Die Helfergruppe mit Beteiligung aus Beilstein hat im Kindergarten in Hönningen noch viel zu tun (oben) – und bringt Hilfsgüter ins Ahrtal (unten Mitte). Die Fahrrad-Spendenaktion von Sandra Klein aus Murr (unten rechts) ist ebenfalls ein Erfolg. Foto: Riedl/Klein

Eine Gruppe um einen Beilsteiner Fußballfan fährt jedes Wochenende ins Ahrtal. Den Weg dorthin fanden auch etliche Fahrräder einer Sammelaktion in Murr.

Beilstein/Murr - Gut drei Monate sind seit der verheerenden Flutkatastrophe vergangen. Drei Monate, in denen Thorsten Riedl aus Beilstein jedes Wochenende ins Ahrtal fuhr und mit einer zehn- bis 20-köpfigen Helfergruppe angepackt hat. Dort, wo es nötig war, aber auch ganz speziell im Kindergarten in Hönningen.

Der war bei der Flut komplett zerstört worden. „Wir bauen ihn wieder auf“, sagte sich das Team um den Beilsteiner, das aus Leuten aus der ganzen Region besteht. Und auch, wenn für Thorsten Riedl und sein Team klar ist: „Wir machen weiter“, ist die Angst groß, dass die Helfer wegbleiben. Dabei sei die Situation nach wie vor so, dass Hilfe und Helfer dringend benötigt werden. „Manpower“, wie es der 42-jährige Beilsteiner nennt, sei das größte Problem. „Die ersten Häuser kommen jetzt aus der Trocknungsphase raus und die Handwerksbetriebe können das gar nicht stemmen.“

Heizungen fehlen

Den nahenden Winter sieht Riedl als weiteres Problem. Die Kälte zum einen – denn Heizungen fehlen. Aber zum anderen auch die seelische Situation der Menschen. „Die besinnliche Zeit wird Wunden aufreißen. Bis jetzt sind die meisten ja gar nicht zur Ruhe gekommen.“ Das Helfer-Team hat sich nun ein Wochenende Verschnaufpause gegönnt. „Es war toll, mal wieder Zeit mit der Familie verbringen zu können“, sagt Thorsten Riedl. „Die Auszeit hat gut getan.“ Aber jetzt freut er sich schon wieder aufs Ahrtal, auf Hönningen, wo die Gruppe schon zum Dorf dazugehört. „Das, was man von den Leuten zurückbekommt, ist unbezahlbar“, sagt der 42-Jährige über sein Engagement. Der Zusammenhalt, die Freundschaften, die entstanden sind, treiben ihn an. „Besser hätten wir es nicht treffen können.“

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Und das gilt nicht nur für die Menschen im Flutgebiet, sondern auch für die Gruppe selbst. Viele gehören zum VfB-Fanclub Heimatliebe 0711. Aber auch KSC-Fans mischen mit. Aus Fußball-Sicht ein No-Go. Aber hier geht es um mehr. Längst sind tiefe Freundschaften entstanden und sogar eine „Ahrtal-Liebe“ zwischen einem KSC-Fan und einer VfB-Anhängerin. Fußball, die schönste Nebensache der Welt, bleibt Nebensache. Die Gruppe, die sonst kein Spiel verpasst, war in dieser Saison nie im Stadion. „Ich bereue und vermisse nichts“, sagt der Beilsteiner. „Nächste Saison werden wir weitersehen.“ Erst einmal muss der Kindergarten fertig werden. Für kommendes Frühjahr plant Thorsten Riedls Partnerin Nathalie Schiffner schon das Einweihungsfest. Und dann warten schon die nächsten Projekte . . .

Fahrräder fürs Ahrtal

Hilfe fürs Ahrtal gibt es auch aus Murr – mit einer Fahrrad-Spendenaktion: Gleich am Wochenende nach der Flutkatastrophe hatten sich Sandra und Stefan Klein überlegt, wie sie helfen können. Und da Stefan Klein seit 30 Jahren nebenberuflich an Fahrrädern schraubt, war schnell klar: Es sollen genau solche gesammelt und ins Krisengebiet gebracht werden. Seit dem ersten Aufruf über Facebook ist viel passiert: 80 Räder sind zusammengekommen, die zum Großteil bereits vor Ort einen wichtigen Dienst erweisen. Die verbliebenen 15 Räder wird Familie Klein jetzt am Wochenende ins Ahrtal bringen – es wird ihr erster Besuch dort sein. „Mit Hund und Familie war das vorher nicht möglich. Jetzt verbinden wir es aber mit den Herbstferien“, sagt Sandra Klein.

Bemerkenswert: Sämtliche Räder wurden nicht nur gesammelt, sondern zeitintensiv und auf eigene Kosten repariert. „Uns war wichtig, keinen Schrott dorthin zu bringen“, sagt Sandra Klein. Ihr Mann schaute sich die Räder also genau an. Räder, die nicht mehr zu retten waren, wurden zerlegt und dienten als Ersatzteillager. Obendrauf fragten die Kleins bei zwei Firmen für Equipment an – und trafen auf Unterstützung. „Somit gab es zu jedem Fahrrad auch einen Helm und ein Schloss.“ Auch Katzenaugen, Klingeln und Lichter brachte das Ehepaar an. Transportiert wurden die Räder peu à peu mit den Transportern der „Flutopferhilfe aus’m Ländle“.

„Gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd“

Die Rückmeldungen aus dem Ahrtal waren überwältigend. Ein Paar kann die Kilometer zur Arbeit fahren. Ein Siebenjähriger hat „gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd“, als er das Rad erblickte. Ebenso zwei junge Brüder. Und viele Räder wurden genutzt, um zu den Duschcontainern zu gelangen. Mit der letzten Lieferung am Wochenende ruht die Aktion nun über den Winter. Im Frühjahr wird dann geschaut, ob noch Bedarf besteht.

Spenden kann man über die PayPal Adresse helfendehaende.hoenningenahrtal@gmail.com. Aber auch Sachspenden werden benötigt – Näheres über E-Mail nathalieespunkt@gmail.com.

Helfer sind weiterhin willkommen. Wer mit anpacken möchte, kann sich telefonisch bei Thorsten Riedl melden. Seine Telefonnummer lautet 0 15 20 / 9 88 47 25.