Im Hörnle ist Straßenzug um Straßenzug auf Vordermann gebracht worden. Nun legt die Stadt eine Pause ein. Foto: Archiv (Oliver von Schaewen

Im Marbacher Stadtteil wurden zuletzt nach und nach die Straßen und Leitungen erneuert. An moderne Heizformen wurde nicht gedacht. Das könnte sich jetzt ändern.

Marbach-Hörnle - Außerhalb des Hörnles bekommt man es vielleicht gar nicht so richtig mit, aber in dem Marbacher Stadtteil läuft seit Jahren ein ehrgeiziges Mammutprojekt. Stück für Stück lässt die Kommune für viel Geld Leitungen, Kanäle und Straßen auf Vordermann bringen. Zuletzt wurde in der Mainzer Straße von der Makenhofstraße bis zum Gebäude mit der Nummer 102 gehämmert und gebohrt. Eines wurde hier wie auch in den Abschnitten zuvor allerdings nicht mit berücksichtigt: dass man den Häuslebesitzern gleich eine moderne Wärmeversorgung aus einer Heizzentrale heraus anbieten könnte. Für die SPD ist das im Rückblick ein wunder Punkt. Und die Genossen hoffen, dass man dieses Thema bei den nächsten Sanierungsschritten im Hörne mitdenkt.

Möglichkeit zum Innehalten

„Wir ärgern uns alle miteinander, dass wir das nicht nicht früher bedacht haben“, sagt Ernst Morlock, der Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten im Gemeinderat. Nun, da die Arbeiten im Stadtteil ohnehin gerade ruhen, hält er aber den Augenblick für gekommen, um innezuhalten und die Wärmeversorgung doch in den Fokus zu rücken. Die SPD hat entsprechend beantragt, ein Energiekonzept erstellen zu lassen, ehe die Bagger wieder anrücken. Dabei solle „insbesondere die Möglichkeit einer zentralen Wärmeversorgung mit einem kalten oder warmen Netz für den noch nicht sanierten Bereich“ des Gebiets untersucht werden. Möglicherweise sei es auch noch nicht zu spät, die Hochhäuser an der Makenhofstraße, vor denen schon gebuddelt wurde, an so ein System anzudocken.

Stadt hat eigene Flächen

Ob sich all das machen lässt, vermag Bürgermeister Jan Trost nicht einzuschätzen. So der Gemeinderat den Vorstoß der SPD goutiert, müsse sich ein Fachbüro der Sache annehmen. „Erst dann können Aussagen getroffen werden“, erläutert der Rathauschef. Abhängig von einem etwaigen Konzept zur Energieversorgung sei auch, inwieweit es eine Heizzentrale bräuchte und wo diese entstehen könnte. An den Grundstücken, die die Stadt dafür benötigen würde, dürfte das Projekt am Ende aber wohl nicht scheitern. „Im Bereich der Mainzer Straße hat die Stadt Flächen im Bereich des Spiel- und Bolzplatzes oder auch im Hangbereich zwischen Kindergarten und Straße“, erklärt Trost. Details dazu müssten jedoch gegebenenfalls näher untersucht werden.

Andere Zeiten, andere Prioritäten

Dass man solche Fragen nicht schon vor dem Startschuss der Straßen- und Leitungssanierung im Hörnle geklärt hat, stuft der Bürgermeister nicht als Versäumnis ein. „Die Planungen stammen aus dem Jahr 2013, das war in vielen Dingen eine andere Zeit“, betont der Schultes und erinnert an Baugebiete in Erdmannhausen und Benningen, in denen bei der Leitungsinfrastruktur ebenfalls auf den klassischen Energieträger Gas gesetzt worden sei. „So wurde es damals auch im Hörnle beschlossen. Man muss Entscheidungen immer auch in die zeitliche Relevanz setzen. Heute sind andere Zeiten mit anderen Prioritäten“, erklärt Trost.

Verpasste Chance

Ähnlich schätzt Ernst Morlock die Lage ein, der auch niemandem einen Vorwurf machen möchte. Man sei schon vor langer Zeit in die Planungen eingestiegen und habe seinerzeit die Wärmeversorgung nicht auf dem Schirm gehabt. Was nichts daran ändert, dass ihn das nun grämt. „Ähnlich wie beim Keltergrund hätten wir von Anfang an ein dezentrales Nahwärmenetz in unsere Überlegungen einbeziehen müssen“, heißt es denn auch in dem Antrag seiner Fraktion, in dem auf das Neubaugebiet in Rielingshausen verwiesen wird, für das ein solches Netz zur Wärmeversorgung aufgespannt werden soll.

Aufgeschlossenheit beim Bürgerverein

Sollte nun auch im Hörnle für die noch zu sanierenden Straßenzüge ein vergleichbares Projekt aufs Gleis gesetzt werden, wäre das gewiss im Sinne der Anwohner, denkt Kewin Ohlandt, einer der Vorsitzenden des Bürgervereins Hörnle & Eichgraben. „Ich glaube, dass der Vorstoß auf ein positives Feedback stößt“, sagt er. Der Umstieg auf Heizungen, die über erneuerbare Energien gespeist werden, sei im Stadtteil ein Thema. Gerade jüngere Familien, die ein Haus übernommen haben und es sanieren, machten sich über die Alternativen zu den klassischen Brennstoffen Gedanken.

Strategie für alle Stadtteile gefordert

Perspektiven
 Die SPD hat bei der Energieversorgung nicht nur das Hörnle im Blick. Die Sozialdemokraten haben einen weiteren Antrag eingereicht, in dem sie fordern, dass für sämtliche Stadtteile eine Strategie „für eine langfristige, zukunftsfähige, klimafreundliche Wärmeversorgung“ entwickelt wird.

Obsolet
 Die Sozialdemokraten machen darauf aufmerksam, dass früher oder später jeder vor der Frage stehen wird, was er mit seiner Öl- und Gasheizung anstellt. Denn diese Modelle würden irgendwann „klimatisch obsolet, unbezahlbar oder verboten“. Letztlich werde es auf Wärmepumpen aller Art hinauslaufen, möglicherweise auch auf Nahwärme oder kalte Nahwärme. So oder so wäre es aus Sicht der SPD wichtig, den Bürgern rechtzeitig aufzuzeigen, was wann in welcher Straße ansteht. Dann könnten die Häuslebesitzer ihre Investitionen darauf abstimmen. Herausarbeiten solle die Strategie der neue Energiemanager.