„Alarmstufe Rot“: Die AMF-Fassade im Gewerbegebiet von Erdmannhausen zeigt sich sonst eher unscheinbar. In der Nacht auf Dienstag war das anders. Foto: Werner Kuhnle

Das Erdmannhäuser Unternehmen AMF theaterbau GmbH hat sich an der „Night of Light“ beteiligt. Mit dieser Aktion haben Kulturschaffende auf sich aufmerksam machen wollen. Bisher gibt es hier kaum Hilfe durch die Politik.

Erdmannhausen - Eher unscheinbar ist das Erscheinungsbild der Firma AMF theaterbau im Erdmannhäuser Gewerbegebiet. In der Nacht von Montag auf Dienstag war das ausnahmsweise anders: Die Fassade war rot angeleuchtet, zudem hing ein Transparent an der Wand. „Night of Light“ nannte sich die bundesweite Aktion der Kulturschaffenden. Man will verdeutlichen, dass in der Branche „Alarmstufe Rot“ herrsche. „Es geht um eine ganze Branche, die von der Politik mehr oder weniger vergessen worden ist. Wir reden hier von 1,3 Millionen Beschäftigten. Zählt man noch den Bereich der Messen hinzu, sind es drei Millionen“, sagt AMF-Geschäftsführer Holger Herthnek.

Seit 30 Jahren gibt es sein Unternehmen. Bis zu 19 Mitarbeiter hatte man schon, nicht zuletzt dank eines „sehr guten Geschäftsjahres 2019. Durch die Corona-Krise ist der Umsatz um rund 80 bis 90 Prozent eingebrochen. Vier Stellen mussten wir abbauen. Da hängen Existenzen und Familien dran. Das tut weh“, betont Herthnek.

Durch den Stillstand im Kulturbetrieb ist auch das Geschäftsfeld von AMF derzeit quasi nicht mehr existent. „Theater, Oper, Ballett, Musical – wenn Sie sich da eine Produktion anschauen, das Bild hinter der Kunst, das sind wir. Das sind Holz- oder Stahlbauten, das ist Malerei. Aber auch Museen statten wir aus oder einzelne Events. Zum Beispiel hatten wir einen schönen Auftrag von der Bundesbank in Frankfurt – der ist nun leider weggefallen“, so Herthnek weiter. Ähnlich wie in der Reisebranche oder der Gastronomie seien solche Ausfälle nicht zu kompensieren. „Genauso wie ein Restaurant ja jetzt nicht die doppelte Menge an Gästen bewirten kann. Und in der Gastronomie oder im Einzelhandel geht es ja jetzt zumindest langsam wieder los. Bei uns kommt nach wie vor so gut wie nichts an Aufträgen rein.“

Möglicherweise wird auch bei AMF demnächst Kurzarbeit eingeführt. „Das ist beantragt. Aber man muss sehen: In unserer Branche muss man in Spitzenzeiten sehr viel arbeiten. Und diese Überstunden müssen erst abgebaut werden“, erklärt Herthnek. Und somit baue man derzeit einen Schuldenberg auf. „Viele Unternehmen wie Versicherungen oder Krankenkassen sind uns zwar wohlgesonnen und stunden Zahlungen.“ Doch die Schulden blieben. Die Soforthilfe des Landes für die ersten drei Monate sei letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. „Und das zweite Paket kann man ja noch nicht einmal beantragen“, sagt Herthnek. AMF habe deshalb zum „sehr mutigen Instrument eines KFW-Schnellkredits in großer Höhe gegriffen. Das rettet uns hoffentlich für dieses Jahr. Aber was dann kommt, das weiß keiner.“ Sind die Theaterhäuser dann wieder voll? Können Feste wieder stattfinden? „Da hängt die ganze Branche von ab: Schauspieler, Schausteller, Artisten, Tontechniker“, zählt Herthnek auf und hofft, dass die „Night of Light“ vielleicht ihren Teil dazu beiträgt, dass die Politik seine Branche in der Krise maßgeblich unterstützt.