Wenn Mami um die Welt jettet, sind die Gedanken der Daheimgebliebenen stets bei ihr. Foto: Werner Kuhnle

Immer wieder wird Julia Essig-Grabnar gefragt, wie sie als Stewardess ihrer Mutterrolle gerecht wird

Julia Essig-Grabnar reist als Flugbegleiterin um die ganze Welt. Dabei bringt sie den Einsatz in der Arbeitswelt mit ihrem Familienleben gut unter einen Hut.

Immer wieder wird Julia Essig-Grabnar gefragt, wie sie als Stewardess ihrer Mutterrolle gerecht wird. Die 34-Jährige aus Erdmannhausen kam von sich aus auf unsere Zeitung zu, als sie von der Serie „FamilienZeit“ las. „Ich werde relativ häufig darauf angesprochen und erzähle gerne davon“, sagt sie und erwähnt gleich ihre beiden Kinder, die fünfjährige Greta und den zweijährigen Anton, die ihre Mutter dann für einige Tage nicht sehen, wenn sie von Frankfurt aus für die Lufthansa abhebt.

Wenn Julia Essig-Grabnar sich an manchen Arbeitstagen frühmorgens um 5.47  Uhr am Erdmannhäuser Bahnhof in die S-Bahn setzt, damit sie um 9.10 Uhr am Flughafen das Briefing für den Flug nach New York erhält, kann sie inzwischen ganz gut loslassen. „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es fällt mir nicht schwer, meine beiden Kinder zurückzulassen“, sagt die Mutter. Wesentlich für das gute Gefühl, das sie dabei hat, ist vor allem ihr Mann Andreas. „Ihm war von Anfang an wichtig, als Vater eine gleichwertige Beziehung zu den Kindern aufzubauen.“ Das gelte auch für den Haushalt: Bügeln und Bad putzen übernehme er gerne, lobt die Ehefrau, die sich auch auf das Organisationstalent ihres Mannes verlassen kann, wenn er ihren monatlichen Einsatzplan auf seine Arbeitszeiten bei einem großen schwäbischen Kehrmaschinenhersteller abstimmt.

Apropos Einsatzplan. Den kann die Stewardess zum Teil selbst mitbestimmen. „Ich gebe dafür im Vorfeld meine Wünsche per Computer ein.“ Ob alles klappt, erfährt Julia Essig-Grabnar am 27. des Vormonats. Da sie für Großflugzeuge wie den Airbus  380 ausgebildet wurde, fliegt sie meistens weit weg: San Francisco, Singapur, New Delhi oder Houston stehen etwa zur Auswahl. „Ich bin momentan sechs bis sieben Nächte im Monat weg“, erzählt die Flugbegleiterin. Da sie derzeit für Anton noch in Elternzeit ist, arbeite sie nur zu 50  Prozent. Das Klischee vom aufregenden Leben als Stewardess sieht sie in Maßen bestätigt: „Ich kann tatsächlich mal an einem Strand entspannen und ein Buch lesen oder in New York ins Musical gehen“, sagt sie, zumal ihre Schwester Tanja, die auch Stewardess ist, manchmal mit ihr im selben Flugzeug ist. Die Abwechslung tue ihr persönlich gut, wäre aber ohne ihren Mann und die Großeltern nicht möglich.

Wie viele andere junge Paare werden die Grabnars von den Großeltern tatkräftig und mit viel Freude unterstützt. Sie wohnen in Benningen und Marbach und holen die Kinder nachmittags oft aus der Kita ab. Dann gibt es regelmäßig die Lieblingsgerichte Grießklößchensuppe und Spätzle mit Soße, und natürlich wird viel gespielt. „Mein Vater stellte sich neulich sogar als Friseurmodell zur Verfügung“, berichtet Julia Essig-Grabnar schmunzelnd. Oft sei aber auch die Eisenbahn im Einsatz.

Die Familie hat gelernt, mit der Abwesenheit der Mutter umzugehen. „Verglichen mit vielen Müttern, die zum Beispiel in einem Büro arbeiten, bin ich, wenn ich hier bin, über einen längeren Zeitraum am Tag für die Kinder da.“ Wenn sie demnächst aus der Elternzeit zurückkehre, werde sie immer nur vom 1. bis zum 10. eines Monats weg sein. „Die Lufthansa bietet da ganz tolle Schichtmodelle an.“ Davon profitiere das Familiennetz: „Bei uns ist Flexibilität unheimlich wichtig, da jede Woche anders aussieht“, sagt die Mutter, die sich auch im Benninger Musikverein engagiert.