Die Sanierung des evangelischen Kindergartens nach den aktuellen Plänen wird kontrovers diskutiert. Foto: Werner Kuhnle

Im Ortschaftsrat wurde wieder leidenschaftlich über die Betreuungssituation diskutiert. Die Stadt soll nun prüfen, ob an die bestehenden Kindergärten noch eine Kleinkindgruppe angedockt werden kann. Zudem gab es Kritik am bisherigen Vorgehen bei dem Thema.

Marbach-Rielingshausen - Die Diskussion um die Betreuungssituation in Rielingshausen will und will nicht abebben. Im Ortschaftsrat ist das Thema am Montagabend im Zusammenhang mit einer Elternumfrage zum Bedarf erneut aufgeploppt. Im Kern lautet das Ergebnis der Erhebung, dass der Großteil der Mütter und Väter mit dem Angebot zufrieden ist. Deutlich geht aus der Analyse aber ebenfalls der Wunsch nach einer Ausdehnung der Öffnungszeiten hervor. Auf der Basis der Zahlen leiteten die Räte die Forderung ab, die Betreuungsvorstellungen nach Möglichkeit vor Ort anzubieten. Zudem soll die Verwaltung kurzfristig prüfen, ob an einem der beiden bestehenden Kindergärten eine zusätzliche Kleinkindgruppe untergebracht werden könnte.

Beide Vorschläge hatte Jochen Biesinger von der CDU ins Feld geführt. Der Christdemokrat mochte es nicht akzeptieren, die Daten nur zur Kenntnis zu nehmen, wie ursprünglich von der Rathausmannschaft angeregt. Und Biesinger wollte eigentlich sogar noch einen Schritt weitergehen. Er beantragte, die im Raum stehende Sanierung des evangelischen Kindergartens erst dann anzupacken, wenn der Prüfauftrag zur Kleinkindgruppe abgeschlossen ist. Dafür brachte er allerdings keine Mehrheit hinter sich.

Deutliche Diskrepanz erkannt

Biesinger erschien die Gefahr zu groß, mit der Generalüberholung loszulegen, um kurz darauf vielleicht zu erfahren, dass doch eine zusätzliche Kleingruppe benötigt wird. Er verwies zudem auf die insgesamt rund 175 Mädchen und Jungs bis sechs Jahre, für die nur 110 Betreuungsplätze bereitstünden. „Da sehe ich perspektivisch eine deutliche Diskrepanz“, meinte er und erkannte speziell im Kleinkindbereich Handlungsbedarf. Ihm missfiel auch das bisherige Vorgehen, wonach im Gässle bereits ein Anbau verwirklicht werde und die Planungen für die Sanierung des evangelischen Kinderhauses längst vorlägen – aber erst im Anschluss die Umfrage angeleiert worden sei. „Der Weg müsste der andere sein. Man müsste sich erst eine Strategie zurechtlegen, sich Gedanken über den Bedarf machen und dann überlegen, was man am jeweiligen Standort baut“, empfahl er.

Der Ortsvorsteher Jens Knittel hielt entgegen, dass selbst die Elternumfrage nur den Bedarf für die nächsten drei Jahre klären könne. Zudem habe das Gremium die Sanierung des evangelischen Kindergartens in der vergangenen Sitzung schon abgesegnet, betonte Knittel. Die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik erinnerte außerdem daran, dass die aktuelle Umfrage lediglich dokumentiere, welche Öffnungszeiten gewünscht werden. Ein weiterer Platzbedarf lasse sich daraus nicht ableiten. Und Mathias Marmein, der bei der Stadt fürs Kindergartenwesen zuständig ist, wunderte sich über die eingeforderte Überprüfung zur Ansiedlung einer weiteren U3-Gruppe an die beiden bestehenden Häuser. Das sei doch bereits untersucht worden, beteuerte er. Weder im Gässle noch im evangelischen Kindergarten sei nach jetzigem Stand eine Erweiterung in der Fläche möglich. Marmein wies zudem den Einwand von Sara Helfmann von der Elterninitiative Rielingshausen zurück, wonach in puncto evangelischer Kindergarten gegenüber der Kirche nie ein Neubau mit dann vielleicht anderen Optionen als Alternative zur Sanierung diskutiert worden sei. „Wir haben uns mehrfach darüber unterhalten. Unsere Meinung war aber, dass ein Neubau wesentlich teurer wird“, sagte Marmein. Er machte auch auf die Provisorien an der Gemeindehalle aufmerksam. In den Betreuungsmodulen könnten etwaige Überkapazitäten aufgefangen werden, bis – falls perspektivisch wirklich nötig – eine dauerhafte Lösung geschaffen wurde.

Kein weiterer Aufschub gewünscht

Eine solche sieht Lothar Sondermeyer (SPD) auch eher in neuen Räumlichkeiten und im Gegensatz zu Jochen Biesinger nicht angedockt an die bestehenden Gebäude. Wenn die Nachfrage zurückgehe, könne eine eigenständige Immobilie anderweitig genutzt werden, argumentierte Sondermeyer. Seiner Fraktionskollegin Christiane Scheuing-Bartelmess war zudem wichtig, die Erweiterung des evangelischen Kindergartens nicht weiter zu schieben – weshalb sie wie die Mehrheit der Runde auch gegen die Biesinger-Idee votierte, wonach der Umbau der Einrichtung mit der Frage nach einer Erweiterungsmöglichkeit verknüpft werden solle. Nach der Modernisierung des Gebäudes könne man mögliche Spitzen in den von Marmein erwähnten Containern auffangen. „Die könnten bei Bedarf länger stehen“, erinnerte Scheuing-Bartelmess an eine Zusage des Bürgermeisters Jan Trost.

Abschließend wird über die Generalüberholung der Einrichtung im Gemeinderat am 19. Dezember entschieden.