Vor einigen Jahren wurde schon einmal über ein Industriegebiet bei Mundelsheim diskutiert. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Das Thema lag auf Eis, nun wird es wieder aktuell. Die Freien Wähler plädieren für ein Gewerbegebiet an der Autobahn bei Mundelsheim. In der Nachbarschaft begrüßt man die Planungen.

Mundelsheim - Es schien, als sei das Thema endgültig zu den Akten gelegt. Schon vor einigen Jahren waren zwar Diskussionen darüber aufgekommen, ob nicht ein interkommunales Gewerbegebiet an der A 81 bei Mundelsheim aus der Taufe gehoben werden sollte. Doch der Gemeinderat der Neckargemeinde stellte sich damals quer, wollte seine Flächen nicht für ein Projekt zur Verfügung stellen, bei dem auch Oberstenfeld und Großbottwar mit im Boot gewesen wären. Kurz vor der Kommunalwahl 2019 ging das Fass wieder auf, nachdem der Mundelsheimer Stimmenkönig Andreas Link eine Lanze für das Areal brach und Bürgermeister Boris Seitz gleich seine Sympathie für die Idee bekundete. Doch auch um diesen Vorstoß wurde es schnell wieder still – bis jetzt. Die Freien Wähler im Verband Region Stuttgart haben einen neuen Anlauf in der Sache genommen.

Im Rahmen der Haushaltsberatungen hat die Fraktion einen Antrag eingereicht, wonach die Verwaltung sich darum kümmern soll, „in Zusammenarbeit mit dem Mittelbereich Besigheim/Mundelsheim die Ausweisung eines Gewerbegebietes auf Flächen der Gemeinde Mundelsheim direkt an der A 81 zu ermöglichen“. Der Grünzug, der planerisch über dem Gebiet liegt und eine Bebauung untersagt, solle zurückgenommen werden. Ein Anliegen, das die Fraktion sowohl im Kreistag wie im Verband Region Stuttgart schon länger begleitet, wie deren Vorsitzender und Oberbürgermeister von Waiblingen Andreas Hesky betont: „Wir halten diesen Standort schon lange für eine wichtige Möglichkeit, im Landkreis und der Region Gewerbe und Industrie anzusiedeln.“ Mit ausschlaggebend ist dabei vor allem die Lage direkt an der Autobahn zwischen Heilbronn und Stuttgart. Außerdem liege das Areal, das sich westlich der Obsthalle erstrecken soll, weit genug außerhalb, „sodass keine Konflikte mit Siedlungsbereichen erkennbar sind“.

Dass die Freien Wähle genau jetzt mit einem Antrag Initiative zeigen, kommt nicht von ungefähr. Die Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart weise bereits seit Jahren auf den Bedarf an Flächen für die Industrie hin. Eine Forderung, die deren Geschäftsführer Walter Rogg auch bei den internen Haushaltsberatungen der Freien Wähler noch einmal betont hat, wie Andreas Hesky ausführt: „Mit dem Antrag soll die Flächenbereitstellung beschleunigt werden.“ Andere mögliche Gewerbegebiete an der Autobahn seien von den betreffenden Kommunen bislang fast ausnahmslos nicht realisiert worden. Eine Gefahr, die der Fraktionsvorsitzende bei Mundelsheim weniger sieht: „Wir sind zu diesem Thema schon lange im Gespräch mit der Gemeinde.“ Mundelsheim wie auch benachbarte Kommunen hätten ihr Interesse gezeigt, einen Standort an der Autobahn zu entwickeln.

Das bestätigt der Mundelsheimer Bürgermeister Boris Seitz auf Nachfrage, der selbst für die Freien Wähler im Kreistag sitzt: „Mundelsheim wird hier definitiv nicht der Verhinderer sein.“ Ansonsten hätte die Gemeinde schon prinzipiell nicht ihre Bereitschaft dazu erklärt, die Fläche mitzuentwickeln. Allerdings will Seitz hier auch realistisch bleiben: „Selbst nach Verlegung des Grünzugs wird das ein langwieriges Unterfangen werden.“ Bis dann wirklich Bagger an der A 81 rollen, zögen sicherlich noch mehrere Jahre ins Land: „Wenn wir es schaffen, langfristig Arbeitsplätze vor Ort anzusiedeln, dann ist das sicherlich kein Fehler.“ Daher habe man sich auch beim Gewerbegebiet auf der Ottmarsheimer Höhe schlussendlich nicht quergestellt, sondern Möglichkeiten für die Industrie geschaffen.

Offene Türen mit ihrem Vorstoß zu einem Gewerbegebiet an der A 81 rennen die Freien Wähler auch beim Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann ein. „Wir begrüßen das und würden uns gerne an so einem Gewerbegebiet beteiligen“, sagt er. Grundsätzlich müssten die Interessen des Bottwartals berücksichtigt werden, wenn der Regionalplan in Sachen Flächen für Gewerbe fortgeschrieben und verändert wird. Ganz ähnlich schätzt sein Oberstenfelder Kollege Markus Kleemann den Fall ein. „Wir würden gerne mitmachen, wenn das Gebiet entwickelt wird“, sagt er und weist darauf hin, dass man auf der eigenen Gemarkung keinen Spielraum für die Ausweisung eines solches Areals habe, zugleich aber der Bedarf von den Unternehmen vorhanden sei. Kleemann hebt zudem hervor, dass ein Standort direkt an der Autobahn prinzipiell für diese Zwecke am besten geeignet sei. Denn dann rolle der Verkehr nicht durch den Ort und die Belastung sei geringer.

Das sagt der Planungsdirektor der Region:
Noch ist ein neues Gewerbegebiet an der Autobahn  bei Mundelsheim in weiter Ferne. Doch der Antrag der Freien Wähler im Verband Region Stuttgart (VRS), die Planungen für ein solches Areal zu forcieren, könnte so etwas wie eine Initialzündung für das Projekt sein.  Die Freien Wähler schätzen, dass auf Tuchfühlung zur A 81 zwischen 25 und 35 Hektar für Unternehmen reserviert werden könnten. Thomas Kiwitt, der Technische Direktor des VRS, will der Entscheidung der Regionalversammlung im Hinblick auf diesen  Vorstoß nicht vorgreifen. „Der Antrag ist im Rahmen der Haushaltsberatungen eingegangen und wird in diesem Zusammenhang auch behandelt“ konstatiert er. Das passiert im Planungsausschuss am 11. November.     Fakt sei  aber, dass  im interkommunalen Industriegebiet    „Ottmarsheimer Höhe“,   das nur wenige Kilometer von der Autobahnanschlussstelle  Mundelsheim entfernt  liegt, die Kapazitäten  endlich seien.  Zudem bestätigt Kiwitt die Aussage der Freien Wähler, wonach die  übrigen Regionalen Gewerbe-Schwerpunkte an der A 81 nur zögerlich entwickelt würden und  im Raum Stuttgart  ein Mangel an geeigneten und insbesondere großflächigen Arealen für Unternehmen besteht.  Allerdings dürfe man den planerischen Grünzug nicht außer Acht lassen, der über dem  Gelände an der A 81 liegt und es damit vor einer Aufsiedlung schützt, betont er.  

Diese Schranke könne nur über eine  Änderung des Regionalplanes aufgehoben werden.   Zudem müssten natürlich zunächst die beteiligten Gemeinden ihren Segen zu dem Vorhaben geben. „Vor diesem Hintergrund kann es also derzeit nur darum gehen, diese Bereitschaft der Kommunen abzuklären. Ist diese gegeben, hat wiederum die Regionalversammlung zu klären, ob sie in ein solches Planungsverfahren einsteigen möchte, das dann – schon aus rechtlichen Gründen – ergebnisoffen sein muss“, erläutert Thomas Kiwitt.  Im Rahmen des Verfahrens könne  nach Anhörung der Bürger, der Fachbehörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange wie auch der Umweltverbände entschieden werden, ob der Grünzug zurückgenommen wird. Würde der Antrag im Rahmen der Etatberatungen angenommen, ist dieser ab Dezember 2020 mit der Haushalts-Verabschiedung gültig