Christina und Marko Sinn nehmen den Verkauf weiter in die Hand. Foto: avanti/Ralf Poller

Der Prevorster Christbaummarkt ist abgesagt – doch wer einen Ausflug in das Idyll plant, bekommt auf jeden Fall einen Weihnachtsbaum.

Oberstenfeld-Prevorst - Trüb ist es und die Ortsstraße menschenleer. Es regnet in Prevorst. Kein Wetter für einen Ausflug in das Idyll, wie er sonst für viele aus der Umgebung zur Adventszeit gehört. Es ist ja auch erst Donnerstag, und wie viele Christbaumkunden am Wochenende in den 440-Einwohner-Ort kommen, erscheint offen. Fest steht nur: Der offizielle Markt ist abgesagt. Trotzdem wird jeder, der in die Löwensteiner Berge kommt, einen Baum mit nach Hause nehmen können.

Der Christbaumverein begräbt seine Hoffnungen

Die bedrückenden Corona-Aussichten haben schon früh viele Veranstalter von Weihnachtsmärkten resignieren lassen. Im November hatte wohl auch Harald Kunz, Vorsitzender des Prevorster Christbaumvereins, das Aus kommen sehen, aber noch mit Resthoffnungen zugewartet. Am Ende zogen auch er und seine Mitstreiter im Verein die Reißleine: „Es wird keine Stände und kein Essen geben.“ Keiner der 50 Anbieter sei bereit gewesen, die Kontrolle über die geltende 2G-Plus-Regelung zu gewährleisten und zum Beispiel einen Stehtischbereich mit Nachverfolgung vor dem eigentlichen Verkauf zu betreiben. Inzwischen hat das Land eh beschlossen, alle Weihnachtsmärkte zum Wochenende zu schließen.

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Der Kultort Prevorst, in dem in jedem Advent tausende verkaufte Christbäume zum Lebensunterhalt von Familien beitragen, gibt sich trotzdem nicht geschlagen. Der Baumverkauf zählt zur Grundversorgung, die Landwirte mit selbst erzeugten Produkte auch an Sonn- und Feiertagen leisten können. Kunden werden also an den zwölf bewährten Verkaufsstellen weiter fündig und können werktags von 9 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11  bis 17 Uhr kommen.

Der Verkauf an der frischen Luft erscheint weniger risikobehaftet

Ob es darüber hinaus To-go-Angebote in Form von Glühwein oder Roter Wurst an den Verkaufsstellen gibt, entzieht sich der Kenntnis von Harald Kunz: „Das sind private Anbieter – wir wissen nicht, wie sie auf ihren Grundstücken verfahren.“ Er gehe davon aus, dass es in erster Linie Misteln, Tannenzweige, Schnitzereien oder vielleicht abgepackte Ware, etwa bei einem ortsansässigen Jäger gebe. Generell denkt Kunz, dass der Verkauf in Prevorst an der frischen Luft weitaus weniger Infektionsrisiken berge als der Handel im Baumarkt, wo die Kunden im Innern Schlange stehen müssen.

Der Verein stellt Dixie-Toiletten auf, weil das Dorfhaus geschlossen ist

Schade findet der Oberstenfelder Mundartdichter und Maler Hanns-Otto Oechsle, einer der Gründerväter des Christbaumvereins vor mehr als 40 Jahren, dass kein Markt stattfindet. „Es ist aber verständlich, dass die Vereine nicht in die Verantwortung genommen werden wollen.“ Immerhin stelle der Christbaumverein auf eigene Kosten nun einige Dixi-Toiletten auf, denn das Dorfhaus sei geschlossen. Ihn beeindrucke immer wieder aufs Neue, wie groß das Einzugsgebiet des Verkaufs in dem Dorf ist. Menschen aus dem Stuttgarter und Heilbronner Raum suchten besonders bei Schnee das Erlebnis und freuten sich an den regionalen, frisch geschlagenen Nadelbäumen.

Das Landratsamt empfiehlt, dichtes Gedränge zu meiden

Dichtes Gedränge meiden, Abstands- und Maskenregel einhalten – diesen Rat gibt das Landratsamt Ludwigsburg auch für den Kauf des Weihnachtsbaums in Prevorst. Verkäufe in Innenräumen etwa von Scheunen seien nicht verboten, sollten aber geregelt werden indem klar angezeigt wird, wie viele Menschen sich dort aufhalten dürfen. Ansonsten sollte der Verzehr von Speisen und Getränken im öffentlichen Raum unterbleiben.

Kein Glühwein und keine Rote Wurst auch in Rielingshausen

Ohne Glühwein und Rote Wurst gestalten auch die Stirms im Marbacher Teilort Rielingshausen ihren Christbaumverkauf. „Wir wollen einfach auf Nummer sicher gehen“, sagt Ute Stirm, die überlegt, ob sie für Kunden, die nur schnell einen Baum kaufen, im Außenbereich eine Extrakasse betreiben sollte. „Unser Hofladen ist aber auch groß, und es verteilt sich gut.“ Ihr sei schon im Vorjahr aufgefallen, dass nicht mehr so viele Kunden am Wochenende kommen, dafür aber mehr unter der Woche. Auch holten sich viele ihren Baum früher – und stellten ihn, oft mit Lichterkette, auf den Balkon.