Familienbesuche waren diese Ostern nicht möglich. Das hat unter anderem dazu geführt, dass die Autobahnen staufrei blieben. Foto:  

Die Corona-Verordnung hat zur Folge, dass viele Traditionen dieses Jahr ausfallen mussten. Das hatte aber auch seine guten Seiten, wie staufreie Straßen und Entschleunigung.

Bottwartal - Keine Ausflüge und Gottesdienste, Mindestabstand und geschlossene Restaurants. Viele Menschen mussten 2020 auf ihre Traditionen zum Osterfest verzichten. Für andere ging es dagegen quasi zurück den Wurzeln, wie für den ehemaligen Murrer Bürgermeister Manfred Hollenbach: „Ostern war nicht viel anders als sonst.“ Seine Frau und er seien zuhause gewesen. Nur: Eigentlich wollten sie in Namibia und dem Taubertal sein. Während seine Frau in Afrika bei der Konfirmation des Patenkindes mit dabei gewesen wäre, hatte Hollenbach selbst den Geburtstag seiner Schwester feiern wollen: „Der fiel auf Ostern und es wäre die optimale Gelegenheit gewesen, meine Familie zu besuchen.“ Die hatte er schon länger nicht mehr gesehen. Und auch auf eine seiner Töchter habe er verzichten müssen. Sie lebt in Österreich.

Negativ sieht Hollenbach das Fest aber dennoch nicht. „Es gibt ja Telefon und WhatsApp.“ Eine Tochter, die in Murr lebt, sei mit dem Enkel und Abstand auch vorbeigekommen. Und sowieso sei er auch kein Typ, der sich viel beschwere: „Ich hadere nicht mit Dingen, die ich nicht ändern kann.“ Für ihn sei es wichtiger, aus einer Situation das Bestmögliche zu machen. Auch sonst feiere er Ostern zuhause, Reisen seien da eher die Ausnahme für ihn.

Wie viele Menschen in diesem Jahr auf einen Ausflug verzichtet haben, hat am Wochenende auch ein Blick auf die A81 oder die A6 gezeigt. Statt Autokolonnen herrschte dort gähnende Leere. Damit hatte sich auch die Prognose des ADAC bewahrheitet, der schon Anfang April in einer Stauprognose für die Feiertage „mit deutlich weniger Verkehr als in den Vorjahren“ gerechnet hatte. Lediglich am Gründonnerstag und am Ostermontag gab es wieder etwas mehr Verkehr, da viele Pendler auf dem Heimweg waren und jetzt wieder zurück an die Arbeitsstelle fahren. Und wer sich doch auf die Autobahnen wagte, wurde noch einmal mit Hilfe der dynamischen Anzeigetafeln, die sonst den Stau melden, daran erinnert: „Corona – Ostern bitte nicht reisen!“

Noch strengere Regeln gab es am Osterwochenende für Steffen Krebs, dem Torwarttrainer von Borussia Mönchengladbach mit Wurzeln im Bottwartal: „Der Verein hat die Vorgabe gemacht, dass wir weder wegfahren dürfen noch Kontakte nach außen haben.“ Derzeit läuft das Training in Kleinstgruppen und jegliches Risiko soll vermieden werden. Die Pläne von Krebs hatte das damit gleich zweimal umgeworfen. „Eigentlich wäre ja Bundesliga gewesen.“ Wäre das Spiel auf den Samstag gefallen, wäre er mit seiner Frau am Sonntag und Montag in Ländle gefahren. Als der Spielbetrieb eingestellt wurde, hatte er auf drei Tage in Kirchberg und Erdmannhausen gehofft.

Drei freie Tage habe es dann auch tatsächlich gegeben, aber zuhause in Nordrhein-Westfalen mit seiner Frau. „Wir hatten schöne Ostern mit viel Zeit für uns“, so Krebs. Und vor allem mit Zeit für Dinge, die im Alltag sonst oft zu kurz kommen, wie die Gartenarbeit oder ein Buch: „Solche Gelegenheiten gibt es bei uns nur selten, daher haben wir das schon genossen.“ Natürlich hätte er auch gerne Familie und Freunde gesehen, „aber da muss ich eben warten, bis das wieder möglich ist“. Für ihn sei es ja auch nicht ungewohnt, wenn sich Pläne kurzfristig ändern: „In meinem Job ist es einfach so, dass ich manchmal Dinge hinten anstellen muss. Wenn ein Spiel ist, hat das ja immer Priorität, auch wenn ich vielleicht auf eine Geburtstagsfeier gewollt hätte.“ Ein besonderes Oster-Highlight sei auch das Maultaschen-Menü gewesen, das seine Frau aufgetischt hat: „Sie kocht sehr gerne und hatte jetzt die Zeit dafür.“

Wer im Bottwartal nicht selbst am Herd stehen wollte, konnte auch 2020 in den Genuss eines feinen Ostermenüs kommen. Mehrere Restaurants hatten Kreationen zum Liefern und Abholen im Angebot, wie Mayer’s Burgrestaurant in Beilstein. „Es ist ganz gut gelaufen, auch wenn es den Umsatzverlust nicht völlig ausgleichen kann“, so Thomas Mayer. Spargelsuppe, Kalbsbraten, Spätzle und Co. kamen hier einvakuumiert oder im Glas zu den Familien nach Hause: „Wir haben dabei auf regionale Zutaten Wert gelegt und darauf, dass jeder die Speisen schnell und einfach anrichten kann.“ Das Feedback sei durchweg positiv gewesen. Auch die Trattoria Toscana in Marbach hatte ein Menü zum Abholen angeboten. „Vor allem unsere Stammgäste haben das genutzt“, so Inhaber Eugenio Dominech. Auch bei ihm reicht das Angebot nicht, um den Verlust auszugleichen, „aber ich freue mich sehr über jede Unterstützung“.