Die Runde war sich einig: Jeder Athlet lechzt danach, seinen Sport wieder richtig ausüben zu können. Foto: Julia Spors

Gerhard Petermann und Achim Seiter kämpfen dafür, den Bottwartal-Marathon und den mz3athlon in diesem Jahr durchziehen zu können. In neuen abgespeckten Formen. Die Zeichen stehen gut, wie sie beim MZ-Sport-Talk am Dienstag verraten konnten.

Marbach - Das Sportjahr 2020: Es ist ein Desaster für viele. Erst durfte lange nicht trainiert werden, noch immer finden kaum Wettkämpfe statt. So gut wie alle Marathons und Triathlons in Deutschland sind abgesagt oder auf kommendes Jahr verschoben – zwei Veranstalter wollen jedoch noch nicht aufgeben: Gerhard Petermann und Achim Seiter. Beide arbeiten seit Wochen an Ersatzplänen und kämpfen für ihre Veranstaltungen. In den vergangenen Tagen wurden diese Pläne nun den zuständigen Behörden vorgelegt. Mit Erfolg. Beide Organisationschefs bekamen zwar noch keine endgültige Genehmigung, aber sie bekamen auch kein Nein, sondern positive Zeichen gesendet. Heißt: Sollte sich die Corona-Lage nicht verschlimmern, bestehen berechtige Hoffnungen, dass der mz3athlon am 13. September und der Bottwartal-Marathon vom 16. bis 18. Oktober stattfinden können – jedoch in abgespeckten und damit neuen Formen. Wie die Pläne aussehen, was sich ändern soll und wie viele Sportler dabei sein könnten, verrieten die zwei Organisationschefs am Dienstag im virtuellen MZ-Talk, der von MZ-Sportredakteur Lars Laucke moderiert wurde.

Der Bottwartal-Marathon
Hinter Gerhard Petermann liegen spannende Wochen gespickt mit zahlreichen Gesprächen mit seinem Organisationsteam. Am vergangenen Donnerstag fällte er nun mit diesem eine endgültige Entscheidung: Der Run & Fun Day, an dem zuletzt samstags fast 1500 Kinder am Start waren, wird 2020 definitiv nicht stattfinden. Ebenso wenig wie der klassische Bottwartal-Marathon. Das Team entschied sich zudem gegen eine Verlegung auf den 8. November, „Gerüchte diesbezüglich sind ja schon durchgekommen“, so Petermann. „Wir versuchen aber ein anderes Konzept, das Bottwartal-Marathon-Triple“, ließ Petermann am Dienstagabend die Neuigkeit beim Talk aus dem Sack. Das Triple bedeutet: „Wir wollen an drei Tagen, also vom 16. bis 18. Oktober, drei Wettbewerbe in einem abgeschlossenem Bereich bieten, entweder im Stadion in Murr oder im Stadion in Steinheim.“

Freitags soll ein 10-Kilometer-Lauf, samstags und sonntags ein Halbmarathon für jeweils 500 Starter stattfinden. „Wer sich für beide Läufe anmeldet, hat also wieder einen Marathon, der auch so gewertet werden kann“, erklärt er. „Die Strecke würde weitestgehend auf Radwegen verlaufen, da wir uns nicht herausnehmen können, für 500 Leute das ganze Bottwartal lahmzulegen“, erklärt Petermann die Pläne, die inzwischen bereits mit den Kommunen und dem Landratsamt besprochen wurden. Die Genehmigungen dafür liegen noch nicht vor, die Entscheidungsträger haben Petermann aber Hoffnung gemacht, dass alles so umgesetzt werden könnte. Auch, weil man bei diesem Konzept nur 25 bis 30 Prozent der Helfer brauchen würde. Die Messe würde nicht stattfinden, die Läufer bekämen ihre Startunterlagen zugeschickt.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatten sich bereits 650 Sportler für die diesjährige Veranstaltung angemeldet. Die Gebühren wurden kulanterweise noch nicht eingezogen, auch wenn sie zum 30. Juni fällig gewesen wären. Die Sportler könnten so im Falle des Okays relativ unbürokratisch umgeswitcht werden auf den neuen Termin, sofern sie dies wöllten, oder aber gestrichen werden, so Petermann. Das alles kläre man ab, wenn die endgültige Entscheidung gefallen ist. Der Organisationschef glaubt aber, „dass wir ausgebucht wären, wenn wir die Veranstaltung machen dürften“. Denn: „Uns Sportlern fehlt ein Ziel. Ich glaube, im Bottwartal würden viele aufblühen. Momentan ist einfach ein Loch drin“, so Petermann, der jedoch „nichts tun wird, was nicht den Regeln entspricht. Das ist wichtig. Wir haben die Verantwortung“, macht er klar.

Finanziell habe man bereits etwas Geld eingesetzt. „Wir würden in ein kleines Minus rutschen, wenn wir den Marathon nicht veranstalten dürften, das wir aber stemmen könnten“, gab er zu. Allerspätestens an seinem Geburtstag, dem 15. September, müsste man die Reißleine ziehen. Sonst würden weitere Kosten etwa für T-Shirts oder Medaillen anfallen. Aktuell ist Gerhard Petermann aber guter Dinge, dass man Mitte Oktober den „schmal gehaltenen Marathon“ veranstalten kann.

Der mz3athlon
Überlegungen gab es in den vergangenen Wochen und Monaten viele, was den bereits früh vom Mai in den September verlegten mz3athlon anging, so Achim Seiter beim Talk. „Wir haben mal darüber nachgedacht, zum Schwimmen in den Neckar zu gehen oder aber einen Duathlon zu machen.“ Das Endkonzept sieht nun jedoch nichts von beidem vor, wird aber trotzdem anders sein. Schließlich war irgendwann klar, „dass es den Triathlon, wie wir ihn kennen, so nicht geben kann und wird. Wenn man in der aktuellen Zeit eine Veranstaltung macht, dann mit Vernunft. Deshalb haben wir die komplette Veranstaltung auf 2021 geschoben.“ Heißt: Alle Starter wurden automatisch auf 2021 umgebucht und kommen nun am 16. Mai 2021 in den Genuss des „normalen“ mz3athlons – so sie wollen. Zugleich hielt das Organisationsteam an dem Termin 13. September 2020 fest und will hier nun einen etwas abgespeckten Triathlon veranstalten, den mz3-Coronathlon sozusagen. Für all die Leute, die trotz der Auflagen in diesem Jahr gerne einen Wettkampf bestreiten würden. Erste Hoffnungen auf die Veranstaltung konnte sich Seiter machen, als das Steinheimer Wellarium wieder seine Tore öffnete. „Danach haben wir etwas abgewartet, doch inzwischen habe ich mit den Kommunen Steinheim und Murr sowie dem Landratsamt gesprochen, und die Zeichen stehen gut.“

Der Plan sieht vor, das Wellarium am 13. September für eine Schicht zu belegen. „Es soll dann einen Jagdstart im Becken geben und die Strecke 250 Meter betragen“, so Seiter. Bei der Veranstaltung könnten 240 Teilnehmer teilnehmen und maximal 260 Begleitpersonen/Zuschauer zugelassen werden. Staffeln würde es in diesem Jahr keine geben. Die Radrunde müsste man eckig verlaufen lassen, sodass man sie komplett absperren kann, die Laufstrecke könnte aber fast gleich bleiben. „Es geht in diesem Jahr nicht darum, höher, schneller oder weiter zu kommen, sondern dass die Leute das machen können, was sie lieben“, sagt Achim Seiter, der von einem komplett durchgetakteten Tag spricht. Mit Eingangs-Bändeln, bestimmten Zeitfenstern für die Sportler sowie einer Online-Wettkampfeinweisung müsste man arbeiten, Siegerehrungen und Messe sein lassen, doch am Ende könnten sich die Sportler endlich einmal wieder mit anderen messen. Dass die Mühen natürlich auch mit etwas mehr Kosten verbunden sind, bereitet Seiter etwas Bauchschmerzen. „Ich habe glaub das erste Mal in meinem Leben eine Veranstaltung durchkalkuliert, aber das ging nicht anders. Die Fixkosten müssen eben in diesem Fall durch 240 und nicht durch 600 Leute geteilt werden.“ Heißt: Die Teilnehmergebühr würde bei etwa 40 Euro liegen. „Kurioserweise hat bislang niemand etwas dagegen gesagt von den Leuten, die ich darauf angesprochen habe“, sagt Seiter, der sein Konzept am Mittwoch zur endgültigen Abnahme eingereicht hat. Nun heißt es abwarten.


Gassenlauf, CobbleHopple und Ruderregatta fallen aus

Achim Seiter zum CobbleHoppel: „Das sportliche Rennen wäre  problemlos möglich. Die Strecke  abzusperren und die Leute einzeln hochfahren lassen,  wäre machbar. Aber dann ist es halt einfach nur eine Gasse hochfahren – und das CobbleHopple lebt  von der Begeisterung der Menschen, von der Kreativität  und des Sich-und Andere-Feierns. Wir hatten uns dieses Jahr auch was anderes überlegt, da das Event  auf einen Samstag gefallen wäre. Wir wollten eine Abendveranstaltung machen, die  leicht in die Nacht geht, wollten eine Nachtclub-Atmosphäre schaffen –  und das alles  zugunsten von Frauenhäusern. Das Konzept lässt sich nicht eins zu eins auf das nächste Jahr übertragen, da das CobbleHopple dann sonntags ist. Aber irgendwann ist es wieder samstags und dann machen wir das noch geiler.“

Achim Seiter zum Marbacher Gassenlauf: „Wir haben uns seither gefreut, wenn Zuschauer kommen. Denn sie sorgen dafür, dass es kein virtuelles Rennen ist und man Freude hat. Doch jetzt haben wir eine neue Dimension: Wir als Veranstalter haben jetzt auch die Verantwortung für die Zuschauer. Das ist nicht machbar. Beim Gassenlauf  besteht die Schwierigkeit, dass wir durch Gassen laufen. Da bleiben irgendwo Schiff-Touristen stehen, die zu Schiller wollen,  und dann würden sie schon als Zuschauer zählen und wir müssten sie erfassen. Das ist schlicht und ergreifend nicht machbar. Die Teilnehmerzahl hätten wir  managen können.“

Heike Breitenbücher zur Marbacher Ruderregatta:„Uns hat nicht unbedingt das Sportliche vor Probleme gestellt, sondern das Drumherum. Wir brauchen bei der Ruderregatta zum einen viele Helfer, und da war die Frage, wie wir diese schützen können, und zum anderen haben wir das Bootshaus in der Nähe. Einer von der Regattaleitung hat gesagt, bei ihm wuchsen nachts gedanklich schon die Bauzäune vor seinem inneren Auge. Man hat sich immer überlegt,  was man alles absperren müsste, um die Leute wie in Raubtierkäfigen durch die Verkehrswege zu lotsen.“

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