Premiere: Die Sitzung des Verwaltungsausschusses ist die erste Veranstaltung in der neuen Harzberghalle.Abstand halten: Auch die Verwaltungsriege sitzt weit entfernt. Foto: Stadt Großbottwar

Kämmerer Tobias Müller spricht in der Harzberghalle über die finanzielle Auswirkung der Pandemie.

Großbottwar - Dass es mehr als 20 Jahre dauern würde, bis die neue Stadthalle in Großbottwar tatsächlich einmal eingeweiht werden kann, damit hatten die damaligen Initiatoren wohl kaum gerechnet. Dass die erste Veranstaltung in der fertiggestellten Halle dann auch noch eine Ausschusssitzung des Gemeinderats sein wird, das hätte wohl all ihre Vorstellungskraft übertroffen. Und doch war das am Montag der Fall, als der Verwaltungsausschuss sich im großen Saal versammelte. Auch sechs Besucher nahmen die Gelegenheit war, einerseits die Diskussion des Rates mitzuverfolgen, andererseits einen Blick in das nigelnagelneue Gebäude zu werfen. Bürgermeister Ralf Zimmermann betonte bei diesem fast schon historischen Moment schmunzelnd: „Das hier heute ist natürlich nicht die Ersatzeinweihung.“ War die eigentliche doch wegen Corona abgesagt worden.

Apropos Corona: Das Virus beziehungsweise seine Auswirkungen waren Hauptthema der Sitzung. Kämmerer Tobias Müller wagte „den Blick in die Glaskugel“ und malte aus, wie die Storchenstadt finanziell betroffen sein könnte. Das Fazit: „Wir Kommunen werden vom Bund und Land nicht alleine gelassen. Stand jetzt kommen wir mit einem blauen Auge davon.“ Zusätzliche Kredit- oder Verpflichtungsermächtigungen seien Stand jetzt ebenso wenig nötig wie ein Nachtragshaushalt. „Dass wir einen solchen doch noch verabschieden müssen, ist aber nicht ausgeschlossen“, sagte Müller. Und Ralf Zimmermann fasste zusammen: „Wir sind finanziell betroffen, sind aber auch weiterhin zahlungsfähig.“

Tobias Müller präsentierte auch Zahlen, die eher „annähernd abgeschätzt“ sind. So ist bei der Gewerbesteuer ein Rückgang um rund 878 000 Euro zu erwarten, von 3,5 bis 4 Millionen auf 2,7 Millionen Euro. „Und wir können froh sein, wenn wir die überhaupt erreichen“, sagte der Kämmerer. Bei der Einkommenssteuer komme man wohl bei 4,8 statt 5,4 Millionen raus. „Das ist sehr eklatant“, so Müller, ist dies doch mit die wichtigste Einnahmequelle der Stadt. Er geht deshalb davon aus, dass im Haushalt 2020 kein Ausgleich möglich sein wird. Geplant war bei dem Werk mit einem Volumen von 20 Millionen Euro eine „gute schwarze Null“ mit einem Plus von 53 000 Euro. Müller befürchtet, am Ende ein Minus von 500 000 bis 750 000 Euro schlucken zu müssen, was aber mit dem Überschuss der Vorjahre ausgeglichen werden könnte. Offen ist aber etwa noch, ob der Bund tatsächlich die Hälfte des Gewerbesteuerausfalls trägt. „Bange“ ist Tobias Müller jedenfalls vor dem Haushaltsplan 2021, wo sich Einsparungen abzeichnen.

Tobias Stigler (FBWV) sieht die Stadt hierfür aber gewappnet. „Uns kommt zugute, dass wir mehrere Baumaßnahmen wie die Realschulsanierung oder die Kindergartensanierung in Winzerhausen geschoben haben.“ In anderen Städten und Gemeinden sei die Situation sicherlich schwieriger. „Wenn wir auf dieser Basis vorsichtig weiterplanen, kommen wir gut über die Runden.“

Zurück Richtung Normalität

Corona-Auswirkungen Hauptamtsleiterin Mona Trinkner hat in der Sitzung die aktuelle Situation geschildert. Demnach ist das Rathaus, das nie ganz geschlossen hatte, seit Montag wieder normal geöffnet. Auch die Vereinsaktivitäten etwa in der ehemaligen Schule in Lembach werden hochgefahren, ebenso das Training in der Wunnensteinhalle. „Die Vereine haben sehr durchdachte  Konzepte vorgelegt“, lobte Bürgermeister Zimmermann. Auch Einrichtungen wie das Jugendcafé und die Ortsbücherei Winzerhausen sind wieder offen.hen