Kleidchen, Taschen, sogar Hosen – stolz präsentieren die Kinder ihre Werke. Foto: Sandra Brock

Schüler der Astrid-Lindgren-Schule nähen aus ausrangierten Kleidern neue Stücke.

Erdmannhausen - Thomas und Ferdi sehen ein bisschen ungeduldig aus. Die beiden Jungs sitzen vor einer Nähmaschine und gucken erwartungsfroh zwischen ihrer Lehrerin Thorid Krüger und den Stoffstücken hin und her. Gegenüber bei Theres und Philine ist es ähnlich. „Ihr dürft die Maschine anmachen und loslegen“, lautet das Startkommando – und schon rattern die Maschinen los.

Ganz langsam und sachte führen die Kinder den Stoff unter der Nadel. Es ist das Nähatelier E3 der Astrid-Lindgren-Schule in Erdmannhausen. Die Kinder der jahrgangsgemischten Klasse 1 und 2 nähen neue Kleider aus alten Kleidern. Ihre Lehrerinnen Kathrin Kubach und Thorid Krüger hatten die Idee dazu. „Das Thema Nachhaltigkeit muss in die Schule gebracht werden“, sagten sie sich. Und weil beide für ihr Leben gerne nähen, kam eines zum anderen: Die Eltern wurden um alte Kleidungsstücke gebeten – „und wir haben alles mögliche bekommen“, berichtet Krüger. „Vor allem viele Hemden, aber auch einiges andere.“ Dann machten sich die Kinder Gedanken darüber, was daraus entstehen könnte: Kissenbezüge zum Beispiel – nämlich aus dem Mittelteil der Hemden. Oder Kleidchen – aus dem unteren Teil der Hemden mit einem oben angenähten T-Shirt-Teil. Oder eine Hose ? Auch dieser Vorschlag war von den Schülern gekommen. Und ja. Auch Hosen wurden aus den Hemden genäht.

Bei Thomas und Ferdi klemmt derweil etwas an der Nähmaschine, ein Faden ist hängengeblieben. Thorid Krüger kümmert sich gleich darum. „Irgendwas habt ihr da wild gemacht“, sagt sie lachend und bringt die Maschine wieder zum Laufen. Die Nähmaschinen beziehungsweise das Geld dazu hat die Klasse übrigens bei einem Handarbeitswettbewerb gewonnen. Anfangs wurde noch mit den privaten Maschinen der Lehrerinnen gearbeitet.

Zwei der Geräte sind momentan im Einsatz. Die restlichen Kinder bleiben aber bei Weitem nicht untätig. Denn es braucht nicht unbedingt eine Nähmaschine, um hübsche neue Dinge aus alten Klamotten, die sonst im Altkleidercontainer gelandet wären, zu kreieren. Aus T-Shirts werden zum Beispiel Taschen geknotet. „Für den Verkauf der Ernte aus dem Schulgarten haben wir richtig viele Taschen hergestellt“, berichtet Krüger. Oder wiederverwendbare Kosmetik-Pads aus alten Handtüchern . . .

Die Palette ist riesig und die 23 Kinder haben so viel Spaß an der Sache, dass Einiges zusammengekommen ist. Die Sieben- bis Achtjährigen tragen ihre Kreationen nicht nur selbst, sondern haben sie inzwischen auch schon verkauft. „Wir waren mit einem Stand vor dem Rathaus“, berichtet Thorid Krüger. Sogar ein eigenes Label hat das Nähatelier der E3 schon.

Momentan sind aber erst einmal Sommerferien. Im nächsten Schuljahr wollen die Lehrerinnen „auf jeden Fall irgendwie an dem Thema dranbleiben“. Und die Kinder selbst werden das wohl auch tun – egal, ob Junge oder Mädchen übrigens. „Jungs haben zu uns zum Abschied gesagt: ,Danke, dass wir nähen durften’“, erzählt die Lehrerin. Und von dem einen oder anderen weiß sie, dass er oder sie sich zur Kommunion eine Nähmaschine gewünscht hat.