Seit Kurzem kann man sich in Mundelsheim wieder testen lassen – ebenso im Forsthof und beim Bootshaus in Marbach. Foto: Werner Kuhnle

Das alte Kino in Marbach ist auf 300 Corona-Tests am Tag ausgelegt. Doch es kommen bis zu 650 Menschen. Es fehlt an Optionen im Umland. Bringt die Teststelle am Bootshaus Entspannung?

Ludwigsburg - Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt – aber sie stirbt eben mitunter. Zumindest die von Andreas Vogt, dem Koordinator des Marbacher Testzentrums. Der hatte vor einer Woche mit großer Zuversicht von den Umbauten im alten Kino berichtet. Statt einem Anmeldeplatz gebe es jetzt zwei – damit sollte es zu keinen längeren Wartezeiten kommen, hoffte Vogt.

Doch die vergangenen Tage haben ihn eines Besseren belehrt. Auch am Sonntagabend staute sich die Warteschlange Richtung Stadtmitte bis zur Drogerie Müller. Für die Wartenden bedeutet das: viel Geduld mitbringen. Für das Personal im Zentrum heißt es: Ruhe bewahren. Ab und an kommt es zu Konflikten, die Regel sei das aber nicht, sagt Vogt. Stattdessen gebe es gutes Feedback und Dank. „Die Kritik geht vielmehr in Richtung Politik wegen des Schlingerkurses – sowohl beim Testen als auch beim Impfen.“

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Online können im Marbacher Testzentrum, das von der Schiller Apotheke betrieben wird, pro Tag 300 Tests gebucht werden. Doch die Termine sind schon Tage im Voraus weg. Dazu kommen immer mehr Menschen unangemeldet ins alte Kino. „Viele von ihnen hatten es online probiert und sind nicht mehr zum Zug gekommen“, erklärt Andreas Vogt. Abgewiesen wird keiner. Am vergangenen Freitag ließen sich 650 Menschen testen, am Sonntag waren es 560.

Zweigstelle in Marbach?

Baulich ist Schicht im Schacht. Mehr als drei Testkabinen machen keinen Sinn, da der Platz für weitere Anmeldungen fehlt, berichtet Vogt. Denkbar sei hingegen eine Art Zweigstelle. Wobei, schränkt er ein, das Einrichten mindestens eine Woche dauern würde und darüber hinaus auch erst Personal und ein Standort gefunden werden müssten.

Die Stadt Marbach würde beim Errichten einer Zweigstelle in einer Nachbarkommune ohne Testmöglichkeiten mit ihrer Erfahrung oder in Rielingshausen durch die aktive Raumsuche unterstützen, versichert Bürgermeister Jan Trost. Zahlreiche Firmen würden aus Bequemlichkeitsgründen derzeit ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Testzentren schicken, damit sie nicht täglich vor Ort im eigenen Betrieb den Aufwand hätten. Die Pandemie sei aber nur gemeinsam zu bewältigen und deshalb habe er Landrat Dietmar Allgaier auch gebeten, auf die IHK und Kreishandwerkerschaft zuzugehen. Sie sollen auf die Mitgliedsbetriebe entsprechend einwirken.

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Mehr Testzentren in den umliegenden Kommunen würden auch eine Entlastung für Vogt und sein Team bringen, betont der. Denn die Kunden im alten Kino kommen längst nicht nur aus Marbach: „Viele sind beispielsweise aus Affalterbach.“

Kritik an der Politik

Dort wurde die Testmöglichkeit des DRK bereits Ende Juli eingestellt, informiert Bürgermeister Steffen Döttinger. Angesichts der Entwicklung werde man sich aber zeitnah mit dem DRK treffen und überlegen, was leistbar ist. Kritik äußert der Rathauschef in Richtung Politik: „Das Ehrenamt und die Kommunen sollen jetzt als letztes Glied in der Kette wieder einmal alles richten.“

In Mundelsheim kann man sich seit einer Woche in der alten Schule testen lassen. An sieben Tagen in der Woche. Betrieben wird die Teststelle vom NK Medical Service ebenso wie die im Forsthof und die am Marbacher Bootshaus. Letztere ist seit vergangenem Freitag wieder geöffnet. Eine Anmeldung braucht es bei allen Dreien nicht. Wer Wartezeiten vermeiden möchte, kann sich jedoch über die Homepage des Neckar Käpt’ns einen Termin buchen. Für Marbach soll das Buchungsportal in den nächsten Tage freigeschaltet werden.

Anfragen zur Zulassung von Teststellen steigen

In Steinheim ist keine Eröffnung eines kommunalen Testzentrums geplant. „Die Räumlichkeiten, die wir im Frühjahr genutzt hatten, werden inzwischen anderweitig genutzt. Zudem ist das mit Ehrenamtlichen jetzt auch nicht mehr zu organisieren“, erklärt Bürgermeister Thomas Winterhalter. Er verweist auf die privat betriebenen Testzentren auf dem Parkplatz von Kaufland und am Forsthof. „Es gehört nicht zu den originären Aufgaben einer Kommune, Testzentren zu betreiben“, stellt er klar. Falls es einmal in Steinheim keines mehr gäbe, würde man versuchen, ein solches vorzuhalten.

In der Nachbarkommune Großbottwar können sich Bürger seit Mitte November dienstags und donnerstags zwischen 17 und 19 Uhr an der Harzberghalle testen lassen. Um dieses Angebot von der Stadt und dem DRK-Ortsverein in Anspruch zu nehmen, müssen sich Interessenten zuvor jedoch telefonisch anmelden. „Auch die Stadt-Apotheke will wieder Tests anbieten, sie wird wohl in den kommenden Tagen einsteigen, wenn das Konzept komplett steht“, erklärt Bürgermeister Ralf Zimmermann. Insgesamt haben die Anfragen zur Eröffnung von Teststellen im Landkreis stark zugenommen. Allein seit vergangenem Donnerstag liegen dem Landratsamt 43 Anfragen vor, teilt Pressesprecher Frank Wittmer mit.

Wer darf ein Testzentrum betreiben?

Betreiber
Im Landkreis Ludwigsburg gibt es aktuell gut 140 kommunal oder privat betriebene Teststellen, die vom Kreis beauftragt wurden. Betrieben werden sie in erster Linie durch Personen oder Einrichtungen, die 3G-fähige Tests nach der Coronavirus-Testverordnung durchführen dürfen – dazu gehören beispielsweise Arztpraxen, Apotheken, Rettungs- und Hilfsorganisationen.

Bezahlung
Um mit der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg abrechnen zu können, müssen sich die Betreiber dort registrieren. Erstattet werden pro Test 3,50 Euro für ein Testkit und acht Euro für den Abstrich durch entsprechend geschultes Personal. Die Abrechnung erfolgt monatlich. Die Betreiber müssen einmal im Monat die Anzahl der Bürgertests und die Zahl der positiven Ergebnisse an das Gesundheitsamt melden. hem