Für ein „grünes Band“ in der Stadt: Ein Forschungslabor mit einem Schaufenster für die Öffentlichkeit sowie ein Magazingebäude könnten anstelle des Hermann-Zanker-Bades oder des benachbarten Sportplatzes (rechts unten) gebaut werden. Foto: Werner Kuhnle

Das Deutsche Literaturarchiv und die Schillerhöhe in Marbach sollen weiterentwickelt werden. Wichtig sind dabei die Förderzusagen des Bundes und des Landes. Für einen Kultur- und Literaturpark werden rund 130 Millionen Euro in die Hand genommen.

Marbach - Es geht um nicht weniger als darum, das Deutsche Literaturarchiv (DLA) auf die Zukunft auszurichten und es ins digitale Zeitalter zu hieven. Ein Vorhaben, für das Anfang 2019 ein Reformprozess gestartet wurde, der jetzt durch das Fördergeld von 73 Millionen Euro vom Bund und der Zusage vom Land für 19 neue Stellen (wir berichteten) mächtig Wind unter den Flügeln bekommen hat. Zumal die Stellen bereits im Haushalt von 2021 enthalten sind und Anfang des Jahres ausgeschrieben werden. Als „eine gute Basis, um uns weiterzuentwickeln“, bezeichnet dies die DLA-Direk-torin Sandra Richter am Freitag auf einer Pressekonferenz. Notwendig sind die zusätzlichen Mitarbeiter, um den Aufbruch in die Zukunft tatsächlich wagen zu können. Das DLA möchte künftig auch digitale Medien vermehrt sichten.

Das wiederum ist nur möglich, wenn die erforderliche Infrastruktur existiert. Was aber nicht der Fall ist. „Das Haus ist so gut wie voll“, verdeutlicht Sandra Richter. Das Archiv wachse um 1400 Regalmeter pro Jahr. „Es ist auf Wachstum ausgelegt.“ So werden bereits Räume angemietet, was aber Kosten und eine komplizierte Logistik mit sich bringt.

Und: Das DLA-Gebäude von 1973 platzt nicht nur aus allen Nähten, es ist auch sanierungsbedürftig und laut Sandra Richter „bisher nicht auf Digitales ausgerichtet“. Der im Sommer eigens eingestellte Architekt Jochen Mayer stellte nun die ersten Ergebnisse eines auf zehn Jahre ausgelegten „Masterplans“ vor, mit dem dieses Dilemma beseitigt und auch mehr Platz geschaffen werden soll. Eine Studie bestätigt bereits die Machbarkeit des Vorhabens mit einem Gesamtvolumen von rund 130 Millionen Euro. Die Schillerhöhe spielt weiterhin die zentrale Rolle. Ihr fühle man sich verpflichtet, ihr Charakter solle erhalten bleiben, so Mayer. Ziel sei, alle Maßnahmen bis 2033 abzuschließen, um bei der Gartenschau ein rundes Gesamtbild abzugeben. Die Bekanntgabe, ob Marbach mit Benningen für sie den Zuschlag erhält, ist für Dezember angesetzt. Folgende Baumaßnahmen sind geplant:
Sanierung
Als Auftakt wird 2021 die denkmalgeschützte Villa Haffnerstraße 26 direkt neben dem DLA saniert. Herzstück der Sanierungen sind dann die zwei Bauabschnitte von 2024 bis 2027, in denen das Archivgebäude modernisiert wird. 2024 sind auch die Museen an der Reihe.

Neubau
Für 2022 und 2023 ist der Abbruch des maroden Hauses in der Haffnerstraße 28 geplant. Für den Bau eines Bürogebäudes an selber Stelle wird 2021 ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Ebenso ist ein solcher für 2025 angesetzt, wenn es ums neue Forschungsarchiv mit Schaumagazin geht. Dieser Bau samt modernem Lesesaal und einem großen Vortragssaal soll zwischen 2027 und 2029 entstehen. Die Öffentlichkeit soll hier später einen tiefen Einblick in die Arbeit des DLA erhalten, etwa was die Restaurierwerkstatt oder das Digitale Labor angeht. Auch Ausstellungen sind denkbar. Vorab im Jahr 2026 ist der Bau des neuen Magazingebäudes angesetzt. „Insgesamt ist von einer gut zehnjährigen Sanierungs- und Bauphase auf der Schillerhöhe auszugehen“, führte Jochen Mayer weiter aus.

Noch unklar sind die Standorte für das Forschungsarchiv und das Magazin – abgewartet wird hierfür die Vergabe der Gartenschau. Sowieso sollen 2021 die Details der Gesamtplanung ausgearbeitet werden. Auf Nachfrage erläutert der stellvertretende DLA-Rektor Roland Kamzelak, dass der Bolzplatz am Hermann-Mayer-Sportplatz und das Areal Hermann-Zanker-Bad weiterhin Optionen seien – zumindest, wenn im Lauerbäumle ein Schwimmbad umsetzbar ist. Geschaffen werde so ein grünes Band, mit dem  in der Gartenschau-Bewerbung geworben wird. Die Stadt hat laut DLA-Mitteilung bereits „großzügigerweise“ zugesagt, Baugrund zur Verfügung zu stellen. Mit ihr wolle man weiterhin  an einem Strang ziehen, betont Mayer.

Auch Kai Uwe Peter, Präsident der Deutschen Schillergesellschaft, nennt das Ziel, dass Schillerstadt und -höhe weiter zusammenwachsen. Und es soll Nachwuchs gefunden werden. Eine Idee dafür  präsentierte er ebenfalls: mit einem „jungen Literaturmuseum“. Es soll Jugendlichen, die von ihren Schulen empfohlen werden, die Möglichkeit bieten, mitzuarbeiten und Projekte zu verwirklichen. Kai Uwe Peter weiter: „Zugang möchten wir besonders auch den Schülern ermöglichen, deren Eltern zuhause keine Bücher im Regal haben.“