darauf zu achten.

Viel Platz wäre zweifelsfrei beim Naturspielplatz Am Bach in Großbottwar, doch ausgerechnet dieser Bereich ist am Mittwoch immer noch abgesperrt. Ein kleines Plakat an einer Laterne informiert über den Grund: Es fehlen „Zutrittskontrollmöglichkeiten“. Was damit gemeint ist, wird bei einer Stippvisite beim Spielplatz an der Großbottwarer Stadtmauer deutlich. Dort gibt es einen Zaun und ein Eingangstor. Ein Schild informiert: Höchstens 16 Kinder dürfen sich auf dem Gelände aufhalten. Eltern, die mit ihren Kindern kommen, müssen erst in einen Eimer schauen, ob dort noch gefärbte Pflastersteine liegen, die praktisch als Eintrittskarte dienen. „Wir wollten auch die großen Spielplätze öffnen“, erklärt der Bürgermeister Ralf Zimmermann am Telefon. Er habe die Idee mit den farbigen Steinen selbst entwickelt und vertraue darauf, dass die Eltern vernünftig mit den Vorgaben umgehen. „Beim Einkaufen im Supermarkt halten sich die Bürger auch an die Regeln.“

In der Praxis stößt die Methode jedoch an Grenzen. Ein Ehepaar aus Murr muss mit seinen beiden Kindern warten und hadert. Später spricht die Oberstenfelderin Kathrin Hagenbuch Klartext: „Ich finde es grauenhaft – ich will nicht mit den Kindern warten müssen, bis zwei rausgehen.“ Ihrer Meinung nach müssen die Kinder derzeit sowieso schon auf viel verzichten – der Abschied aus dem Kindergarten werde wohl nur per Skype gefeiert. Sie wünsche sich mehr Großzügigkeit.