Corona zwingt auch die Gemeinde Erdmannhausen zum Sparen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

2020 hielten sich die finanziellen Verwerfungen noch in Grenzen. Nun hat Bürgermeister Marcus Kohler den Etat für 2021 präsentiert – mit einem Fehlbetrag von knapp 700 000 Euro.

Erdmannhausen - Auch nach mehr als einem Jahr sind die finanziellen und sozialen Verwerfungen der Corona-Pandemie nicht abzusehen“, erklärte Erdmannhausens Bürgermeister Marcus Kohler seinen Gemeinderäten in der Sitzung am Donnerstagabend. Zwar habe diese auch zu positiven Entwicklungen wie mehr Solidarität geführt, was man vor Ort nicht zuletzt am Projekt „Erdmannhausen hilft“, dem Krankenpflegeverein und dem DRK sehen könne. Negativ schlage sich die Pandemie jedoch auf die öffentlichen Haushalte nieder. Zwar hätten sich die finanziellen Verwerfungen im Haushalt 2020 noch in Grenzen gehalten, für 2021 treffe dies jedoch nicht zu – was auch am neuen kommunalen Haushaltsrecht liege. So müssten nunmehr auch die Abschreibungen auf vorhandenes Vermögen erwirtschaftet werden, was bei einer Schulturnhalle mit Kosten von fünf Millionen Euro bei einer Abschreibung auf 50 Jahre pro Jahr 100 000 Euro ausmache. In diesem und in den kommenden Jahren müsse man mit höheren Kosten als Einnahmen rechnen. „Für 2021 rechnen wir mit einem Minus von 689000 Euro“, offenbarte Kohler den Räten. Um den Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bekommen, müsse man Kosten reduzieren oder die Einnahmen erhöhen. „Wir müssen daher im Herbst über die Themen Gewerbesteuer, Grundsteuer und Gebühren für die Kinderbetreuung diskutieren“, so Kohler. Auf andere Bereiche wie Umsatz- und Einkommensteuer habe die Gemeinde keinen Einfluss.

Höhere Personalkosten

Gerade Letztere habe jedoch zu Mindereinnahmen geführt, da viele Betriebe von der Möglichkeit der Kurzarbeit Gebrauch gemacht hätten. Finanzielle Hilfspakete von Bund oder Land seien zumindest nicht in der Höhe wie im vergangenen Jahr zu erwarten. Auf der Ausgabenseite schlügen vor allem die Personalausgaben zu Buche. Das habe mit dem verbindlichen Betreuungsanspruch für Kinder und dem Ganztagsbetrieb in der Grundschule zu tun. Alle Gemeinden hätten viele Kindertagesstätten bauen und Erzieherinnen einstellen müssen. „Das führt zu laufenden Kosten bei Personal und Unterhalt, etwa auch für Putzkräfte, Hausmeister und im Bauhof“, erklärte Kohler. Von den 4,6 Millionen Euro Personalkosten entfielen 60 Prozent und damit 2,7 Millionen Euro auf die Kindertagesstätten.

Mit der Ortsbücherei, dem Jugendhaus und der Schulsozialarbeit leiste sich Erdmannhausen freiwillige Aufgaben, die aber einen „enormen Mehrwert“ brächten. Als „Insel der Glückseligen“ bezeichnete Kohler seine Gemeinde angesichts der Tatsache, dass mit der Fertigstellung des Kinderhauses Zwergenland eine 100-Prozent-Quote bei der Ü3- und U3-Betreuung sichergestellt sei. Auch bei der Modernisierung der Schule sowie im Schul- und Vereinssport sieht Kohler Erdmannhausen nach der Fertigstellung des Kunstrasenplatzes und der Schulsporthalle auf einem guten Weg. Investitionen seien in den kommenden Jahren für das Feuerwehrgerätehaus nötig.

Ausbau der digitalen Verwaltung

Gut voran komme man bei den Planungen für das Gewerbegebiet Bremental. Der Bereich Wohnungsbau soll im Juni im Rahmen einer Bauklausur vertieft werden. Große Themen für künftige Haushaltsplanungen seien die Erreichung von Klimaschutzzielen und Nachhaltigkeit. Sobald es die Pandemie-Situation zulasse, wolle man die Ergebnisse des digitalen Zukunftsforums vom Herbst 2020 präsentieren. Die Energiewende sei nur zu schaffen, wenn man alle Bürger für Nachhaltigkeit und Klimaschutz begeistern könne. Die Gemeinde werde zudem die digitale Verwaltung verstärken, um ihre Prozesse zu verbessern und Zeit und Kosten einzusparen.