Mieten oder kaufen? Wer mit dem Wohnmobil in den Urlaub möchte, sollte einige Dinge beachten. (Symbolbild) Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Ferienzeit ist Reisezeit. In diesem Sommer, der von der Corona-Pandemie geprägt ist, entscheiden sich viele für einen Campingurlaub in Deutschland. Diese zehn Tipps sollten Wohnmobil-Neulinge beherzigen.

Stuttgart - Selten war Reisen im Inland so beliebt wie in diesem Jahr. Einer nicht repräsentativen Umfrage des Bundesverbands der Campingwirtschaft in Deutschland (BVCD) zufolge sind viele Campingplätze zum Beginn der Sommerferien bereits ausgebucht. „Spontanreisen sind sicherlich denkbar, aber für einen zehn bis 14-tägigen Urlaub nicht ratsam“, sagt der stellvertretende BVCD-Vorsitzende in Baden-Württemberg, Günter Ziegler. Auch der ADAC Württemberg kommt zu dem Schluss: „Momentan ist die spontane Camping-Fahrt fast unmöglich.“ Gerade beliebte Plätze seien in der Urlaubszeit nahezu komplett ausgebucht. „Wir empfehlen dringend, nur mit Vorabreservierung loszufahren.“ Wer sich in diesem Sommer dennoch mit dem gekauften oder gemieteten Wohnmobil auf die deutschen Straßen wagt, sollte folgende zehn Dinge beachten:

Habe ich den richtigen Führerschein?

Nicht jeder Autofahrer darf Wohnmobil fahren. Vor der Fahrt lohnt sich ein Blick auf den Führerschein, betont der ADAC auf seiner Campingplattform „Pincamp“. Grundsätzlich reiche ein normaler Pkw-Führerschein, Klasse B. Viele Fahrer dürfen aber nur Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen fahren. Gerade größere Ausführungen würden diesen Wert aber überschreiten. Dann benötigt der Fahrer mindestens die Klasse C1. Damit dürfen Fahrzeuge bis zu 7,5 Tonnen gefahren werden. Führerscheine, die vor 1999 ausgestellt wurden, erlauben das Fahren beider Klassen. Voraussetzung für das Mieten sei außerdem oft ein Mindestalter von 21 Jahren.

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Mieten oder kaufen?

Der Kauf eines Wohnmobils will gut überlegt sein. Für diejenigen, die sich ganz dem Camping verschrieben haben, ist ein Kauf die beste Option, berichtet der ADAC. Gerade für Paare seien eine wachsende Zahl an Modellen auf dem Markt, die kompakt und preisgünstig sind. Campingfreunde aus dem Großraum Stuttgart sollten vor einem Kauf prüfen, ob das Wohnmobil vom Diesel-Fahrverbot für Euro-5-Diesel und niedriger betroffen ist, rät Christian Schäfer, Abteilungsleiter Mobilität und Technik beim ADAC Württemberg. Anfängern empfiehlt der Experte grundsätzlich, ein Wohnmobil erst einmal zu mieten. So lasse sich testen, ob man auf lange Sicht Gefallen daran findet und welches Modell geeignet wäre. Zudem komme es auf den Typ an: „Ist man eher Minimalist oder legt man Wert auf viel Komfort und möchte möglichst viel Ausrüstung im Urlaub dabei haben?“, sagt er. Neben der Anzahl der Reisenden sei beim Mieten auch das Ziel nicht unerheblich. Viele Wohnmobilvermietungen würden nur eine überschaubare Anzahl an Freikilometern einräumen, warnt der ADAC. Jeder weitere Kilometer könne schnell ins Geld gehen. Achten sollten Mieter auch auf die richtige Versicherung und die damit verbundenen Leistungen im Schadensfall, ebenso auf die Regelung bei technischen Defekten.

Muss ich zuerst Fahren üben?

Camper fahren will gelernt sein. An große Fahrzeuge gewöhnt man sich meist erst mit der Zeit. „Es macht Sinn, das Wohnmobil auf den ersten Kilometern ohne Zeitdruck und ohne festgelegte Distanz zu fahren“, heißt es auf der Campingplattform des ADAC. So eigne sich ein Großparkplatz beispielsweise, um Kurven, Slalom, Bremsen und das Einparken mit einem voll beladenen Wohnmobil zu üben. Auch Gaskontrolle, Ölstand und TÜV sollten überprüft werden. Besonders die richtige Beladung ist entscheidend: „Schwere Gegenstände sollten in Boden- und Achsennähe gelagert werden. Die Hängeschränke nicht zu voll und zu schwer beladen und bei Bedarf zusätzlich sichern“, sagt Christian Schäfer.

Wieso sind die Maße wichtig?

Wer die Maße seines Wohnmobils kennt, fährt besser – und vor allem sicherer. Laut ADAC werden Höhenbegrenzungen, zum Beispiel bei Parkhäusern oder Unterführungen, erst direkt am Hindernis ausgeschildert. Das könne schnell teuer enden: Vor allem bei Mietmobilen würden Kratzer am Dach bei der Rückgabe immer genau ins Visier genommen. Die Länge des Wohnmobils spiele wiederum bei Mautstellen, am Fährhafen oder an Autobahn-Baustellen eine Rolle.

Muss ich mich anschnallen?

Auch im Wohnmobil besteht Anschnallpflicht. „Es sollten nur so viele Personen mitfahren, wie es auch Sitze mit Gurt gibt, mahnt der ADAC.

Worauf muss ich beim Tanken achten?

Wie auch beim Autofahren sollte rechtzeitig ans Tanken gedacht werden. Im Urlaub gilt jedoch zusätzlich: Vielleicht kommt man in eine Gegend, wo Tankstellen rar sind. Daher immer den Tank vorzeitig füllen, rät der ADAC. Sprit sei bei einer Wohnmobilreise zusätzlich der größte Kostentreiber. Einfluss auf den Verbrauch hätten neben der Fahrweise auch Gewicht und Luftwiderstand. Dieser Faktor lasse sich schon beim Kauf berücksichtigen. Günstige Tankstellen lassen sich auch über Apps ermitteln. Und Urlauber, die unnötige Überholmanöver, Stadtverkehr und überhöhte Geschwindigkeit vermeiden, könnten langfristig sparen.

Wie verhindere ich Stress?

Wer in Ruhe und mit Blickkontakt fährt, kann Stress vermeiden, berichtet der ADAC auf seiner Campingplattform. ADAC-Reiseexpertin Susanne Flachmann rät dennoch: „Niemals drängeln lassen. Es kann nicht mehr passieren, als angehupt zu werden. Es ist für alle Beteiligten besser, wenn ein paar Gestresste ihren Frust an der Hupe auslassen, als einen Unfall zu verursachen.“ Auch Nachtfahrten sollten vermieden werden, denn im Dunkeln lassen sich Hindernisse – auch Tiere – oft erst im letzten Moment erkennen. Und wer die Etappen großzügig plant, vermeidet Zeitnot.

Campingplatz oder Wildcampen?

Früh nach einem Übernachtungsplatz zu suchen, lohnt sich. Bereits am frühen Nachmittag sollten Reisende Ausschau halten, rät der ADAC. Nur vor den ersten Anzeichen von Müdigkeit sei man geduldig genug, um nicht den erstbesten Campingplatz nehmen zu müssen. Und: „Es ist immer sicherer, auf einem Campingplatz zu übernachten“, sagt Experte Christian Schäfer. Wildcampen sei in Deutschland zudem verboten.

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Wie steht der Camper am besten?

Kreuz und quer darf das Wohnmobil auf dem Platz nicht gestellt werden. „Es gibt durchaus Regelungen über die Aufstellung der Camper“, sagt Günter Ziegler. Er empfiehlt, die Fahrzeuge nebeneinander zu stellen, also jeweils in Fahrtrichtung. So ist auch im Außenbereich der Abstand gewährleistet – und etwas Privatsphäre möglich. Wer sich gegenüberstehen möchte, kann den Camper auch senkrecht zum Zufahrtsweg parken. Auch auf dem Campingplatz gilt: Abstandsregeln einhalten und so die Ausbreitung des Virus verhindern, betont Ziegler. Einem Gespräch mit dem Nachbarn steht aber nichts im Wege.

Wohin mit dem Abwasser?

Wer mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen unterwegs ist, muss sich zwangsläufig auch mit dem Abwasser beschäftigen. Dabei wird zwischen Grauwasser – von Dusche und Waschbecken – und Schwarzwasser – aus der Toilette – unterschieden. „Abwasser sollte regelmäßig, mindestens alle drei Tage, entsorgt werden“, rät Günter Ziegler. Loswerden kann man die Brühe mittlerweile auf den meisten Campingplätzen, außerdem auf vielen Rasthöfen entlang der Autobahn. ADAC-Experte Christian Schäfer hat zum Schluss noch einen praktischen Tipp: Wer den Wassertank vor der Fahrt nicht komplett füllt, hat ein leichteres Fahrzeug und spart Kraftstoff.