Die S 4 fährt seit 2012 über Erdmannhausen und Kirchberg nach Backnang. Foto: Sandra Brock

In Erdmannhausen wäre man froh gewesen, wenn man von der Region bessergestellt worden wäre.

Erdmannhausen - Am kommenden Mittwoch, 8. Mai, berät der Planungsausschuss des Verbands Region Stuttgart (VRS) über einen Antrag der CDU, die an der S-Bahn gelegenen Gemeinden Erdmannhausen und Kirchberg in planerischer Hinsicht aufzuwerten.

Grob gesagt gibt es zwei Kategorien: Normalerweise wird den Gemeinden nur Flächen für den Eigenbedarf zugestanden. Das soll ermöglichen, dass die bereits ansässige Bevölkerung genügend Bauplätze findet, wenn die Kinder ins eigene Heim wollen. Hier dürfen jährlich 0,2 Prozent der bereits vorhandenen Wohneinheiten dazu gebaut werden.

Liegt eine Gemeinde an einer „Entwicklungsachse“, wird mit 0,3 Prozent auch Zuzug möglich gemacht, wie zum Beispiel in Benningen. „Für die Region Stuttgart mit einer starken Zuwanderung ist das auch im Hinblick auf die Gewährleistung der Mobilität der Bevölkerung ein wichtiger Aspekt“, so der Technische Direktor des VRS, Thomas Kiwitt.

In der Regel ist dafür ein S-Bahn-Anschluss nötig. Die S 4 fährt seit 2012 über Erdmannhausen und Kirchberg nach Backnang, am Schlüssel für die Wohnflächenentwicklung hat sich aber nichts geändert. Daher hat der VRS auf Antrag der CDU die „Aufwertung“ der Gemeinden geprüft. Man sei aber zu dem Schluss gekommen, stellt Thomas Kiwitt fest, dass selbst für den Eigenbedarf zu wenig Flächen vorgehalten werden.

In Erdmannhausen sind nur noch 0,4 Hektar an Reserven im Flächennutzungsplan enthalten. Im Regionalplan sind aber 88 Hektar an möglichen Entwicklungsflächen aufgeführt. Es sei also noch „ausreichender Spielraum für eine bedarfsgerechte Siedlungsentwicklung“ vorhanden. „Die Spielräume, die der Regionalplan einräumt, werden gar nicht ausgeschöpft“, so Thomas Kiwitt.

In Erdmannhausen wäre man froh gewesen, wenn man von der Region bessergestellt worden wäre. Die Logik, dass man deswegen nicht hochgestuft wird, weil der Flächennutzungsplan ausgenutzt ist, versteht man auch im Erdmannhäuser Rathaus nicht wirklich. „Wir haben keine Reserveflächen mehr“, stellt Bürgermeisterin Birgit Hannemann fest. Um größere Baugebiete wie am Ellenberg auszuweisen, brauche man mehr Entwicklungsmöglichkeiten. „Wie die Region auf die 88 Hektar kommt, entzieht sich meinem Verständnis“, so Hannemann.

Der Flächennutzungsplan könne alle 15 Jahre fortgeschrieben werden, erläutert Kiwitt auf erneute Nachfrage. „Der Eigenbedarf der Kommunen wird jedes Mal neu geprüft. Der Spielraum wird von den Gemeinden aber nicht ausgenutzt“, kommentiert der Regionaldirektor die Tatsache, dass der Flächennutzungsplan in Erdmannhausen zum letzten Mal im Jahr 2000 erneuert wurde. Die genannten 88 Hektar seien lediglich ein „Suchraum“, so Kiwitt. In diesem Rahmen könne die Gemeinde nach geeigneten Flächen für Wohnbebauung suchen. Vor diesem Hintergrund hatte Kiwitt bei einem Vortrag in Oberstenfeld kürzlich betont, dass die doch eher dörflich geprägten Gemeinden am Neckar und im Bottwartal ihre Entwicklungspotentiale besser nutzen könnten.

Mit in die Betrachtung einbezogen wurde auch das in S-Bahn-Nähe gelegene Affalterbach. Hier gibt es aber gar keine Reserven mehr im ebenfalls schon fast 20 Jahre alten Flächennutzungsplan, in Kirchberg sind es immerhin noch 8,2 Hektar. Aufgrund der Tallage der S-Bahn sei die Anbindung an die auf den Höhen befindlichen Wohnlagen aber relativ schwierig. Darüber hinaus sei auch in diesen Orten noch Flächen-Potential in ähnlicher Höhe wie in Erdmannhausen vorhanden, selbst wenn man nur die geringere Eigenentwicklung zugrunde legt.

Aus diesen Gründen wurde bei der Regionalplanfortschreibung eine entsprechende Festlegung der Gemeinden als „Siedlungsbereiche“ nicht weiterverfolgt, heißt es in der Vorlage für den VRS-Planungsausschuss.

Die „Aufwertung“ von Erdmannhausen und der weiteren an der S4 gelegenen Kommunen als Siedlungsgemeinde sei nicht notwendig, weil der Regionalplan auch so genügend Reserveflächen für die weitere Entwicklung vorhält.