Grillen, essen, reden: Martin und Annegret Weigl möchten die eine oder andere Frage „gar kriegen“. Foto: Werner Kuhnle

Der Theologe Martin Weigl möchte mit den Menschen auf besondere Weise ins Gespräch kommen.

Erdmannhausen - Pfarrer stecken in diesen Tagen bis zum Hals in den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest. Martin Weigl auch. Aber er denkt auch schon an morgen und übermorgen und bereitet gerade die Grillsaison 2019 vor. Unter dem Titel „Grill den Pfarrer“ möchten er und seine Frau Annegret mit den Menschen der evangelischen Kirchengemeinde Erdmannhausen Glaubensfragen diskutieren, die den Bürgern auf den Nägeln brennen oder vielleicht auch nur seit Jahren schlummern. Etwa: Wie alt ist Gott? Gibt es den Teufel? Wie liest man die Bibel? „Ich würde gerne mit Ihnen nach Antworten suchen und mich von Ihnen im offenen Gespräch oder einer hitzigen Diskussion „grillen“ lassen“, kündigt der 39-Jährige im aktuellen Gemeindebrief an – und zwar beim gemeinsamen Essen. Wer den Pfarrer zu sich nach Hause einlädt, kauft ein und grillt, der Pfarrer bringt den Wein mit und steht Rede und Antwort. Angelehnt ist diese Idee an das Fernsehformat „Grill den Profi“, bei dem Amateure gegen einen Spitzenkoch antreten. Auch der Bietigheim-Bissinger CDU-Landtagsabgeordnete Fabian Gramling hatte dieses Format genutzt, um mit Wählern ins Gespräch zu kommen.

Annegret Weigl ist der Ansicht, dass es „die Aufgabe der Kirche ist, in die Lebenswelten der Menschen“ zu treten. Das Pfarrerehepaar hat dabei nach einer Möglichkeit gesucht, ungezwungene Gespräche zu führen, ohne dass die Interessierten ins Gemeindehaus kommen müssen, „denn da gibt es oft eine große Hemmschwelle“. Das Ganze dann in den Rahmen eines gemeinsamen, ungezwungenen Essens zu packen, ist für Martin Weigl naheliegend, „das hat Tradition“.

Konkret sieht das so aus: Beim evangelischen Pfarramt Erdmannhausen können Interessierte einen Termin vereinbaren und vielleicht schon das Thema, über das sie mit Weigl sprechen möchten, ankündigen. „Es kann dabei um theologische Themen gehen oder um ethische“, sagt er. Denkbar sei auch, über einen Tauf- oder Konfirmationsspruch zu diskutieren, oder Fragen zu stellen, „die man dem Pfarrer schon immer stellen wollte“. Genau so gerne wie Martin Weigl kommt seine Frau Annegret, die sich die Pfarrstelle mit ihm teilt. „Sie ist für die vegetarischen Grillabende zuständig“, sagt der Pfarrer und lacht. Sie kommt auch dann, wenn sie ausdrücklich als Gesprächspartnerin angefragt wird.

„Konkrete Einladungen haben wir noch nicht, aber Reaktionen gab es schon einige“, sagt Annegret Weigl. Zu den ersten Interessenten gehören nicht diejenigen, die sonntags häufig in die Kirche kommen, sondern besonders junge Familien, die gerade erst nach Erdmannhausen gezogen sind, und ältere Mitbürger. Die beiden Pfarrer lassen sich von Einzelpersonen genau so gerne einladen wie von Gruppen. Und wie groß darf ein solcher Personenkreis werden? „Das hängt von der Größe des Grills ab“, sagt der Pfarrer und lacht.