Das gärtnergepflegte Grabfeld soll rechts des Weges, schräg gegenüber den neuen Urnenstelen, entstehen. Foto: Sandra Brock

Den Gemeinderäten ist das Konzept eines gärtnergepflegten Grabfeldes vorgestellt worden. Dabei kümmern sich Fachleute gegen einen Einmalbetrag um Urnen-Grabanlagen.

Erdmannhausen - Seit dem Sommer ist auf dem Erdmannhäuser Friedhof gewerkelt und gebaut worden. Vor allem neue Möglichkeiten der Urnenbestattung wurden realisiert – ein Baum des Lebens entstand, Urnenstelen wurden aufgestellt. Zudem ist der Weg zum Kriegerdenkmal hergerichtet worden (wir berichteten). Einen Aspekt hatte die Verwaltung allerdings noch zurückgestellt: das gärtnergepflegte Grabfeld.

Informationen dazu gab es in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag. Susanne Müller arbeitet bei der Genossenschaft Württembergischer Friedhofsgärtner und stellte das Konzept „Gärten der Erinnerung“ vor. Dabei gehe es um die Planung, Entwicklung und Unterhaltung von gärtnerbetreuten Grabanlagen. „Das ist unsere Antwort auf die Bedürfnisse, die sich entwickelt haben“, so Müller.

Denn der Wandel in der Gesellschaft habe zur Folge, dass es kaum noch Bedarf an traditionellen Familiengräbern gibt. „Dafür aber den Wunsch nach geringem Pflegeaufwand und geringen Kosten.“ Das Ganze habe auch „dramatische Auswirkungen für die Friedhofsgärtner“, so Susanne Müller, die bei der Genossenschaft für Gemeinschaftsgrabanlagen zuständig ist. „Es gibt Leerflächen und sinkende Einnahmen.“

Deshalb sei das Konzept „Gärten der Erinnerung“ entwickelt worden. Dabei handelt es sich um schön gestaltete Urnen-Grabanlagen, die von den beauftragen Friedhofsgärtnern bis ans Ende der Nutzungszeit gepflegt werden. Die Vorteile liegen laut Susanne Müller darin, „dass die Hinterbliebenen ein schönes Umfeld haben und Trauerrituale möglich sind“. Letzteres sei ja bei den klassischen Urnenstelen oder Kolumbarien, also Urnenwänden, ein Problem. Denn hier sei es in der Regel nicht vorgesehen, dass Blumen oder Kerzen angebracht oder abgelegt werden, so Müller.

Gärtnergepflegte Grabanlagen gibt es unter anderem in Schorndorf, Grunbach, Schwäbisch Gmünd, Herrenberg oder Wurmberg, informierte die Mitarbeiterin bei der Genossenschaft. Mittlerweile werden mehr als 50 Anlagen bewirtschaftet. Angeboten werden von den Friedhofsgärtnern in diesem Zusammenhang verschiedene Grabstellen, darunter Reihen- oder Einzelgräber oder auch eine zentrale Stele mit einer Bepflanzung drumherum. „Die Bepflanzung kann saisonal wechselnd erfolgen“, erklärte Susanne Müller den Gemeinderäten.

In Erdmannhauen könne sie sich vorstellen, dass auf der vorgesehenen Fläche mittig ein Urnengemeinschaftsfeld entstehen könnte. „Drumherum könnten Einzelgrabstellen angelegt werden.“ Fällt die Entscheidung für eine solche Bestattungsform, kann mit der Genossenschaft ein Dauergrabpflegevertrag abgeschlossen werden. Dieser kostet bei einer Laufzeit von 15 Jahren 1900 Euro für einen Platz im Urnengemeinschaftsfeld sowie zwischen 3400 und 4300 Euro für Einzelgrabstellen.

Diese Beträge fallen zusätzlich zu den Friedhofsgebühren der Kommune an. „Bei Abschluss wird der gesamte Preis gezahlt“, so Müller. Die Genossenschaft wiederum bezahlt die Friedhofsgärtner quartalsweise, kontrolliert die Arbeiten und kümmert sich, falls ein Betrieb im Laufe der Vertragszeit beispielsweise zumachen sollte.

Die Bürgermeisterin Birgit Hannemann fand, „dass wir jetzt einen sehr guten Eindruck von diesem Angebot bekommen haben“. So gut, dass der Freie Wähler Franz Pilhartz sogar bedauerte, dass der Vortrag von Susanne Müller erst jetzt auf der Tagesordnung stand. „Für mich kommt das zu spät. Wir hätten uns vielleicht für andere Sachen entschieden, wenn wir das schon vorher gewusst hätten.“ Birgit Hannemann verteidigte das Vorgehen der Gemeinde: „Wir haben uns bewusst für verschiedene Bestattungsmöglichkeiten entschieden. Da haben wir uns nichts verbaut.“