Im Friedwald geht es schlicht zu – Grabschmuck etwas gibt es meistens nicht. Foto: dpa/Jens Büttner

Die Überlegung von einem Friedwald in Beilstein klingt vielversprechend. Es wäre ein weiterer Gewinn für die sowieso vielfältigen Möglichkeiten.

Falls mich jemand beobachtet haben sollte, wie ich dieser Tage im Magazin 11Freunde las, dürfte derjenige mich mit offenem Mund und kurz erstarrt am Tisch sitzen gesehen haben. Was es nicht so alles gibt, dachte ich mir, als ich las, dass sich Zuschauer bei einem Fußballspiel in Argentinien über einen plötzlichen Ascheregen vom Oberrang wunderten. Als nach Spielende von dort das Foto einer leeren Schachtel mit dem Etikett eines Krematoriums online gestellt wurde, war klar: Hier hatte wohl eine „etwas unorthodoxe Stadionbestattung“ stattgefunden, wie es das Magazin ausdrückt. Ein Mann hatte die Asche seines Freundes verstreut. Sogar ein Video kursiert davon. Wie gesagt: Was es nicht alles gibt . . .

Während mancher im Stadion seine ewige „Ruhe“ finden möchte, geht’s sonst für gewöhnlich natürlich tatsächlich ruhig zu. Und warum nicht statt auf dem örtlichen Friedhof abseits der Zivilisation im Wald begraben werden? Solche Friedwälder haben neben der unübertroffenen Stille den Charme, noch ein Stück mehr im Einklang mit der Natur und Teil des Lebenskreislaufs zu sein. Nebenbei wird den Hinterbliebenen keine Grabpflege auferlegt, was Verstorbenen immer häufiger wichtig ist und den Trend zur Urnenstele bestärkt.

Würdevolles Ambiente in der Natur

Im Siegerland konnte ich bei einem Spaziergang mal zufällig Eindrücke in einem großen Friedwald sammeln. Abgesehen vom Vogelzwitschern und Blätterrauschen war es mucksmäuschenstill, die Bäume waren mit schlichten Namensschildern versehen, Bänke boten den Besuchern einen Blick ins Tal. Ein würdevolles Ambiente. In unserer Region sind Friedwälder selten. Kein Wunder, ist der Kreis Ludwigsburg doch der waldärmste im Ländle. In Schwaigern und Obersulm im Nachbarkreis Heilbronn gibt’s welche, auch in Stuttgart-Wangen. Mal mit Namen, mal anonym. In mancher Gemeinde bleibt sonst das Baumgrab auf dem Friedhof.

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Dass jetzt in Beilstein der Wunsch auf den Tisch kam, einen Friedwald anzulegen, ist toll. Dass angedacht ist, eine Lösung mit Nachbargemeinden auf die Beine zu stellen, und dass deren Bürgermeister sich gesprächsbereit zeigen, macht das Projekt umso spannender. Das Thema wird zwar noch mit angezogener Handbremse angegangen. Bei den sowieso vielfältig gewordenen Bestattungsmöglichkeiten wäre ein solcher Wald aber ein weiterer Gewinn. Klar ist auch hier: Geschmäcker sind grundverschieden. Das zeigt nicht nur die Idee von Stadtrat Oliver Kämpf, auf dem Beilsteiner Friedhof  auch Weinreben zu setzen, unter denen man sich begraben lassen könnte. Sondern eben auch der Wunsch nach einer Stadionbestattung . . .