Die Diebe haben leider nicht nur ein Körbchen voll Zwetschgen mitgehen lassen. Foto: dpa

Die „Pflück-Mich-Aktion“ kann offenbar auch falsch verstanden werden. Jedenfalls wurde zuletzt von benachbarten Grundstücken Obst gestohlen.

Erdmannhausen - Wer Obst von anderer Leuts Bäumen pflückt, macht sich des Diebstahls schuldig. „Mundraub gibt es schon lange nicht mehr“, erklärt der Polizeisprecher Peter Widenhorn zu diesem Thema. Kein Problem ist das Pflücken allerdings dann, wenn der Baum zur „Pflück-Mich-Aktion“ gehört. Diese gibt es unter anderem in Marbach und Erdmannhausen seit diesem Sommer. Dort werden private und kommunale Bäume gekennzeichnet, von denen Spaziergänger und Obstliebhaber naschen dürfen und sogar sollen (wir berichteten).

Ob das die Diebe auf ihrem Stückle im Erdmannhäuser Wachtelrain falsch verstanden oder einfach nur dreist und vorsätzlich gehandelt haben, vermag Jutta Jenner nicht zu sagen. Fakt ist, dass ihr und zwei anderen Grundstücksbesitzern in der Gegend von etwa 40 Zwetschgenbäumen nicht einmal die Menge an Früchten geblieben ist, um einen Kuchen zu belegen. Auch geschätzt zwei bis drei Zentner Quitten und die Hälfte der Walnüsse ist weg. Was blieb, sind Reifenspuren auf dem Grundstück. Die Diebe haben das Obst offenbar mit einem Hänger abtransportiert.

Auch den Obst- und Gartenbauverein (OGV) hat es in seiner Obstanlage erwischt. Ein ganzer Mirabellen-, ein Zwetschgen- und ein „wunderschöner“ Williams-Christ-Birnenbaum seien von Unbekannt abgeerntet worden, berichtet die OGV-Vorsitzende Sabine Roth. „Das hat uns richtig geärgert und geschockt“, sagt sie. Wie Jutta Jenner ist sie der Meinung: „Wenn mal jemand eine Handvoll Kirschen mitnimmt, ist das nicht so schlimm – aber in diesem Ausmaß sehr wohl.“

Auch die Bürgermeisterin Birgit Hannemann betont deutlich, dass das nicht Sinn und Zweck der „Pflück-Mich-Aktion“ sei, die die Gemeinde gemeinsam mit den Grünen initiiert hat. „Die Bäume, die nicht eindeutig zu der Aktion gehören, sind tabu.“ Deshalb müsse man fürs kommende Jahr darüber nachdenken, ob nicht am besten alle „Pflück-Mich-Bäume“ eine Banderole bekommen sollen, anstatt auf einzelne Stückle nur mit einem Schild hinzuweisen.

In Marbach jedenfalls funktioniert das. Andrea von Smercek, die die Aktion seitens der Stadt betreut, hat jedenfalls noch nichts Gegenteiliges mitbekommen. Die Aktion laufe gut in der Schillerstadt, die gekennzeichneten Bäume seien gut abgeerntet, die Resonanz positiv. Ausgegeben wurden bislang elf Banderolen für elf Stückle, fünf Stückle davon in privater Hand beziehungsweise von einem Pächter und sechs davon städtisch. Darauf stehen 141 Bäume – außer dem „Hauptbaum“ mit der nummerierten Pflück-mich-Banderole wurden alle anderen Bäume mit grünen Bändern versehen.