Einen zweiten Wahlsieg in Erdmannhausen soll es nicht mehr geben. Birgit Hannemann mit ihrem heutigen Ehemann Björn nach dem Wahlsieg 2012. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Birgit Hannemann hat an ihrem 40. Geburtstag im Gemeinderatsausschuss erklärt, dass sie im nächsten Jahr nicht mehr zur Bürgermeister-Wahl antritt.

Erdmannhausen - Es ist der 40. Geburtstag der Erdmannhäuser Bürgermeisterin Birgit Hannemann und es ist die Sitzung des Verwaltungs- und Technischen Ausschusses. Auf der Tagesordnung steht das Thema „Bürgermeisterwahl 2020“ – eigentlich eine Formalie: Wann wird gewählt, wer sitzt im Gemeindewahlausschuss? . . . Doch dann lässt Birgit Hannemann die Bombe platzen: „Ich habe mich schweren Herzens entschieden, bei der Wahl 2020 nicht erneut zu kandidieren“, sagt sie fast unter Tränen.

Gemeinsam habe man in den vergangenen acht Jahren viel erreicht, hatte sie zu Beginn noch routiniert ausgeführt. „Wir haben Verkehrsprobleme gelöst, Kinderhaus und Schulturnhalle auf den Weg gebracht.“ Die Ortsmitte sei zum Glück nach wie vor ein attraktiver Ort. Und es gebe auch noch viel zu tun, denn eine Gemeinde sei nie fertig. Neue Räume für die Kernzeitenbetreuung würden benötigt, am Feuerwehrgerätehaus müsse angepackt werden.

Dann wurden die Worte der Erdmannhäuser Bürgermeisterin kritischer: „Wir haben mehr und mehr eine Betroffenheitsdemokratie“, sagte Hannemann. Viele seien nur auf ihren Vorteil bedacht, und „mangelnder Respekt kommt manchmal auch noch dazu.“ Das sei eine Entwicklung, die es gebe, die sie aber mit Sorge betrachte. Hinzu komme, dass aufgrund des Bürgermeister-Amtes ihre Familie auf vieles verzichten müsse. „Arbeit am Wochenende und Leben auf dem Präsentierteller“, gehörten dazu.

Also werde sie nicht mehr kandidieren, so Birgit Hannemann. „Ich mache die Arbeit gern, aber den Preis dafür müssten meine Kinder zahlen. Und dafür ist der Preis zu hoch.“ Die Entscheidung falle ihr schwer, aber „ich bitte Sie, sie zu respektieren“, wandte sich die Bürgermeisterin an die Mitglieder des Verwaltungs- und Technischen Ausschusses.

Die zeigten sich betroffen, aber verständnisvoll. „Ich sehe das mit Bedauern und wir wissen, dass das ein sehr schwerer Entschluss war. Wir respektieren das, aber es tut weh“, brachte es der Freie-Wähler-Rat und erste stellvertretende Bürgermeister Franz Pilhartz auf den Punkt.

Birgit Hannemann wird nun – da sie nicht befangen ist – im Gemeindewahlausschuss sitzen. So der Gemeinderat bei seiner Sitzung in zwei Wochen zustimmt, wird dann auch der Wahltag auf den 15. März 2020 festgelegt. Bewerbungen können vom 17. Februar an eingehen. Birgit Hannemanns Amtszeit endet dann am 31. Mai 2020.

Acht Jahre zuvor hatte Birgit Hannemann, die damals noch Birgit Flaig hieß, das Amt von ihrem Vorgänger Lutz Schwaigert übernommen, der ihr bei der Wahl im März 2012 knapp unterlegen war. Seine Herausforderin holte sich nach einem turbulenten Wahlkampf 51,12 Prozent der Stimmen. Rund 70 Wähler mehr votierten für einen Neuanfang mit der jungen Kandidatin. Die damals 32-jährige Christdemokratin hatte Wirtschaftspädagogik studiert, danach eine Stelle im Weiterbildungszweig der Tüv Rheinland Gruppe innegehabt. Anschließend übernahm sie die Stelle als persönliche Referentin des Sindelfinger Oberbürgermeisters, bis sie Bürgermeisterin wurde.