Die Erdmannhäuser Bürgermeisterin Birgit Hannemann empfängt die Narren als Die Hexen haben den Marbacher Bürgersaal fest im Griff gehabt. Foto: Werner Kuhnle (3)

Der Schmutzige Donnerstag treibt das Narrenvolk auf die Straße. Rathäuser werden gestürmt, Hexen rücken Gemeinderäten zu Leibe und auch die Redaktion unserer Zeitung bekam Besuch.

Marbach/Bottwartal - Eigentlich ist der 6. Januar der Start der Fastnacht im Ländle. Doch so richtig krachen lassen es die Narren landauf und landab dann ab dem sogenannten „Schmotzigen Donnerstag“. Das haben auch Stadträte, Bürgermeister und Redakteure zu spüren bekommen, die bunten Besuch empfangen durften. Hexen im Gemeinderat Marbach Trotz – oder wegen – einer Sitzung des Verwaltungsausschusses blieb auch das Marbacher Rathaus nicht von den Narren verschont. Um 16.10 Uhr stürmten die Hexen in voller Montur den Saal. Begleitet von einem kräftigen „Narri, Narro – die Marbacher Hexen sind wieder do“ verteilt ein Teil der Frauen Luftschlangen und Süßigkeiten. Der andere Teil stürzte sich auf die Schlipsträger im Raum, um ihnen trotz heftiger Gegenwehr die Krawatten abzuschneiden. Anschließend kam der politische Part: In Reimform resümierten die Hexen das vergangene Jahr in der Schillerstadt. Zunächst gab es Lob für die Marbacher Verwaltung. So wurden der Charity Bike Cup und die Beachtage mit den Worten „Da schlägt die Waage nicht einseitig aus, denn alle ziehen ihren Nutzen draus“ betitelt. Aber die Hexen übten auch Kritik, etwa an der allgemeinen Wohnungs- und Parkplatznot. Die Kritikpunkte, säuberlich auf Zetteln gesammelt, übergaben die Narren als Vorschläge für 2020 an Jan Trost. Zudem stellten sie ihm ein Gutachten aus – für „amtlich geprüfte Qualität“. Nachwuchsnarren stürmen das Rathaus in Erdmannhausen Der Ausnahmezustand herrschte auch am Rathaus in Erdmannhausen. Schon kurz vor 15.30 Uhr hatte sich auf dem Vorplatz eine Horde von Prinzessinnen, Jedi, Clowns und Co. versammelt. „Tirili, Tirila – Wir sind da!“ schallte es „Ranchbesitzerin“ Birgit Hannemann entgegen, die sich schließlich im Cowboy-Kostüm vor die Tür wagte: „Den Schlüssel wollt ihr haben? Den bekommt ihr nicht, geht heim!“ Eine Ansage, die die Narren nicht auf sich sitzen lassen. Sie stürmten durch die Eingangstüre, unter der Führung von Schildkröte Karin Bogdanowitsch, die für die erkrankte Jugendhausleiterin Clara Strähle in die Bresche sprang: „Deine Stunden sind eh gezählt. Am 15. März wird gewählt“, rief sie Cowgirl Hannemann entgegen. Den auf einer Lampe versteckten Schlüssel hatten die Kinder schnell entdeckt. Erst nach einem Bonbonregen gaben sie das Rathaus wieder frei und zogen weiter. Drescher und Hexa zu Besuch bei der Marbacher Zeitung Eine echte Überraschung gab es wohl für Fußgänger am König-Wilhelm-Platz, als um Punkt 13 Uhr ein Bus vorfuhr. An Bord: Eine Schar Gloschd’r-Hexa und Bebbeles´s-Drescher des Fasnetsvereins Steinheim mitsamt riesigem Berliner als Gastgeschenk. „Wir kommen gerade aus Winnenden“, so Vorstand Dany Arnold. „Es geht heute noch nach Ludwigsburg, Bietigheim und Murr weiter.“ Das sei nur der Anfang einer turbulenten Woche, „ehe am Aschermittwoch wieder alles vorbei ist“. Zeit für die Verleihung der Orden an Redakteure muss aber sein. Getreu dem Motto „Eine Fasnet, viele Freunde“ sind die Steinheimer in den nächsten Tagen auch noch in Bad Rappenau und Stuttgart mit dabei. „Wir freuen uns schon auf den Umzug in Murr am Sonntag“, so Arnold. Was sich wie ein voller Terminkalender anhört, ist tatsächlich die „Ruhe vor dem Sturm“. 2021 läuft die 11. Kampagne des Vereins. Das Landesnarrentreffen am 16. und 17. Januar wird für „ein Wochenende Ausnahmezustand in Steinheim“ sorgen.