Die Äpfel werden geraspelt und dann gepresst. Foto: Archiv (Sandra Brock)

Eine mobile Presse macht’s möglich: Wer den Apfelsaft von seinen eigenen Bäumen haben möchte, liefert sein Obst ab und lässt es verarbeiten.

Erdmannhausen/Großbottwar - Es war im Jahr 2008 – ein guter Apfelsommer mit einem miserablen Preis für die Äpfel. Wolfgang Klotz, Landwirt aus Burgstetten, saß auf seinem Schlepperle auf dem Weg nach Hause und kam ins Grübeln: „Gerade mal drei Euro für 100 Kilo Äpfel. Das kann’s nicht sein“, dachte er sich. Der Apfel ist für ihn ein Lebensmittel – im wahrsten Sinne des Wortes. Wolfgang Klotz hatte eine Idee und besprach sie mit seiner Frau Elke: Das Ehepaar kaufte seine erste kleine Obstpresse.

Die Familie Klotz verarbeitete damit ihre eigenen Äpfel zu Saft und erst machten die Nachbarn mit, später dann der Nachbarort – und seit einigen Jahren dann mehr als die ganze Region. Wäschenbeuren auf der Schwäbischen Alb ist sein weitester Einsatzort mit der mobilen Presse – inzwischen haben sich das Ehepaar Klotz, die gemeinsam mit Annegret Salwey die Kleinbauern Rems-Murr bilden – längst eine größere Presse angeschafft. Auch Großbottwar und Erdmannhausen gehören dazu, dort macht die mobile Apfelsaft-Station pro Herbst ein bis zweimal Station.

Im achten Jahr werden die Kleinbauern Rems-Murr mit ihrer mobilen Presse bald auf dem Parkplatz der Erdmannhäuser Halle auf der Schray Station machen. Die Gemeinde sei damals auf den Obst- und Gartenbauverein (OGV) zugekommen, „ob wir diese Aktion anschieben und uns um die Terminabsprachen kümmern können“, berichtet Sabine Roth, die Vorsitzende des OGV.

Der Verein konnte – und der Ansturm ist Jahr für Jahr groß. Außer 2017, da fiel die Ernte so schlecht aus, dass auch der Apfelsafttag ausfallen musste. Und dieses Jahr? „Mal schauen“, sagt Sabine Roth. „Manche Bäume hängen brezelvoll, andere sind komplett leer.“ Sie selbst schwört auf die Sorte Brettacher. „Da haben wir jedes Jahr die beste Ernte, die sind sehr robust.“ Es gebe aber auch „Sorten, die alternieren gerne“, so die OGV-Vorsitzende. Heißt: Da kommt nach dem Bomben-Apfel 2018 heuer nur wenig.

Apfelsaft-Durst muss dennoch wohl keiner leiden, auch wenn der Herbst 2019 nicht die gewünschte Apfelernte bringt. Denn die meisten dürften noch einige der Bag-in-Boxes vom vergangenen Jahr im Keller haben. 2018 war schließlich ein richtig gutes Apfeljahr. Und der Saft in den Plastikbeuteln mit kleinem Zapfhahn, die in Kartons verpackt sind, hält sich ungeöffnet immerhin bis zu zwei Jahren. Die lange Haltbarkeit kommt daher, dass keine Luft an das Produkt kommt. Einmal geöffnet, sollte man den Fünf-Liter-Karton etwa innerhalb von sechs bis acht Wochen verbrauchen.

Sabine Roth vom Erdmannhäuser OGV ist überzeugt von dem System. „Der Erfolg liegt in der Tatsache, dass jeder seinen eigenen Apfelsaft hat und nicht ein Gemisch aus vielen Säften.“ Jeder habe die Gewährleistung, dass – wenn er seine Bäume nicht spritzt – sein Saft echt bio ist. „Ein schöner Grund, sich nach seinen eigenen Äpfeln zu bücken“, sagt sie.

Und das tun inzwischen immer mehr Leute, hat Wolfgang Klotz beobachtet. „Anfangs waren es die klassischen Stücklesbesitzer, die zu uns zum Saftpressen kamen, heute sind es Menschen aller Altersgruppen und Schichten. Viele junge Familien sind dabei.“ Das ist auch ein Grund, warum die Kleinbauern Rems-Murr nicht aufschlagen. „Wir sind von den mobilen Pressen sicher die Günstigsten“, sagt Klotz. Und das aus gutem Grund: „Ich möchte, dass das Lebensmittel Apfelsaft einen Wert darstellt, aber ich möchte nicht, dass es zum Luxusprodukt verkommt, das sich nur wenige leisten können.“

Immerhin eint die vielen Apfelsaftpresser eine große Sache. „Diese vielen kleinen Leute erhalten unser Landschaftsbild, sodass es nicht untergeht“, betont Wolfgang Klotz und fügt an: „So viele unterschiedliche Apfelsorten werden durch diese erhalten. Ich bin begeistert, wie viele Menschen in Ruhe und im Kleinen in ihren Gärten etwas tun. Das baut mich auf und macht mir Mut.“