Benedikt Schinzel, Paul Schäfer und Manuela Zimmer (von links) haben im Ahrtal täglich an bis zu 15 Versorgungsstellen frisches Essen und Lunchpakete verteilt. Foto: DRK Benningen

Drei Rettungskräfte vom DRK Benningen helfen im rheinland-pfälzischen Katastrophengebiet Ahrtal in einem provisorischen Versorgungszentrum mit. Mit anderen Helfern haben sie rund 10 000 Menschen täglich mit frisch zubereiteten Speisen versorgt.

Benningen - An einer von der Bundeswehr aufgestellten Behelfsbrücke stehen brennende Kerzen – in Herzform aufgestellt. Jedes Licht steht für einen Menschen, der in den reißenden Fluten der Ahr umgekommen ist. Es ist ganz still, als Manuela Zimmer, Benedikt Schinzel und Paul Schäfer vom DRK Benningen der vielen Flutopfer gedenken. Solche Bilder brennen sich tief und unauslöschlich ins Gedächtnis der Rettungskräfte vom Roten Kreuz ein.

„Trotz dieser Erlebnisse geht es mir gut und bin ich dem DRK enorm dankbar, dass ich an diesem Rettungseinsatz teilnehmen konnte“, schildert der 26-jährige Helfer Schinzel. Auch Zimmer stimmt ihm zu: „Das Belastende hält sich in Grenzen. Allerdings sind die Rettungskräfte von ihren Einsätzen in Benningen einiges gewohnt und psychisch stabil.“ Diese Resilienz sei eine sehr wichtige Grundlage, damit die drei Helfer gesund von solchen Einsätze zurückkommen. „Zudem hilft, wie unfassbar dankbar die Menschen dort über jede Form von Hilfe sind“, ist Zimmer noch immer berührt.

Die Menschen winken und gewähren Vorfahrt

Als die Unterstützungsbitte von der Koordinationsstelle im Generalsekretariat des DRK in Benningen eintrifft, muss alles schnell gehen. Die drei Rotkreuzler machen sich sofort in Richtung Ahrtal auf den Weg. Hier sind sie mit 200 weiteren Hilfskräften in einer Reha-Klinik untergebracht, die wegen Hochwasserschäden evakuiert wurde. Aus dem provisorischen Versorgungszentrum versorgen die die drei Benninger 10 000  Menschen mit Essen.

Bis zu 15 Versorgungsstellen fahren sie dazu täglich an. „Besonders überwältigend war die Dankbarkeit der Menschen vor Ort. An Straßenkreuzungen winken uns Leute zu, hupen und geben uns Vorfahrt“, ist Schinzel beeindruckt. „Man kann sich das nicht vorstellen. Es gibt oftmals keine Straßen mehr, Brücken und ganze Häuser sind in den Fluten verschwunden. Und bei Nacht ist es in den Orten im Ahrtal stockdunkel. Kein einziges Licht leuchtet in den Gebäuden.

Trinkwasser gibt es nur aus bereitgestellten Flaschen

Was oftmals selbstverständlich ist, fehlt dort: Elektrizität, fließendes Wasser, selbst sauberes Trinkwasser gibt es nicht mehr und muss in Flaschen bereitgestellt werden. „Unser Fahrzeug haben wir zum Beispiel auf einem notdürftig geschotterten Platz direkt vom Tankfahrzeug betankt“, beschreibt Schinzel. „Alles, was wir als selbstverständlich erachten, ist im Flutgebiet kaputt. Diese Menschen haben alles verloren. Ich hätte nie geglaubt, dass ich solche Bilder noch einmal hier bei uns in Deutschland und nicht nur in einem armen afrikanischen oder asiatischen Land erlebe.“ Ganz entscheidend sei es, den Menschen weiterhin vor Ort zur Seite zu stehen und sie nicht zu vergessen: „Ich denke, wir Helfer leisten da einen ganz wichtigen Beitrag zur Krisenbewältigung.“

„Wenn morgen ein Anruf käme, wären wir sofort wieder dabei“

Was bleibt? Das Erlebte verändere einen definitiv nach der Rückkehr. Selbst für ganzalltägliche Dinge empfinde er eine tiefe Dankbarkeit, erzählt Benedikt Schinzel. Überall Strom, Licht, Wasser, wenn man am Hahn dreht: „Und wir haben nicht nur die Menschen vor Ort versorgt. Wenn wir als Retter andere Retter aus der ganzen Welt mit frischem Essen beliefern können, erfüllt das einen mit tiefer Dankbarkeit“, umreißt Zimmer ihre Aufgabe. Alle drei Helfer können sich einen erneuten Einsatz gut vorstellen. „Wenn morgen ein Anruf käme, wären wir sofort wieder dabei“, sind sich die Benninger einig. Denn wichtig sei jetzt, den Menschen weiterhin Hoffnung zu geben und sie nicht alleine ihrer Not zu überlassen.