Haben an der Treppe Gronauer Frauen ihre Wäsche gewaschen? Der Aquädukt regt die Fantasie der Historiker an. Foto: privat

Nach der Kritik des BUND am Rückbau des Kulturdenkmals plädiert der Historische Verein Bottwartal dafür, dass in Gronau vor der Mündung der Kurzach in die Bottwar das Bauwerk nicht rückgebaut, sondern in die Maßnahme integriert wird.

Oberstenfeld-Gronau - Der Historische Verein Bottwartal spricht sich für den Erhalt des Aquädukts mit dem alten Freibad in Gronau aus. „Wir wollten den Kontakt zu den Verantwortlichen und der Öffentlichkeit suchen, sind aber vom Zeitungsbericht überholt worden“, sagt Rolf Lutz, der zweite Vorsitzende des Vereins. Die Öffentlichkeit habe ein Interesse, dass das technische Bauwerk der Wasserwirtschaft erhalten bleibe. Lutz, auch für die SPD im Oberstenfelder Gemeinderat vertreten, ist davon überzeugt, dass sich die Ausgleichsmaßnahme für den Bau der Hochwasserrückhaltebecken Prevorster Tal und Kurzacher Tal mit dem Erhalt des Denkmals baulich vereinbaren lässt.

Baubeginn 2022 erscheint fraglich

Die beiden Rückhaltebecken sollen den Hochwasserschutz im Bottwartal ergänzen. Der damit befasste und im Jahr 2002 gegründete Zweckverband hat bereits die Becken Am Stockbrunnen und Hoftal in Großbottwar sowie im Hasenbachtal in Oberstenfeld in Betrieb genommen. Es fehlen noch die beiden geplanten Rückhaltebecken in Gronau sowie ein weiteres im Schmidbachtal in Beilstein.

Ob es jedoch bald etwas wird mit dem noch vor vier Jahren auf 2022 datierten Baubeginn, erscheint mehr als fraglich. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren, nachdem alle Ortsgremien und die Zweckverbandsversammlung ihr Okay gegeben hatten. Das Verfahren könnte sich jedoch je nach den Einwendungen in die Länge ziehen. So hat der BUND-Regionalverband Heilbronn-Franken in seiner Einwendung bereits moniert, dass der Rückbau am Bach nur 150 Meter Durchlässigkeit für Fische und andere Tiere bringe.

Der Bagger ist unausweichlich

Es gebe noch weitere Barrieren in der Kurzach, bestätigt Ralf Zimmermann, Vorsitzender des Hochwasserschutz-Zweckverbandes. „Aber das hat man einkalkuliert.“ Es stehe der Gemeinde Oberstenfeld frei, die Barrierefreiheit weiterzubetreiben. Die Betonröhre ohne Bagger herauszubekommen, sei nicht möglich. Aber er habe im Zweckverband als zweite Variante den Wiederaufbau besprechen lassen, die ungleich teurer wäre. „Die Gemeinde Oberstenfeld hatte diese Variante abgelehnt.“ Man müsse jetzt abwarten, wie sich das Landratsamt Ludwigsburg im Planfeststellungsverfahren äußert.

Einzige Querung des Baches

Zu Wort gemeldet hat sich auch der Oberstenfelder Mundartdichter Hanns-Otto Oechsle, der sich mit weiteren Interessierten für den Erhalt einsetzen möchte. „Der Aquädukt ist eine außerordentliche Stelle: Der Müller hat zwei Bäche zusammengeführt, damit er genügend Wasser bekommt.“ Vielleicht wuschen an der Treppe Frauen ihre Wäsche im sauberen Wasser der Kurzach, vermutet der ehemalige Dorfschullehrer. Wichtig sei das Bauwerk auch als einzige Querung des Baches, um als Fußgänger oder Radler sicher abseits der Straße weiter über die Gronauer Platte in Richtung Prevorst zu gelangen.

Die Kosten für sechs Rückhaltebecken im Gebiet von Großbottwar bis Beilstein teilen sich die Kommunen im Zweckverband Hochwasserschutz Bottwartal: Großbottwar übernimmt 37 Prozent, Steinheim 30  Prozent, Oberstenfeld 24  Prozent und Beilstein neun  Prozent. Das Land trägt 70  Prozent der Kosten, die Kommunen 30 Prozent. Das Bauwerk im Prevorster Tal mit rund 109 000 Kubikmetern wird auf vier  Millionen Euro geschätzt, das im Kurzacher Tal mit 126 000 Kubikmetern auf 4,5 Millionen Euro. Danach steht nur noch der Bau im Schmidbachtal aus.