Schweine in einem Stall im niedersächsischen Kirchlinteln: Das bei Schweinen auftretende Coronavirus Sads-CoV kann sich offenbar auch in menschlichen Atemwegs-, Lungen- und Darmzellen vermehren. Foto: Sina Schuldt/dpa

In China sind massenhaft Schweine an einem Coronavirus namens Sads-CoV gestorben, das auch auf den Menschen überspringen könnte. Droht nach Sars-CoV-2 eine neue Pandemie? Amerikanische Forscher sind dieser Frage nachgegangen.

Chapel Hill - Droht nach dem Coronavirus Sars-CoV-2 eine neue Pandemie durch ein weiteres Coronavirus? Auf jeden Fall sollte man vorbereitet sein und mit bisher unbekannten Gefahrenquellen rechnen.

Bei Tieren gibt es zahlreiche Erreger wie das Sars- oder Mers-Virus, die aufgrund von Mutationen auch auf den Menschen überspringen können. So hat sich Sars-CoV-2 aus Fledermaus-Coronaviren entwickelt.

Sads-CoV – ein neues Coronavirus

Im Oktober 2016 trat in China erstmals eine Virusinfektion auf, die bisher nur Schweine betrifft und seitdem zu mehreren Krankheitsausbrüchen geführt hat. Im April 2018 wurde dieser Erreger als ein Virus aus der Familie der Coronviren identifiziert, das bei Ferkeln zu tödlichen Durchfallerkrankungen führte.

Allein in der südchinesischen Provinz Guangdong starben um die Jahreswende 2016/2017 rund 25 000 Ferkel an den Folgen der dahin unbekannten viralen Durchfallerkrankung.

Die Forscher nannten dieses Coronavirus Sads-CoV – eine Abkürzung für „Swine acute diarrhoea syndrome“ – akutes Durchfall-Syndrom bei Schweinen. Wie bei Sars-CoV-2 könnten Fledermäuse der ursprüngliche Wirt für die Übertragung auf andere Lebewesen sein.

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Im Experiment wurden menschliche Zellen infiziert

Forscher der amerikanischen University of North Carolina in Chapel Hill sind jetzt der Frage nachgegangen,, ob Sads-CoV auch Menschen befallen kann. Ihre Studie ist im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) erschienen.

Die Wissenschaftler infizierten Zellkulturen von Affen, Katzen, Schweinen und Menschen mit dem Virus. Das Ergebnis war erschreckend: Fast alle Zellen – auch die des Menschen – waren anfällig gegenüber Sads-Covs.

Bereits nach 48 Stunden konnten aktive Viren in der Leber, dem Darm und Magen der Zellen sowie in der menschlichen Nasenschleimhaut, den Atemwegen und der Lunge nachgewiesen werden.

„Potenzielles Hochrisiko-Coronavirus“

„Diese Daten demonstrieren, dass das Wirt-Spektrum von Sads-CoV sehr breit ist und auch den Menschen umfasst“, erklärt die Teamleiterin der Studie, Caitlin Edwards. Das neuartige Coronavirus besitze offenbar die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Spezien wie Fledermäusen, Schweinen und anderen Säugetieren zu wechseln. Zudem habe das Schweine-Coronavirus das „Potenzial, auf den Menschen überzuspringen“.

Sads-CoV sei ein „potenzielles Hochrisiko-Coronavirus“, das „die globale Gesundheit und Wirtschaft beeinträchtigen könnte“, betonen die Forscher in einer Mitteilung der Universität. Allerdings sei es derzeit „unmöglich“ vorauszusagen, ob das Virus tatsächlich eine neue Pandemie auslösen könnte.

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Wirkstoff Remdesivir könnte helfen

Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die Versuche mit Sads-CoV zeigten, dass die Ausbreitung des Virus durch den antiviralen Wirkstoff Remdesivir eingedämmt werden kann.

Der seit Februar 2020 in der klinischen Erprobung zur Behandlung der durch das Sars-CoV-2 Virus ausgelösten Erkrankung Covid-19 könnte , so Caitlin Edwards weiter, „eine potenzielle Behandlungsoption“ sein.