Timo Lutz, Renate Schick und Friedrich Schick (von links) freuen sich über die Foto: Werner Kuhnle

Renate Schick hat Hotel und Restaurant verkauft.

Oberstenfeld - Drei Generationen lang waren Gasthof und Hotel zum Ochsen in der Großbottwarer Straße in Oberstenfeld im Familienbesitz – nun gibt es seit dem 1. März mit dem 39-jährigen Besigheimer Timo Lutz einen neuen Eigentümer. „Die Gäste werden davon aber nichts merken“, versichern sowohl Lutz als auch die bisherige Eigentümerin Renate Schick und ihr Mann Friedrich, der als gelernter Metzger und Küchenmeister für die gehobene Gastronomie des Ochsen verantwortlich ist.

Das wird er auch weiterhin sein. Denn er hat das Restaurant nun als Pächter übernommen. „Noch etwa zwei bis drei Jahre“, schätzt Friedrich Schick, der dann auch im Rentenalter wäre. Das hänge davon ab, bis wann ein geeigneter Nachfolger gefunden sei. Die Mitarbeiter in Hotel und Gastronomie bleiben größtenteils dieselben, und auch Restaurantgutscheine behalten ihre Gültigkeit.

„Wir wollen es ruhiger angehen und uns nach und nach zurückziehen“, erklärt Renate Schick die Gründe für den Verkauf. Seit 1998 führt sie zusammen mit ihrem Mann Restaurant und Hotel, und „Gastronomenjahre zählen doppelt, hat meine Mutter immer gesagt“, schmunzelt sie. Die Mutter Lotte musste es wissen, denn sie und ihr Mann Willi Betz haben ab Anfang der Sechzigerjahre in zweiter Generation den Betrieb geleitet, der 1923 von Anna und Wilhelm Betz gegründet worden ist. Urlaub war ein Fremdwort, die Sieben-Tage-Woche die Regel. Dafür ist der Ochsen in den knapp 100 Jahren seines Bestehens zu einem Restaurant geworden, dessen Name weit über die Grenzen Oberstenfelds hinaus bekannt ist.

Der neue Eigentümer Timo Lutz ist sich dieses guten Namens auch sehr bewusst. „Bei einem Haus mit so einer langen Historie muss man sensibel agieren“, ist er überzeugt. Deshalb wird er den Restaurantteil weder jetzt noch in Zukunft selber führen. „Ich habe zwar gastronomische Wurzeln, aber so ein Restaurant würde ich mir trotzdem nicht zutrauen“, erklärt er. „Dafür braucht man jemanden mit entsprechender Erfahrung.“

Erfahrung hat Lutz dafür im Beherbergungsbetrieb. „Ich habe in Heilbronn drei kleinere Betriebe – Boardinghaus, Monteurszimmer und Unterkünfte für Schüler. Der nächste logische Schritt zur Erweiterung war ein Hotel“, erklärt er. Sein Wunsch: Es sollte etwas Ländliches und zudem etwas in der Region sein, damit er von seinem Wohnort Besigheim aus jeden Tag dort schnell hinfahren kann. Deshalb hat er auch lange nach einem passenden Hotel gesucht.

Auch Renate und Friedrich Schick haben rund zwei Jahre lang ihre Fühler ausgestreckt, bis sie mit Timo Lutz den passenden Nachfolger gefunden hatten. Und dass die Chemie zwischen den dreien stimmt, merkt man: „Wir sind dankbar, dass wir einen so sympathischen, umgänglichen Menschen gefunden haben, mit dem man gut zusammenarbeiten kann und der so weitermacht wie bisher“, freut sich Renate Schick.

Rund ein Dreivierteljahr haben Vorgespräche zur Übernahme stattgefunden. „Das ist ein Prozess, in den man sich Stück für Stück einfinden muss“, sagt Timo Lutz. Deshalb ist er auch froh, dass er beim Hotelbetrieb Unterstützung durch die beiden Rezeptionistinnen hat, denn „die kennen hier jede Schraube.“

Was trotz der langen Gespräche keiner voraussehen konnte, ist die Schließung von Hotel und Restaurant wegen der Corona-Krise. Doch ein Betrieb, der in den fast 100 Jahren seines Bestehens Weltwirtschaftskrise und Weltkrieg überstanden hat, der lässt sich auch von einem neuartigen Virus nicht unterkriegen.