Der Hund an der Leine vermittelt Spaziergängern die Gewissheit, dass sie sich Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Zahlreiche Spaziergänger fühlen sich auf den Feldwegen mit ihren Vierbeinern bedroht, der Jagdpächter weist die Kritik vehement zurück und fühlt sich zu Unrecht angegriffen.

Erdmannhausen - Es geht offenbar hoch her auf den Feldwegen rund um Erdmannhausen. Jagdpächter Gerhard Glock spricht von „unhaltbaren Zuständen“, weil seiner Aussage nach eine Großzahl von Spaziergängern auch aus umliegenden Orten mit ihren Vierbeinern die Möglichkeit nutzen, ihre Hunde frei laufen zu lassen. Glock selbst sieht sich hingegen mit Vorwürfen konfrontiert, dass sein Hund andere Tiere angreife und jage. Hundehalter fühlen sich durch den Drahthaar-Rüden und durch Glock selbst bedroht. Der Jagdpächter sei beleidigend geworden, nachdem sie ihn darauf hingewiesen habe, seinen Hund unter Kontrolle zu behalten, so Sarah Wössner, die sich am Donnerstag in der Einwohnerfragestunde des Gemeinderates geäußert hat.

„Wir haben alle Angst“, sagt Wössner, da man nicht wisse, ob der Hund nicht auch aggressiv gegenüber Menschen und insbesondere Kindern sei, die an der Stelle zur Schule radeln. Manuela Kleinknecht sieht dies ebenso: Glock lasse seinen Hund frei laufen und sitze dabei im Auto. „Der interessiert sich nicht dafür, was sein Hund macht und fährt sogar weg, wenn man ruft, er soll seinen Hund zurück pfeifen.“ Sie habe Anzeige bei der Polizei erstattet, weil sie sich bedroht gefühlt habe. Marion Volke hat ebenfalls „Bekanntschaft“ mit dem Jagdhund und seinem Besitzer gemacht. „Der ist plötzlich auf unsere Hunde zugerannt und hat die angegriffen.“ Bei einer weiteren Attacke habe Glock ihnen den Weg versperrt, sie beschimpft und massiv bedroht. Sie habe Anzeige erstatten wollen, nachdem Glock bei einem dritten Zusammenstoß „mit Vollgas auf uns zugerast ist“. Nur ein Sprung ins Feld habe Schlimmeres verhindert.

Bei der Polizei ist man zunächst ratlos, weil objektiv betrachtet keine Straftat vorliege. Vereinfacht ausgedrückt: Wenn ein Hund den anderen beißt, ist dies allenfalls eine Verletzung des Tierwohls. Erst wenn ein Mensch angegriffen wird, kann die Polizei wegen Körperverletzung ermitteln. Im Erdmannhäuser Rathaus sind mehrere Beschwerden bekannt. Hauptamtsleiter Günter Sommer will sich nicht zu den laufenden Verfahren äußern, versichert aber: „Wir kümmern uns darum.“

Und Gerhard Glock selbst? „Von Marbach, Affalterbach und überall her kommen die mit ihren Hunden, weil sie die hier in Erdmannhausen frei laufen lassen dürfen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Auf Nachfrage gibt der Jagdpächter zu, dass er seinen Hund frei laufen lässt, während er im Auto sitzt. Er habe als Jagdpächter das Recht dazu, verteidigt der 80-Jährige seinen Standpunkt. Seit 1982 sei er Jagdpächter in Erdmannhausen und habe damit besondere Rechte. „Ich muss von niemand Belehrungen hinnehmen.“

Darüber hinaus ist Gerhard Glock der Ansicht, dass er seinen Hund „jederzeit unter Kontrolle“ habe und findet daher die Anschuldigungen und die Anzeige „eine bodenlose Frechheit“. Er spricht sogar von einem „unglaublichen Krieg“, der auf den Feldwegen rund um Erdmannhausen ausgetragen werde.

Körperliche Gewalt schließe er klar aus. „Meine Waffen sind geistiger Art“, betont der Jäger. Er ist der Meinung, „dass viele Hundehalter ihr Tier nicht richtig erziehen“ und sein Rüde eindeutig „der Herr im Revier ist“.

Das Jagdgesetz stellt klar fest: Jagdpächter sind Privatpersonen und keine Amtsträger, haben somit keine polizeilichen Befugnisse.