Die Gronauer werden sich an dieses Bild wohl gewöhnen müssen . . . Foto: Karsten Schmalz

Der Mühlkanal im Oberstenfelder Teilort Gronau bleibt voraussichtlich künftig bei normalem Wetter weiter trocken. Ausnahmen bilden nur Extremwetterlagen.

Für die Zuhörer kommt die Nachricht bei einem Infoabend am Dienstag wie ein Schock: Der Mühlkanal im Oberstenfelder Teilort Gronau bleibt bei normalen Wetterbedingungen zukünftig für immer trocken. Lediglich bei Hochwasser oder anderen Extremwetterlagen darf aus der Bottwar noch Wasser in den Mühlkanal abgezweigt werden. Über diesen Sachstand hat die Gemeindeverwaltung Oberstenfeld nun die Anwohner wie auch die anderen in Sachen Mühlkanal engagierten Vereine und Verbände in Gronau informiert. Eine bittere Pille – auch für Ortsvorsteher Eberhard Wolf: „Ich war wirklich entsetzt. Wir haben so viel Arbeit in den Erhalt des Mühlkanals investiert.“

Die Pegelstände der Bottwar sind zu niedrig

Die im vergangenen Jahr durchgeführten Pegelstandsmessungen der Bottwar haben es offensichtlich gemacht: Der Klimawandel führt zu deutlich niedrigeren Wasserständen von Flüssen und Bächen. Falle dieser unter 30 Zentimeter darf aus der Bottwar kein Wasser mehr abgezweigt werden.

Anderenfalls wären laut Aussagen des Landratsamtes Ludwigsburg wie auch des Regierungspräsidiums in Stuttgart die Tier- und Pflanzenarten in Existenz und Bestand gefährdet. Doch selbst im regenreicheren vergangenen Jahr hat die Bottwar teilweise nur 14 bis 20 Zentimeter erreicht.

„Wir kommen nicht umhin, das zu akzeptieren“

Eine Ableitung in den Mühlkanal würde die Lebensbedingungen in der Bottwar also erheblich verschlechtern. Das Gewässer unterliegt heute schon strengen Naturschutzverordnungen, weil es sich aus Sicht der Behörden dabei um ein besonders geschütztes Fließgewässer handelt. Diese Aussage verwunderte dann selbst Reiner Harnoß als Gewässerwart vom Fischerei- und Gewässerschutzverein Steinheim, der erklärte: „Es gibt ja auch Biodiversität im Mühlkanal, vom bestehenden Fischereirecht ganz zu schweigen.“

Entsprechend hitzig verlief im Anschluss die Fragerunde. „Wir kommen nicht umhin, das zu akzeptieren“, erklärte Bürgermeister Markus Kleemann hierzu und versicherte den Gronauern: „Dennoch möchten wir den Mühlkanal in jedem Fall für die Ableitung bei Hochwasser erhalten.“ Wie es mit dem Kanal und einem aus Sicht vieler Bürger ebenfalls erhaltenswerten Aquädukt weitergeht, hängt nun vom Risikomanagementplan für Starkregen ab, ergänzten Elena Filipp und Kai Kraning vom Bauamt: „Auf dessen Basis entscheiden dann Landratsamt und Regierungspräsidium endgültig.“