Viele Sirenen haben am 10. September probehalber aufgeheult. Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der mit Pannen behaftete bundesweite Signaltag hat im Rielingshäuser Ortschaftsrat eine Diskussion über die Wiedereinführung von Sirenen ausgelöst. In Oberstenfeld will man ebenfalls darüber nachdenken. Der Marbacher Bürgermeister hält das aber für unnötig.

Marbach - Bei einem Terroranschlag, einem verheerenden Unwetter oder anderen Katastrophen soll die Bevölkerung so schnell wie möglich in Habachtstellung gebracht werden. Die Probe aufs Exempel wurde am 10. September bei einem bundesweite Warntag durchgespielt – der allerdings ziemlich in die Hose ging. Eigentlich sollte der Alarm per Sirenen oder entsprechenden Apps um 11 Uhr übermittelt werden. Doch die Nachricht kam erst mit Verzögerung auf den Handys an. Das Ende vom Lied war, dass insbesondere in Kommunen ohne Sirene die ganze Aktion zum Rohrkrepierer wurde – was nun im Rielingshäuser Ortschaftsrat eine Diskussion um die Wiedereinführung einer Sirene auslöste.

„Rielingshausen wird im Notfall nicht gewarnt“, lautete die Erkenntnis von Ortsvorsteher Jens Knittel aus dem Alarmtag. „Im schlimmsten Fall wäre uns die Bombe auf den Kopf gefallen“, sagte er. Insofern sei es seines Erachtens nicht gut gewesen, dass die Sirene im Stadtteil abmontiert wurde. Für ihn stellte sich vor dem Hintergrund die Frage, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre, die Alarmierungsvorrichtung wieder anzuschaffen. Auch Jochen Biesinger von der CDU machte ein Fragezeichen hinter die Entscheidung, auf die Sirenen zu verzichten. Er wies darauf hin, dass die Apparatur in den 90er-Jahren deinstalliert wurde, weil sie auch zur Alarmierung der Feuerwehr nicht mehr benötigt wurde. Das bestätigt der Kommandant der Marbacher Feuerwehr, Alexander Schroth. Und daran habe sich bis heute nichts geändert. „Für die Feuerwehr macht das gar keinen Sinn“, konstatiert er. Denn die Kameraden würden über ihre digitalen Funkempfänger angepiept. Eine Ausnahme sei Siegelhausen. Dort werde die Truppe nach wie vor über eine Sirene zusammengetrommelt. „Das hat Tradition in Siegelhausen“, erklärt Schroth. Allerdings werde das Gerät auch nur zur Verständigung der Mannschaft verwendet. Im Katastrophenfall springe der Alarm nicht an. Folglich betreffe das Thema die Feuerwehr im Grunde nicht. Denn bei der Sirenenwarnung gehe es ja darum, dass die Leute beispielsweise Fernseher oder Radio einschalten, um sich bei einem Schreckensszenario auf den neusten Stand zu bringen oder auf Instruktionen zu warten.

All diese Dinge sind auch dem Marbacher Bürgermeister Jan Trost bewusst. Gleichwohl sieht er keinen Handlungsbedarf. Die Sirenen seien vor mehr als 20 Jahren abgebaut worden, weil sie nicht mehr gebraucht wurden. „Und seither hat sie auch niemand vermisst“, sagt Trost. Es gebe heutzutage schnellere und wirkungsvollere Methoden, die Bevölkerung zu informieren und erinnert an all die technischen Möglichkeiten, die Handy, Internet und Apps heutzutage böten. Im Gegensatz zu Sirenen könne über diese modernen Kanäle auch kommuniziert werden, was passiert ist und nicht nur, dass etwas im Argen liegt. Aber natürlich müssten diese Medien in Notfall auch funktionieren. Das sei dann auch die Aufgabe, um die sich Bund und Länder nun kümmern müssten.

Sein Amtskollege in Oberstenfeld, das wie Marbach zu den wenigen Kommunen im Kreis gehört, die ohne Sirenen auskommen, will hingegen zumindest über eine Wiedereinführung nachdenken. Immerhin gehe es um den Schutz der Bevölkerung, sagt Markus Kleemann Da sehe er sich als Rathauschef in der Verantwortung. Und Fakt sei, dass die App nicht wie gewünscht funktioniert habe. Tatsache ist aber auch, dass sich die Problematik nur auf die Kerngemeinde bezieht, in der die Sirene vor Jahren im Rahmen einer Sanierung am Rathaus entfernt wurde. „Damals hat man wohl gedacht, man braucht sie nicht mehr“, sagt Kleemann. In Prevorst und Gronau wurden die Geräte indes nicht angerührt. „Die haben auch hervorragend funktioniert“, sagt er.