In Sachen E-Mobilität hat die Stadt Marbach noch Nachholbedarf. Foto: picture alliance //Freitag

Im Fuhrpark der Kommune steht kein einziger E-Wagen. Auch der neue Lastwagen für den Bauhof soll von einem Verbrenner angetrieben werden. Doch die Räte drängen darauf, endlich den Einstieg in die Elektromobilität zu schaffen.

Marbach -

Die E-Mobilität steht kurz davor, den großen Durchbruch zu schaffen. Die Zulassungszahlen in diesem Segment steigen, Hersteller kommen teilweise kaum hinterher, so viele batteriebetriebene Wagen zu produzieren, wie die Kunden wünschen. Von der Stadt Marbach sind indes bislang keine Bestellungen für ein Elektroauto bei Daimler, VW und Co. eingegangen. Auch der neue Lastwagen für den Bauhof soll aus praktischen Gründen mit einem Verbrenner ausgestattet sein. Dafür gab der Ausschuss für Umwelt und Technik am Donnerstag auch einhellig grünes Licht. Zugleich mahnte das Gremium mehrheitlich an, demnächst den Einstieg in die E-Mobilität in Angriff zu nehmen.

Es scheitert an der Nutzlast

Bauamtsleiter Dieter Wanner versicherte, dass man sich keinesfalls der neuen Technik gegenüber verschließe. Bei der aktuell anstehenden Neubeschaffung eines Lastwagens habe man sogar ein E-Fahrzeug als Alternative geprüft, doch dieses sei schlicht nicht infrage gekommen. Der höhere Preis sei dabei nicht einmal das K.-o.-Kriterium gewesen – sondern der Umstand, dass der E-Lastwagen eine Nutzlast von lediglich drei Tonnen tragen könne, der konventionelle Laster indes 900 Kilogramm mehr. „Das hört sich zunächst vielleicht gar nicht so wild an“, sagte Wanner. Doch in der Praxis müssten an das Spezialfahrzeug, das nicht zuletzt für den Winterdienst benötigt wird, unter anderem ein schweres Räumschild und ein Streuer angedockt werden. Dazu müsse man das Gewicht des Streusalzes addieren, das selbstredend ebenfalls transportiert werde. „Somit scheidet für uns die Elektrovariante im Prinzip aus“, fasste Wanner zusammen.

Zugleich machte er Hoffnung, dass beim nächsten Kehrfahrzeug, das auch bald erneuert werden muss, eine E-Variante bestellt wird. Ein entsprechendes Modell haben die Mitarbeiter des Bauhofs schon unter die Lupe genommen – und zeigten sich davon durchaus angetan, wie Bauhofleiter Klaus Wüst erklärte.

Sondermodelle nicht so schnell auf dem Markt

Die Argumente überzeugten unterm Strich schließlich auch Barbara Eßlinger von den Grünen, die sich zunächst skeptisch gezeigt und angeregt hatte, den Kauf vielleicht zu verschieben, weil dann womöglich die Auswahl an E-Modellen größer ist. Denn man wolle die Elektromobilität ja eigentlich fördern. „Wir kommen aber keinen Schritt weiter“, monierte sie. Jochen Biesinger von der CDU gab jedoch zu bedenken, dass die Entwicklung bei Sondermodellen nicht so rasant verlaufe, sodass es wohl noch einige Zeit dauern werde, bis ein adäquates Fahrzeug mit Batterie auf dem Markt wäre. Insofern stehe er voll hinter dem Vorgehen der Verwaltung, wenngleich natürlich der ökologische Aspekt immer mitgedacht werden müsse. Martin Mistele von den Freien Wählern konnte ebenfalls dem Verbrennermotor im aktuellen Fall zustimmen. Aber natürlich müssten bald auch Elektrofahrzeuge im städtischen Fuhrpark auftauchen. „Ich glaube, jeder von uns würde es gut finden, wenn wir Elektrofahrzeuge in unserer Flotte hätten“, pflichtete Ernst Morlock von der SPD bei. Aber die Argumente nun seien schlüssig. Das stellte auch Benjamin Flaig von Puls nicht in Abrede, der sich jedoch als Einziger kritisch zur Umstellung auf E-Modelle äußerte wegen des darin verbauten Kobalts, dessen Gewinnung er in den Zusammenhang mit Kinderarbeit brachte.

Autos der Stadt noch gut in Schuss

Alles in allem herrschte allerdings im Gremium die Stimmung vor, perspektivisch in Sachen E-Mobilität in die Offensive gehen. Diesem Ansinnen will sich auch Bürgermeister Jan Trost nicht versperren. Er erinnert auf Nachfrage an den Straßenkehrer, der „aus Sicht der Verwaltung als Elektrofahrzeug beschafft werden soll“.

Ferner könnten die städtischen Mitarbeiter bereits auf mehrere Pedelecs zurückgreifen. Trost weist ferner darauf hin, dass die Nutzung des ÖPNVs gefördert wird. Die Kollegen seien „angewiesen, bei Fahrten zum Beispiel nach Stuttgart zu Terminen und Fortbildungen, wenn möglich, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Außerdem zahlt die Stadt den Beschäftigten einen Zuschuss zum ÖPNV“, erklärt er. Der Bürgermeister hebt überdies hervor, dass selbst die beiden über zehn Jahre alten von insgesamt vier Autos im Einsatz der Stadtverwaltung noch ordentlich in Schuss seien, sprich: eine Ersatzbeschaffung derzeit nicht nötig ist.

Sein eigenes Dienstfahrzeug sei etwa Baujahr 2015 und habe einen Kilometerstand nach sechs Jahren von nur rund 18 000 Kilometern, „da ich selbst, wenn möglich, viele Wege zu Fuß oder mit dem ÖPNV zurücklege“, erklärt Trost.