Die Mitglieder des Freundeskreises setzen sich für Integration ein. Foto: privat

Die Angst und Scheu voreinander nehmen – dieses Ziel setzt sich der Freundeskreis Erdmannhausen. Die seit einem Jahr Aktiven wollen Flüchtlinge integrieren.

Erdmannhausen - Nach einem guten Jahr seit seiner Gründung haben die Ehrenamtlichen ihren Freundeskreis Asyl am Donnerstag im Gemeinderat vorgestellt – und für ihre Arbeit ein dickes Dankeschön aus dem Gremium erhalten. Die Initiative kam Ende 2014 von der Erdmannhäuserin Christine Löbner-Stark. „Als ich mitbekommen habe, dass überall im Umfeld Freundes- und Arbeitskreise Asyl gegründet werden, habe ich hier einen Aufruf gestartet“, berichtet sie. So kam es zu einem ersten Treffen im Januar 2015.

Fast monatlich kam man seither zusammen und „wir hatten ein Problem“, so Löbner-Stark. „Wir waren viel mehr Helfer als Flüchtlinge.“ So seien viele aus dem Freundeskreis quasi mit scharrenden Hufen dagestanden. Das Verhältnis ist noch heute ungleich – zumal die Zahl der Helfer mittlerweile auf knapp 80 Personen angestiegen ist. „Aber ich denke, die Gesamtsituation wird sich wohl noch ändern“, erklärt Christine Löbner-Stark.

Sie hat in der zweiten Jahreshälfte beim Freundeskreis Asyl Unterstützung von Martin Probst bekommen, mit dem sie seither das Leitungsteam bildet. Insgesamt hat man den Kreis in sechs Gruppen aufgeteilt, wobei jeder Helfer dort aktiv werden kann, wo er möchte.

So bringen sich Freiwillige unter anderem in den Gruppen „Willkommenspaket“, „Kultur & Integration“, „Öffentlichkeitsarbeit“, „materielle Beschaffung“ und „Recht“ ein. Wobei bei Letzterer der Oberbegriff Bürokratie gelte, wie Christine Löbner-Stark berichtet. „Es gibt einfach unheimlich viele Vorschriften.“

Einen wichtigen Beitrag leisten auch die Freiwilligen in der Gruppe „Sprache“, betont das Leitungsteam unisono. Außerhalb der anerkannten Kurse in Ludwigsburg seien in Erdmannhausen bereits hunderte Stunden an Deutschkursen für Flüchtlinge gelaufen, so Probst.

Hinzu kommt noch die Rolle der Paten. Als Pate steht man zum Beispiel einer Flüchtlingsfamilie mit Rat und Tat zur Seite und unterstützt sie bei ihren ersten Schritten in ihrem neuen Umfeld. „Das ist eine intensive, aber sehr bereichernde und dankbare Aufgabe“, weiß Löbner-Stark.

Damit und mit Aktionen wie dem Bücherei-Café oder dem Café International bietet die Gruppe den Flüchtlingen Teilhabe an. „Wichtig ist, beiden Seiten – den Bürgern und den Flüchtlingen – die Angst und Scheu voreinander zu nehmen“, so Probst.

Was sie mit ihrem Engagement erreichen wollen? „Ihr seid Träumer oder Spinner“, das habe man alles schon gehört, sagt Martin Probst. An der großen Politik könne man auch nichts ändern. „Und wir machen sicher auch nicht alles zu 100 Prozent perfekt“, räumt er ein. „Aber es ist besser, etwas zu tun als nichts zu tun“, betont er. Und dieses Engagement will er auch nicht als Aktionismus missverstanden wissen. Es sei ganz konkret schon einiges geschafft: Vom Sprachunterricht bis hin zur Beschaffung von Kinderwagen und mehr.

Auf lange Sicht sollen auch nicht nur die Flüchtlinge im Fokus des Freundeskreises stehen. Probst: „Wir haben bereits überlegt, ob wir uns nur um Flüchtlinge kümmern oder auch um andere soziale Härtefälle.“ Für den Anfang habe man beschlossen, mit der Asylarbeit zu beginnen. „Aber es ist unser klares Ziel, dass wir uns weiterentwickeln, wenn wir die Ressourcen und Möglichkeiten haben.“

Um all das umzusetzen, wollen die Ehrenamtlichen „das Rad nicht immer neu erfinden“, so Probst, und sich entsprechend mit anderen Kreisen austauschen. Zudem soll die Wirksamkeit der Angebote überprüft werden: „Wir schauen, ob das Sinn ergibt und auch angenommen wird“, erläutert Martin Probst.