Der Betrieb in der Gmelich Lederfabrik ruht, nachdem nahezu alle Mitarbeiter als Kontaktpersonen gelten. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Insgesamt elf Beschäftigte der Gmelich und Söhne Lederfabrik sind positiv auf Corona getestet worden. Deren Geschäftsführer Volker Nagel hat auf diese Situation sofort reagiert.

Großbottwar - Die Gerüchteküche brodelt schon seit Anfang der Woche: In einem Unternehmen in Großbottwar soll es mehrere Corona-Fälle gegeben haben, weshalb der Betrieb vorerst auf Eis liegt. Jetzt steht fest: Es handelt sich um die Gmelich und Söhne Lederfabrik. „Ein Mitarbeiter der Firma hat sich am vergangenen Mittwochmorgen gemeldet, dass er positiv auf Covid-19 getestet worden ist“, bestätigt Geschäftsführer Volker Nagel auf Anfrage unserer Zeitung. Am Donnerstagvormittag hätten sich dann drei weitere Mitarbeiter krank gemeldet – sie alle hätten sich nach Auftreten von Symptomen bei ihren jeweiligen Hausärzten gemeldet und seien positiv getestet worden. Das Unternehmen habe prompt reagiert, betont Nagel: „Ich habe daraufhin sofort den Hausarzt Dr. Manfred Frenzel gebeten, sämtliche anwesenden Mitarbeiter der Firma testen zu lassen.“ 125 Tests wurden daraufhin im Unternehmen durchgeführt.

Alle Mitarbeiter gelten nach RKI-Einstufung als Kontaktpersonen
Per Kurier gingen die Proben sofort ins Labor, sodass diese im Verlauf der Nacht von Donnerstag auf Freitag ausgewertet wurden, „wobei sich dann weitere sieben Personen als infiziert herausgestellt haben“, so Nagel. Diese seien von ihm umgehend in Quarantäne geschickt worden. Es schloss sich eine Auswertung der Kontakte aus einem firmeninternen Tagebuch an – mit einem folgenschweren Ergebnis: Nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt des Landkreises Ludwigsburg sei davon auszugehen gewesen, dass alle Beschäftigten gemäß der Einstufung des Robert-Koch-Instituts als Kontaktpersonen 1. Grades gelten. „Außer natürlich Langzeiterkrankte oder Beschäftige, die derzeit im Urlaub sind.“ Rund 150 Mitarbeiter wurden daraufhin am vergangenen Freitag unter Quarantäne gestellt. Der völlige Stillstand des Betriebs war die unumgängliche Folge.

Wie genau es zu den Infektionen gekommen ist? „Es ist und war für mich unerklärlich, wie die Infizierten trotz unseres strikten und weitreichenden Hygienekonzepts sich auch abteilungsübergreifend infizieren konnten“, so Volker Nagel. Wahrscheinlich sei, dass auch private Kontakte unter Mitarbeitern eine Rolle gespielt haben, mutmaßt der Geschäftsführer. Ihm selbst sei die Aufgabe zugefallen, seine Beschäftigten umgehend in Kenntnis zu setzen, dass sie als Kontaktpersonen 1. Grades eingestuft wurden und deshalb in Quarantäne gehen müssen.

Bürgermeister lobt schnelle Reaktion
Bürgermeister Ralf Zimmermann wurde am Montag von Volker Nagel informiert, wie der Rathauschef erzählt: „Meine erste Reaktion auf die Info war nicht jugendfrei.“ Der Corona-Ausbruch in der ortsansässigen Firma sei in jedem Fall ein „heftiger Einschnitt“ für Großbottwar. In der Kommune waren seit Beginn der Corona-Pandemie insgesamt nur 20 Fälle verzeichnet worden. Vor vier Wochen sei ein weiterer Fall dazu gekommen. Durch die Situation in der Gmelich Lederfabrik steige die Zahl auf insgesamt 23 bekannte Fälle in der Storchenstadt – die anderen neun positiv getesteten Mitarbeiter lebten in anderen Gemeinden und würden dort in der Statistik geführt. Wichtig ist Ralf Zimmermann der Hinweis, dass es sich im Großbottwarer Fall nicht um eine behördlich angeordnete Schließung wie etwa beim Unternehmen Tönnies handelt, sondern der Stopp aus Sicherheitsgründen eigenständig durch die Geschäftsführung angeordnet worden sei.

Wie die Lederfabrik Gmelich die durchaus schwierige Situation gehändelt habe, verdiene durchaus Lob, betont der Großbottwarer Verwaltungschef. „Es wurde sofort reagiert. Ich hoffe, dass die Sache schnell wieder im Griff ist.“ Den Kontaktpersonen werden nun die offiziellen Bescheide über ihre Quarantäne zugeschickt. Erste Infos hatten die Mitarbeiter noch am Wochenende durch Volker Nagel erhalten, der entsprechende Unterlagen des Landratsamts Ludwigsburg weitergab. Dieser erste Schritt habe gut funktioniert, so Pressesprecher Andreas Fritz: „Bei den Anrufen hat sich bestätigt, dass diese Vorgehensweise sehr gut umgesetzt wurde, da die Betroffenen bereits vollumfänglich informiert waren.“ Lediglich in Einzelfällen hätte es Nachfragen gegeben, ob man denn tatsächlich als Kontaktperson gelte.

Wiederaufnahme des Betriebs ist noch offen
Wie und in welcher Form Gmelich den Betrieb nach Ablauf der 14-tägigen Frist wieder aufnehmen kann, ist noch offen. Hier wartet Volker Nagel auf weitere Infos: „Ich wurde bislang nicht über die Handhabe unterrichtet.“ Möglich sei etwa, dass erst noch weitere oder erneute Tests durchgeführt werden müssten.

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