Welche Umweltbelastung steckt hinter welcher Speise? Die Teilnehmer am Foto: a/vanti

Das CO2 -Dinner im Beilsteiner Schloss hat nicht nur lecker geschmeckt, es hat den Teilnehmern auch gezeigt, wie viel Klimabelastung hinter einer Speise steckt.

Beilstein - Der Treibhauseffekt und der Kohlendioxid-Ausstoß als einer der Verursacher ist in aller Munde. Und das ist, wie man am Samstag beim CO2 -Dinner im Beilsteiner Schloss erfahren konnte, durchaus ganz wörtlich zu nehmen. Denn nicht nur Heizung, Auto und Flugzeug stoßen das Klimagas aus. Doch daran, dass es auch bei der Produktion von Nahrungsmitteln entsteht, denken die wenigsten.

So geht es beispielsweise auch den Beilsteinern Doris und Heinz Wiesner: „Wir haben die Beleuchtung auf LED umgestellt und fahren ein Hybridfahrzeug“, erzählen die beiden, während sie an den schön gedeckten Tischen im Saal des Beilsteiner Schlosses sitzen. „Aber beim Essen haben wir uns dazu bislang noch keine Gedanken gemacht.“ Ähnlich ist das auch bei Silas Föll, obwohl er von einem Ilsfelder Biobauernhof stammt und sich schon von daher mehr Gedanken als andere Menschen zur Umweltverträglichkeit macht. „Das ist mein erstes CO2-Dinner“, erzählt der junge Mann, der mit einer Gruppe von Freunden am Tisch sitzt. Wie auch den beiden Wiesners schmeckt den jungen Leuten das Essen sehr gut. Und Silas Föll findet: „Es ist wichtig, ein Gefühl dafür zu bekommen und dass man sich überhaupt einmal Gedanken macht. Erbsenzählerei bringt aber nichts.“

Genau so sieht das auch Brigitte Schober-Schmutz, die Hausleiterin auf Schloss Beilstein, die das CO2-Dinner initiiert hat. „Ich will sensibilisieren, aber nicht diskriminieren oder missionieren“, betont sie. Und deshalb finden sich auch auf dem Buffet ganz verschiedene Speisen mit unterschiedlicher Kohlendioxid-Emission bei der Erzeugung. Da gibt es Fleisch wie Wildschweinbraten oder Hähnchenbrust, aber auch Veganes wie ein Kräuter-Couscous. Als Beilage locken Spätzle, Rotkraut und Kürbisragout, als Vorspeise eine Curry-Linsensuppe oder verschiedene Salate, als Nachtisch hat man unter anderem die Wahl unter Zwetschgenknödeln mit Glühwein-Zimt-Pflaumen oder einer Schokomousse. Vor den einzelnen Gerichten sind Gläser aufgestellt, in denen selbst gemachte Rubbellose stecken. Links steht der Name des Gerichts, unter der frei zu rubbelnden Fläche finden sich die dazugehörige CO2-Emission und die Kilometer mit dem Auto, die demselben Ausstoß entsprechen. Und das Ergebnis sorgt für manche Überraschung. Das schwäbische Nationalgericht Spätzle etwa steht pro Portion für einen gefahrenen Kilometer, das Rotkraut für 290 Meter, und wie das Hühnchen schlägt auch die Schokomousse richtig zu Buche: mit fast drei Kilometern Autofahrt. Da überlegt man sich, ob man nicht doch zu den Pflaumen greifen soll, dem Äquivalent von 140 Metern.

Diese Wahlmöglichkeit ist Brigitte Schober-Schmutz auch wichtig, wenn im Haus Schülergruppen oder Jugendliche übernachten, die gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren: „Ein rein vegetarischer Tag bringt nichts in dem Konzept. Deshalb gibt es nicht Linsen und Spätzle mit oder ohne Saitenwürstle, sondern Linsen und Spätzle mit Saitenwürstle oder Saitenwürstle.“ Um solche vegetarischen oder veganen Alternativen richtig schmackhaft zu machen, haben die Köchinnen im Haus extra noch einen Kochkurs gemacht. Die Rückmeldung unter den Jugendlichen sei inzwischen durchweg positiv, freut sich Brigitte Schober-Schmutz. Und auch den Erwachsenen beim CO2-Dinner an diesem Abend im Beilsteiner Schloss hat es sehr gut geschmeckt.