Klappt es in diesem Jahr mit einer Freibad-Saison in Oberstenfeld? Es bleibt spannend. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Das Mineralfreibad Oberes Bottwartal geriet im Vorjahr in die Schlagzeilen. Es blieb nämlich in Corona-Zeiten aus Spargründen geschlossen. In diesem Jahr will es die Verwaltung besser machen und strebt die Öffnung an.

Oberstenfeld/Beilstein - Noch stehen hinter einer möglichen Öffnung der Freibäder im Bottwartal Anfang Mai dicke Fragezeichen. Trotzdem laufen schon Vorbereitungen, auch während einer anhaltenden Corona-Pandemie die Schwimmbad-Türen zu öffnen. Insbesondere die Verantwortlichen des Mineralfreibades Oberes Bottwartal wollen die Scharte auswetzen, die dadurch entstand, dass im Vorjahr kein Beschluss für eine Öffnung zustande kam – worauf die Wellen des Unverständnisses bis zu einem satirischen Beitrag in einem ZDF-Magazin hochschlugen.

Inzwischen sind viele Monate verstrichen. Zeit, die der Oberstenfelder Bürgermeister und Freibad-Zweckverbandsvorsitzende Markus Kleemann dafür nutzte, zerschlagenes Porzellan wieder zu kitten. „Der Oberstenfelder Ratsbeschluss gegen eine Öffnung war ja nur mit der Mehrheit einer einzigen Stimme gefasst worden – als ich später mit einzelnen Räten sprach, gewann ich den Eindruck, dass sie anders entschieden hätten, wenn sie gewusst hätten, was auf sie zukommt.“ Der Sturm der Empörung etwa in den sozialen Medien war umso größer, weil das benachbarte Mineralfreibad Wellarium der Kommunen Steinheim und Murr eine Nutzung ermöglichte – und coronageplagten Bürgern damit einen Raum der Erholung bot.

Das Freibad-Fiasko im oberen Bottwartal wirkte umso skurriler, als dass sich einzelne Räte bei der Abstimmung im Zweckverband nicht an die Vorgabe ihres Gemeinderates hielten – und damit einen Beschluss im Freibad-Gremium von vornherein ungültig machten. Auf diese Weise trat immerhin nicht der Fall ein, dass die Mehrheit der Oberstenfelder Räte, die laut Ratsbeschluss für eine Schließung hätten stimmen sollen, die Beilsteiner Minderheit, die für eine Öffnung hätte votieren sollen, schnöde überstimmt hätte.

Diese einseitige Verteilung der Machtverhältnisse war im Beilsteiner Gemeinderat einige Monate zuvor eher theoretisch diskutiert worden, bevor dann der Ernstfall eintrat. Dazu muss man wissen: Oberstenfeld hat rund 8000 Einwohner, Beilstein nur etwa 6000. Deshalb muss der größere Partner auch prozentual mehr in den Freibad-Zweckverband einzahlen als der kleinere jenseits der Grenze im Landkreis Heilbronn.

Die meisten Entscheidungen in der mehr als 30-jährigen Geschichte des Rutschenparadieses erfolgten einmütig. Die Ausnahme im Vorjahr hat Bürgermeister Markus Kleemann und seinen Beilsteiner Kollegen Patrick Holl aber vorsichtig werden lassen. „Wir wollen das Freibad öffnen, wenn es die Corona-Lage zulässt, müssen dafür aber besser aufgestellt sein und wollen es nicht mehr zulassen, dass einzelne Räte einen Beschluss ungültig machen, indem sie von der in ihrem Gemeinderat getroffenen Entscheidung abweichen“, erklärt Kleemann und betont, dass die beiden Ortsgremien in den vergangenen Monaten viele Vorgespräche geführt haben. Die dort gewonnenen Erkenntnisse sollen nun in einer öffentlichen Sitzung des Freibad-Zweckverbandes am Donnerstag, 14. Januar, vertieft werden. Das Problem: „Wir sind an das Gesetz zur kommunalen Zusammenarbeit gebunden, wonach die Verbandsvertreter einstimmig dem Beschluss ihres Gemeinderats folgen müssen“, sagt Markus Kleemann. Über das rechtliche Konstrukt, das den gordischen Knoten durchschlagen soll, schweigt sich der Zweckverbandschef jedoch noch aus.

Gesprächiger war der Beilsteiner Kämmerer Werner Waldenberger, der auf Nachfrage bestätigte, dass es sich bei der von den Verwaltungen favorisierten Rechtsform um den sogenannten Stimmführer handele. Demnach würden beide Kommunen einen Rat benennen, der das Votum für alle anderen abgibt. Damit würde Abweichlern von vornherein der Zahn gezogen – denn sie können nicht mehr gegen den Willen des Gemeinderats ihre Hand heben. In der Sache stehe die Beilsteiner Verwaltung hinter dem Vorhaben von Markus Kleemann, das Freibad auch bei möglichen Corona-Einschränkungen zu öffnen. „Wir können auf den Erfahrungen anderer Freibäder aufbauen“, sagt Werner Waldenberger, der denkt, dass die Corona-Pandemie auch noch im Mai einer Rolle spielen wird. Er setze auf ein entsprechendes Hygienekonzept.

Steinheim/Murr - Zwar drücken immer neue Corona-Verbote aufs Gemüt, doch was die Freibad-Saison im Steinheimer Wellarium angeht, sind die Verantwortlichen zuversichtlich. So verkündete der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch kürzlich im Gemeinderat, dass er die Arbeiten für den Kiosk-Vorplatz und die Radabstellplätze vergeben konnte und damit ein pünktliches Öffnen des Bades am vorgesehenen Termin am 1. Mai wahrscheinlich werde.

Genaue Zahlen der freien Vergabe, die der Gemeindeverwaltungsverband Steinheim-Murr (GVV) ihrem Vorsitzenden zuvor per Beschluss ermöglicht hatte, wenn die Angebote im Rahmen der Schätzung von rund 249 000 Euro bleiben würden, reichte Torsten Bartzsch auf Nachfrage dieser Zeitung nach: „Wir konnten bei 165 000 Euro rund 30 Prozent sparen.“

An einem Strang mit Bartzsch zieht sein Steinheimer Kollege und Stellvertreter als Vorsitzender des GVV, Thomas Winterhalter. Auch er plädiert für eine Öffnung, um den Bürgern eine Form der sportlichen Betätigung und einen Ausgleich für die Einschränkungen durch die Corona-Verbote zu gewähren. „Wir betreiben das Bad mit Steuermitteln und sollten sie für unsere Bürger einsetzen.“ Winterhalter und Bartzsch dürfen sich bestätigt sehen. Die positiven Stimmen zur Öffnung des Bades im Vorjahr überwogen bei Weitem. Das Online-Ticketsystem verhinderte, dass sich am Kassenhäuschen lange Schlangen bildeten und das Covid-19-Infektionsrisiko dadurch stieg.

Zwischenzeitlich haben die GVV-Macher das Kassensystem weiterentwickelt. Künftig können zum Beispiel auch Dauerkarten online verlängert werden und mit dem QR-Code der Eingangsbereich passiert werden. „Das ist insbesondere erforderlich , wenn es wieder zu Pandemieeinschränkungen kommt“, erklärt Torsten Bartzsch. Für Bargeldbezahler ist aber der Zug damit nicht abgefahren. Sie können weiter an der Kasse Tickets erwerben, wenn es die Corona-Lage erlaubt.