Mitarbeiter vom Bauhof lassen sich mit der Drehleiter der Feuerwehr auf das Dach der Kelter fahren und bringen dort das Storchennest auf Vordermann. Nisthilfen werden dabei auch ausgelegt. Foto: Werner Kuhnle

Die Nester in Winzerhausen und Großbottwar werden seit zehn Jahren herausgeputzt, bislang aber vergeblich.

Großbottwar - Der Optimismus von Dieter Fischer ist wirklich unverwüstlich. Seit mittlerweile zehn Jahren lässt der Storchenexperte Nistgelegenheiten auf Großbottwarer Gemarkung so ausstaffieren, dass sie möglichst attraktiv für Adebare daherkommen. Doch bis heute hat sich keiner der stattlichen Vögel in der Stadt angesiedelt, die das imposante Tier sogar im Wappen trägt. Und doch wirft Fischer die Flinte nicht ins Korn. Er unternimmt in dieser Saison und damit quasi zum Zehn-Jahr-Jubiläum einen neuen Anlauf. „Ich gebe nicht auf und bin immer guter Hoffnung, dass es klappt“, sagt er. In Tripsdrill habe er 30 Jahre darauf hingearbeitet, dass Störche heimisch werden. Ein Ziel, dass der ehemalige Geschäftsführer des Freizeitparks dann tatsächlich erreichen konnte. Inzwischen hat sich rund um Tripsdrill bei Cleebronn eine ganze Kolonie an Störchen niedergelassen.

In Großbottwar wäre man schon froh, wenn ein einziges Adebar-Pärchen seine Zelte irgendwo auf der Gemarkung aufschlagen würde. Das soll den Vögeln dadurch schmackhaft gemacht werden, dass ihnen an verschiedenen Stellen Nester bereitgestellt werden. Das Bauen wird ihnen somit schon abgenommen. Fünf solcher Nisthilfen gibt es mittlerweile: auf dem Rathaus in Großbottwar, der Kelter in Winzerhausen, auf Dächern beim Holzweilerhof und im Sauserhof sowie bei den Wasserbüffeln am Radweg nach Kleinbottwar. Letztere Anlaufstelle für den Adebar ist die jüngste und muss deshalb in diesem Jahr nicht herausgeputzt werden. „Das sieht noch gut aus“, konstatiert Fischer.

Dafür wurden unter der Regie des Experten am Dienstag die Nester auf der Kelter, im Sauserhof und beim Holzweilerhof auf Vordermann gebracht. In den nächsten Tagen wird auch noch das Rathaus angesteuert, um auch hier Hand an die Nistvorrichtung zu legen. Was das konkret bedeutet, konnte man bei einem Pressetermin morgens an der Kelter verfolgen. Mit der Drehleiter der Feuerwehr wurden Mitarbeiter des Bauhofs nach oben zum Dach befördert. „Der Kranz für das Nest wird frisch eingeflochten mit Weide“, erklärte Fischer einen der Arbeitsschritte, der auf die Helfer in luftiger Höhe wartet. Außerdem wurde frisches Nistmaterial ausgelegt. Darüber hinaus verspritzten die Mitarbeiter etwas Kalk über die Dachziegel. Das imitiert den Kot der Vögel und gaukelt Artgenossen vor, dass sich genau hier schon andere Störche tummeln – womit ein Verbleib attraktiver werden dürfte.

Sobald all dies erledigt ist, kann man im Grunde nur noch warten und hoffen, dass tatsächlich ein Adebar Kurs auf Großbottwar nimmt. Bürgermeister Ralf Zimmermann, der die Aktion am Dienstag vor Ort verfolgt hat, ist zuversichtlich, dass die Bemühungen von Dieter Fischer früher oder später zu einem glücklichen Ende führen. „Wenn es nicht dieses Jahr klappt, dann im nächsten. Das wird schon. Man braucht nur Geduld und Ausdauer“, sagt der Rathauschef, der daran erinnert, dass erst unlängst Störche in der Bottwaraue und in Oberstenfeld gesichtet wurden. „Das muss aber nichts heißen. Die haben da nur eine Pause gemacht und übernachtet“, schränkt Fischer ein. Ansonsten wisse er von keiner weiteren Storchen-Beobachtung im Bottwartal. In Tripsdrill seien indes schon acht Paare wieder aus dem Süden zurückgekehrt.

Früher war das auch im Raum Marbach der Lauf der Dinge. Die Adebare verbrachten die wärmeren Monate hierzulande, ehe sie sich mit der kälteren Jahreszeit Richtung Winterquartier aufmachten. Zeiten, an die sich der Winzerhäuser Ortsvorsteher Friedrich Link noch zurückerinnert. In seiner Kindheit in den 50er-Jahren sei auf dem hinteren Teil der Michaelskirche ein Storchennest gewesen. „Und da gab es hier auch Störche“, sagt er. Seit Jahrzehnten sind die prächtigen Vögel aber nun schon aus dem Stadtbild verschwunden. Doch die Hoffnung wächst, dass sich das bald wieder ändert, zumal ganz in der Nähe, im Pleidelsheimer Wiesental, zuletzt ein Paar regelmäßig brütete und Nachkommen großzog.