Äpfel verkauft der Obsthof von Sven Gunßer quasi das ganze Jahr über. Foto: Werner Kuhnle

Seit Anfang September läuft die Apfelernte. Je nach Standort blicken die Obstbauern zum Teil auf das schwierigste Jahr in ihrer Laufbahn. Das Wetter hat einige Kapriolen geschlagen.

Affalterbach - Das wäre das schwierigste Jahr für Obstbauern gewesen, an das sich sein 61-jähriger Vater erinnern könne, beschreibt Sven Gunßer den Rückblick auf 2021 aus Sicht der Obstbauern. Dabei kann er selbst schon auf 16 Jahre Berufserfahrung zurückblicken, trotz seiner jugendlichen 32  Lebensjahre. Zum Herbstanfang herrscht wie immer Hochbetrieb im Familienbetrieb Gunßer in Affalterbach. Seit Anfang September wird nämlich die Apfelernte eingebracht. Das dauere dann voraussichtlich bis Ende Oktober.

Äpfel sind das ganze Jahr über gefragt

Äpfel sind ein wichtiger Zweig des Obstbaubetriebes. „Wir verkaufen praktisch das ganze Jahr über Äpfel“, weiß Sven Gunßer darum, wie enorm wichtig die zwölf Hektar Anbaufläche für die Existenz des Familienbetriebs sind. Denn letztendlich wiederhole sich zwar der Jahresablauf stetig, doch bisher sei noch keines der Jahre auch nur annähernd gleich gewesen, schildert Gunßer die Vielfalt seines Berufs.

Natürlich jammere auch er nach einem starken Frost wie in diesem Frühjahr – das halte ihm zumindest seine Frau vor – doch die Natur sei so intelligent, dass es eben trotz aller negativer Vorzeichen noch nie zu einem totalen Ernteausfall gekommen sei. Zuerst blühe es im mehrjährigen Holz, danach im einjährigen, beschreibt Sven Gunßer die zeitversetzte Blüte: „Die Natur findet selbst wieder Wege, die Schäden auszugleichen.“

„Wo wir Sonne gebraucht hätten, hat es geregnet“

Auch Wolfgang Jäger von der Erzeugergemeinschaft Mundelsheim sieht das so: „Im Mai hat es in unseren Lagen den ersten Hagel gegeben, den zweiten dann im Juli.“ Das Jahr sei schwierig gewesen: „Wo wir Sonne gebraucht hätten, hat es geregnet.“ Jäger schätzt den Minderertrag auf ein Drittel weniger als im Vorjahr. Das reiche dann nicht mehr, um bis zur neuen Ernte durchgehend Äpfel zu verkaufen, prognostiziert er bereits leere Lagerhallen. Doch die Qualität sei immerhin gut. Jens Eisenmann vom gleichnamigen Obsthof in Rielingshausen bestätigt das: „Die Sonne der letzten Wochen hat enorm geholfen.“

Die Apfelernte der Eisenmanns ist bereits „zu 80 Prozent eingebracht“. Doch es war ein arbeitsreiches Jahr, erzählt Eisenmann: „An manchen Tagen habe ich 20-mal auf die Wetter-App geschaut.“ Auf dieser Basis steuert er seine Arbeits- und Ernteteams. Doch am Ende sei der Obsthof mit einem blauen Auge davon gekommen. Und ganz wichtig: „Keiner in unserem großartigen Team ist an Corona erkrankt.“ Daran ist auch zu sehen, wie unterschiedlich Wetterlagen zuschlagen können. In Rielingshausen ging alles mit viel Mehrarbeit noch glimpflich aus, während in Mundelsheim durchaus ein Minus eingefahren wurde.

Kunden wollen perfekte Früchte

„Äpfel muss man behandeln wie eine schöne Frau: mit viel Vorsicht“, führt Sven Gunßer mit einem Augenzwinkern aus: „Den heute kaufen die Kunden einfach kein angemacktes Obst mehr.“ Dabei sei es auch unerheblich, ob Schäden durch Frost, Hagel-, Lager- oder den Transport entstehen. Doch wie schlimm das Jahr auch sei, aufgeben würde er nie, ist Gunßer überzeugt: „Ich bin einfach aus ganzem Herzen Obstbauer.“ Und auch sein Team wisse er sehr zu schätzen, das derzeit in den Plantagen unterwegs ist. Daniel aus Polen fährt Traktor, während die Rumänin Renata die unteren Äpfel pflückt. „Ohne die vielen Helfer aus den früheren Ostblockländern ginge nichts“, so Gunßer.

Was dem Obsthof Gunßer sehr hilft, sei auch, dass immerhin zwei Supermärkte als Abnehmer für die Äpfel bereitstehen. Bei Jens Eisenmann ist dagegen der Anteil der selbst vermarkteten Äpfel noch größer: 95 Prozent wird privat weiter verkauft.+

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