Die Herren der TTG Marbach/Rielingshausen steigen als Erster der Bezirksliga in die Landesklasse auf.Auch für die Damen des TTV Erdmannhausen geht es eine Liga nach oben. Foto: Michael Ruddat

Die Runde wird anhand des Tabellenstands zum Zeitpunkt des Abbruchs gewertet.

Marbach - Aufgrund der aktuellen Corona-Krise sowie der notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ist die Tischtennissaison 2019/20 für den Mannschaftsspielbetrieb in Deutschland mit sofortiger Wirkung abgebrochen worden. Ein entsprechender Beschluss wurde vom Deutschen Tischtennisbund (DTTB) und den 18 Landesverbänden getroffen. Er gilt für alle Spielklassen inklusive dem Pokal- und Relegationsspielbetrieb. Am 13. März war der Spielbetrieb ausgesetzt worden. Die damaligen Tabellen sind nun die Abschlusstabellen. Mannschaften, die sich in den jetzt gültigen Abschlusstabellen auf einem Aufstiegsplatz befinden, steigen auf. Entsprechend müssen Teams, welche einen Abstiegsrang belegen, den Gang in die nächst niedere Liga antreten. Teams auf Relegationsplätzen dürfen in der jeweils höheren Liga antreten (Aufstieg beziehungsweise Klassenverbleib). Außerdem wird zumindest Stand heute an den Vorgaben und Terminen der Wettspielordnung zur Vorbereitung der kommenden Saison 2020/21 festgehalten.

Die Konsequenzen für die Vereine aus Marbach und Bottwartal sind entsprechend groß und auch die Meinungen zur getroffenen Entscheidung vielfältig. In der Abschlusstabelle der Damen Verbandsliga hat der TSG Steinheim
die Rote Laterne inne und steigt damit in die Verbandsklasse ab. Die erste Herrenmannschaft des TSG belegt in der Landesliga 1 den zweiten Rang und steigt damit in die Verbandsklasse auf. TSG-Abteilungsleiter Harald Enderle sieht die jetzige Situation mit gemischten Gefühlen: „Vor dem Hintergrund der Planungssicherheit und des abgewendetem Terminchaos ist das gut. Bleibt zu hoffen, dass sportliche Härtefälle wie zum Beispiel in der Herren Bezirksklasse 2 mit Augenmaß geregelt werden.“

Hier hat der Dritte TTV Pleidelsheim
mit 17:5 Zählern lediglich elf Partien absolviert und hätte mit einem Sieg mehr am Ersten TSG Steinheim III (13 Spiele, 19:7 Punkte) vorbei ziehen können. Dies wäre auch durchaus möglich gewesen, doch die Begegnung zwischen Pleidelsheim und dem TSV Kleinsachsenheim wurde vom 22. Februar auf den 3. April verlegt und somit nicht mehr ausgetragen. Nun verpasst der TTV womöglich den Aufstieg, obwohl er weniger Verlustpunkte aufweist als Steinheim sowie der Zweite TV Mundelsheim
(14 Spiele, 19:9 Punkte). Bei solch sportlichen Härtefällen sollen die Bezirke jedoch Aufstiege ermöglichen, wenn die Klassengröße dies zulässt. Erik Reichel, Mannschaftsführer der Steinheimer, sieht die Situation ähnlich wie Enderle: „Das ist jetzt auf jeden Fall eine einfache Lösung, darum ging es wahrscheinlich in erster Linie. Auch um organisatorisches Chaos für alle Beteiligten zu vermeiden. Dabei werden sich eine gewisse Zahl an Mannschaften, sicher auch zu Recht, benachteiligt fühlen.“

Das erste Damenteam der TTG Marbach/Rielingshausen
befindet sich in der Landesklasse 2 auf Rang sieben und muss somit genau wie die TSG-Damen den Gang in die nächsttiefere Liga antreten. In diesem Falle ist das die Bezirksliga. Renate Körper, Mannschaftsführerin der Stadtallianz, wäre eine andere Option des Abbruchs lieber gewesen: „Die Entscheidung, die Verbandsrunde abzubrechen, war absolut richtig und notwendig. Allerdings hätte ich die Lösung favorisiert, dass nur die Vorrunde gewertet wird. Alle Mannschaften einer Klasse hätten dann gleich viele Spiele und es hätte jede Mannschaft einmal gegen jede andere Mannschaft gespielt.“

In der Herren Bezirksliga 1 steht die TTG Marbach/Rielingshausen
hingegen ganz oben und hat dadurch das Aufstiegsrecht in die Landesklasse erworben. Der Marbacher Kapitän Markus Schmandke stimmt dem Vorgehen der Verbände zu: „Ich finde die Entscheidung gut und habe auch damit gerechnet. Eine Verschiebung wäre nicht gegangen. Das hätte zu viele Terminprobleme gegeben. Ich habe einen Riesenrespekt vor den Verantwortlichen beim DTTB und den Landesverbänden. Eine solche Entscheidung hätte ich nicht treffen wollen.“ Problematisch sieht er nur die unterschiedliche Anzahl an absolvierten Spielen: „Das hängt vor allem mit den spielfreien Terminen zusammen, welche die Vereine zu Saisonbeginn angeben können. Auch die Verlegungen tragen ihren Teil dazu bei. Hier sollte man zukünftig weniger Möglichkeiten zulassen und einfach durchspielen.“ Der TGV Winzerhausen
ist als Zweiter ebenfalls aufstiegsberechtigt. TGV-Kapitän Dominic Meixner hätte sich bei allem Lob eine andere Lösung gewünscht: „Erst einmal Hut ab, dass der DTTB sich hier so schnell auf eine Entscheidung festgelegt hat. In solchen Ausnahmesituationen Entscheidungen zu treffen, mit denen alle Vereine glücklich sind, ist immer verdammt schwer. Auch die Regelung des direkten Auf– beziehungsweise Abstiegs wird aktuell nur die Vereine freuen, die auf einem Aufstiegsplatz stehen. Meiner Meinung nach hätte die aktuelle Saison annulliert gehört. Ich hätte mit derselben Klasseneinteilung in der neuen Spielzeit wieder begonnen. Diese Entscheidung hätte natürlich allen Aufsteigern missfallen.“

Für den TV Großbottwar
auf Rang vier der Abschlusstabelle hat der Saisonabbruch zwar keine größeren Konsequenzen. Der Großbottwarer Abteilungsleiter Thomas Friedl erkennt in der gefundenen Lösung jedoch gravierende Nachteile für andere Mannschaften und sieht es im Prinzip wie TTG-Spielerin Körper: „Wir sind uns alle einig, dass es gerechter gewesen wäre, die Tabelle nach der Vorrunde zu nehmen. Es gibt nun Tabellendritte, die mit null Minuspunkten nicht aufsteigen.“ Zumindest lässt sich mit dem MTV Goslar II ein solcher Extremfall finden. Der MTV hat in der 1. Kreisklasse Herren des Kreisverbands Goslar (Tischtennisverband Niedersachsen) nach elf Partien zwar noch eine weiße Weste. Aufsteigen werden nun jedoch zwei andere Teams mit mehr absolvierten Spielen. Daneben gibt es tatsächlich noch mehr Teams (wie gesehen zum Beispiel den TTV Pleidelsheim), die mit weniger Verlustpunkten als aufstiegsberechtigte Mannschaften ohne Härtefallregelung leer ausgehen.

Das erste Damenteam des TTV Erdmannhausen
belegt in der Bezirksliga den ersten Platz und steigt somit in die Landesklasse auf. In der Herren Kreisliga A2 sicherte sich der TTV Erdmannhausen als Siebter knapp den Klassenerhalt. Für Joachim Weber, den ersten Vorsitzenden des TTV, ist die getroffene Entscheidung verständlich: „Ich kann damit leben. Natürlich ist es nicht gerecht, aber in Anbetracht der aktuellen Lage ist die Entscheidung nachzuvollziehen. Was wäre die Alternative? Es ist völlig ungeklärt, wie lange das Kontaktverbot bestehen bleibt, und bei Nachverlegungen der Spiele kommen weitere Probleme wie geplante Urlaube und Hallenbelegungen dazu.“