Ulrike Fischer und Markus Schneider von der Buchhandlung Taube haben am Freitag mit dem Teilumzug begonnen. Foto: Oliver von Schaewen

Kleine Geschäfte in der Region zeigen sich kreativ

Marbach - Die Vorweihnachtszeit bringt für viele Läden einen wichtigen Umsatz. Wer Bücher oder auch Schönes und Dekoratives verkauft, kann darauf kaum verzichten. Umso mehr in einer Phase, in der etliche Geschäfte coronabedingt ohnehin massive Einbrüche zu verzeichnen hatten. Doch Corona und Gedränge, das passt auch nicht zusammen. Da heißt es kreativ zu sein. So wie beispielsweise Markus Schneider von der Buchhandlung Taube in Marbach. Der hat nämlich seit dem 16. November und voraussichtlich bis zum Heiligen Abend eine Art Zweigstelle in der gegenüberliegenden Eisdiele eröffnet. Denn die steht im Winter ohnehin leer.

„Wir haben uns schon im September Gedanken darüber gemacht, was man tun kann, damit unsere Kunden möglichst so entspannt wie in den Jahren zuvor einkaufen können“, sagt Schneider. Sonst habe man manchmal 20 Leute gleichzeitig im Laden, was aber zurzeit wegen der Abstandsregeln bei einer begrenzten Verkaufsfläche nicht möglich sei. Aus Erfahrung wissen der Buchhändler und sein Team aber, dass viele einfach nur kurz die bestellten Bücher abholen und gar nicht lange stöbern wollen. Was lag da näher, als einfach mal den Nachbarn gegenüber zu fragen? Um es kurz zu machen: Der war ebenso einverstanden wie der Vermieter. Und so steht der vorübergehenden Öffnung des „Taubenschlags“, wie die Zweigstelle auf Zeit genannt wird, nichts mehr im Weg.

Dort kann man dann nicht nur vorbestellte Bücher abholen, es gibt auch Weihnachtskarten, Bestseller und „ein paar Krüschtle“, wie Schneider die netten Kleinigkeiten nennt, die eigentlich immer gut ankommen. Bezahlen kann man im Taubenschlag auch ganz normal. Mit mehr als zwei bis drei Personen gleichzeitig rechnet Markus Schneider dort nicht, in die Buchhandlung in der Wendelinskapelle dürften eigentlich gleichzeitig 13 Personen, doch habe man deren Zahl vorsichtshalber auf sechs begrenzt. „Sonst wird das mit dem Abstand schwierig.“ Die Vorfreude auf die Interims-Zweigstelle sei bei allen groß, berichtet der Buchhändler. „Für uns wird das auch spannend, weil die Kollegen nicht nur in einem Laden stehen, sondern hin und her wechseln.“ Vielleicht sei das ja auch eine Idee für die kommenden Jahre, denkt Schneider schon voraus: „Dann steht in der Zeit auch ein Laden weniger in der Stadt leer.“

Eckhard Oechsle von der gleichnamigen Bücherstube in Oberstenfeld hat es nicht ganz so komfortabel wie Markus Schneider, der von der leer stehenden Eisdiele profitiert. Kreativ ist er aber trotzdem: „Wir fahren immer noch relativ viele Bücher aus“, sagt Oechsle. Dazu würden auch die Mittagspause und die Abendstunden genutzt. Bei Kunden, die während der Totalschließung im Frühjahr das Lieferangebot genutzt oder auch danach zunächst noch gezögert hätten, wieder in den sehr kleinen Laden zu kommen, biete man das auch ganz dezidiert an. Zudem seien Ein- und Ausgang voneinander getrennt. Und da in der Bücherstunde auch eine Annahmestelle für Pakete ist, habe man für diese Kunden eine andere Lösung gefunden: „Die werden gebeten zu klingeln, dann kommt jemand zu dem Tisch, der draußen vor dem Laden steht.“ Glücklicherweise gebe es dort eine relativ lange überdachte Galerie, sodass das Warten auch bei schlechtem Wetter nicht unangenehm werde. Sein Fazit: „Es gibt Möglichkeiten; man muss halt kreativ sein.“ Und nötig ist das allemal. Denn das Weihnachtgeschäft mache bei ihm fast ein Drittel des Umsatzes aus, schätzt Oechsle.

Kreativ zeigt sich auch Monika Haag von der Wohnscheune Haag in Großbottwar: „Wir bieten ein ‚private shopping‘ außerhalb unserer Öffnungszeiten an.“ Das heißt, bei telefonischer Voranmeldung darf man auch dann kommen, wenn das Geschäft eigentlich geschlossen hat. Wobei die Wohnscheune in der Vorweihnachtszeit ohnehin anders als sonst an allen Werktagen geöffnet habe, erklärt Monika Haag. Auch den vorweihnachtlichen Markt, der am letzten Wochenende stattgefunden hat, habe man dank einer Einbahnstraßenregelung an kritischen Stellen und eines Hygienekonzepts gut gemeistert. Im Übrigen sei man vorsichtig: „Bei uns dürften eigentlich 28 Leute gleichzeitig rein, wir haben das aber sicherheitshalber auf 17 beschränkt“, so Monika Haag.