Steffen Schassberger (links) und Wachleiter Bernd Mäule sind mit dem neuen Standort in Murr rundum zufrieden. Foto: /Frank Wittmer

Der Umzug in den Ziegeleiweg hat sich aus Sicht des Roten Kreuzes gelohnt. Die Rettungsfristen ins Bottwartal können eingehalten werden. Beschwerden wegen Lärms oder anderem sind keine bekannt geworden.

Murr - Seit dem Sommer ist die Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Ziegeleiweg in Murr in Betrieb. Der Wegzug von Marbach war ursprünglich wegen der zu langen Rettungsfristen ins Bottwartal notwendig geworden. Aber auch in anderer Hinsicht bieten die neuen Räumlichkeiten viele Vorteile.

„Es ist wesentlich geräumiger hier“, stellt Bernd Mäule, der Leiter der Rettungswache, beim Rundgang fest. Die ehemalige Schreinerei bietet genug Platz für die beiden Einsatzfahrzeuge, Ruhe- und Bereitschaftsräume. Drei Schichten rund um die Uhr werden derzeit von 13 Mitarbeitern besetzt. „Wir haben einen personellen Engpass“, so Steffen Schassberger, Bereichsleiter Rettungsdienste beim DRK in Ludwigsburg. Jedes Rettungsfahrzeug muss mindestens besetzt sein mit einem Notfallsanitäter mit dreijähriger Ausbildung und – meist als Fahrer – einem Rettungssanitäter mit dreieinhalbmonatiger Grundausbildung.

Einer der beiden Rettungswagen in Murr ist rund um die Uhr im Einsatz, der zweite im Tagdienst. „Die Wache ist aber immer rund um die Uhr besetzt, auch an Weihnachten und zum Jahreswechsel“, betont Mäule. Fünf Rettungswachen gibt es im Landkreis Ludwigsburg. „Die Alarmierungsordnung ist bis zum siebten Alarm durchgeplant“, erklärt Schassberger. Das bedeutet: Sollten die Kollegen in Murr bereits bei einem Einsatz sein und alle anderen Rettungsfahrzeuge ebenfalls unterwegs, könnte unter Umständen sogar ein Wagen aus dem weit entfernten Vaihingen/Enz anrücken.

Das ist aber die absolute Ausnahme. Zu mehreren Alarmierungen kommt es immer wieder auf der Autobahn. Hier haben sich im beinahe abgelaufenen Jahr einige Einsätze mit Lkw-Unfällen und Schwerstverletzten abgespielt, welche die Rettungskräfte aufs Äußerste gefordert haben.

Durchschnittlich ist der 24-Stunden-Dienst in Murr achtmal im Einsatz, der Tagdienst hat zusätzlich vier bis fünf Alarme pro Tag. Freilich spielt sich das nicht immer alles schön geordnet ab. „Es gibt immer wieder Zeiten, da sind die Einsätze sehr verdichtet“, berichtet der Rettungswachen-Leiter. An manchen Tagen sei man kontinuierlich im Einsatz, an anderen gebe es durchaus mal etwas Luft zum Durchschnaufen, bevor der Alarm wieder losgehe.

Der Standort im Ziegeleiweg war anfangs in der Kritik, unter anderem, weil Anwohner befürchteten, dass die Rettungsfahrzeuge schnell durch die 30er-Zone fahren und der Lärm durch das Martinshorn nicht zumutbar wäre. Beide Befürchtungen haben sich nicht bestätigt. „Ich bin Murr recht gut vernetzt, ich hätte das sicher zu hören bekommen, wenn es Probleme gibt“, sagt Mäule. Beschwerden sind auch Bürgermeister Torsten Bartzsch keine zu Ohren gekommen. „Die gewisse Sorge der Nachbarn zu Beginn hat sich zerstreut.“ Die Anwohner bestätigen die rücksichtsvolle Fahrweise, so Bartzsch. „Ein Großteil der Bürger ist froh, dass wir die Rettungswache in Murr haben, da man im Notfall auch schnell Hilfe bekommen würde.“

Schassberger von der Ludwigsburger Zentrale erinnert sich hingegen noch gut an Beschwerden, die es am alten Standort beim Marbacher Krankenhaus durchaus gegeben hat. „Wir sind ja Profis und fahren nicht mit Martinshorn und Vollgas los“, betont Mäule. „Die Kollegen sind sensibilisiert, durch den Ziegeleiweg und am Friedhof entlang in der 30er-Zone fahren sie vorsichtig.“

In Wohngebieten werde so gut es geht auf das Horn verzichtet, erklärt Schassberger. Wobei man manchmal schon gerne etwas mehr Lärm machen würde, wenn in Wohngebieten so geparkt wird, dass kein Einsatzfahrzeug mehr durchkommt. „Dann geht es nur noch zu Fuß weiter.“

Wertvolle Minuten können so verstreichen, bis die Retter am Einsatzort sind. Die gesetzlichen Rettungsfristen erfordern, dass in 95 Prozent der Fälle innerhalb von 15 Minuten mit der Ersten Hilfe begonnen werden kann. Durch die Verlagerung der Rettungswache nach Murr haben sich die Zeiten vor allem in Richtung Bottwartal verbessert, auch nach Marbach und zu den anderen Einsatzorten. Insofern ist man beim DRK sehr zufrieden mit dem neuen Standort in Murr.

Der Standort Murr ist für Marbach, Benningen, Pleidelsheim und die Autobahn zwischen Ludwigsburg Nord und Mundelsheim sowie für Affalterbach, Erdmannhausen, Steinheim, Großbottwar und Oberstenfeld mit Gronau zuständig. Prevorst wird von Löwenstein aus angefahren, die Wache in Murr ist der „zweite Alarm“, falls das Löwensteiner Fahrzeug schon im Einsatz sein sollte.