Jan Trost und seine Frau hatten Grund zum Feiern. Foto: Werner Kuhnle

Der amtierende Marbacher Bürgermeister behält nach einer Niederlage im ersten Wahlgang in der zweiten Runde die Oberhand und wird damit auch die nächsten acht Jahre das Sagen im Rathaus haben. Timo Jung landet knapp geschlagen auf Rang zwei.

Marbach - Die Anspannung war fast greifbar an diesem Sonntagabend in der Stadthalle. Es ging ja auch um viel. Im zweiten Durchgang der Marbacher Bürgermeisterwahl musste sich entscheiden, wer in den nächsten Jahren das Sagen in der Stadt haben würde. Und dann zickte auch noch die Technik, spuckte die Grafiken mit den Resultaten erst gar nicht, dann mitunter langsam aus, ehe die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik um 19.53 Uhr das Endergebnis bekannt gab – und damit die Spannung entlud: Amtsinhaber Jan Trost hatte in der zweiten Runde nach einer Niederlage im ersten Durchgang, in dem er auf 38,80 Prozent kam, die Trendwende geschafft und mit 47,36 Prozent der Stimmen die Nase vorn. Der Stuttgarter Timo Jung fiel nach seinem Sieg vor zwei Wochen (42,26 Prozent) nun mit 43,56 Prozent auf Rang zwei zurück. Ihm folgte der Rielingshäuser Tobias Möhle mit 8,39 Prozent. Dennis Rickert (0,41 Prozent) und Ruben Hauptfleisch (0,08 Prozent), die beide nicht zur Verkündigung gekommen waren, und der Stuttgarter Ulrich Raisch (0,15 Prozent) landeten unter ferner liefen.

Ganz oben in der Gunst der Wähler war hingegen Jan Trost, dessen Frau Claudia überglücklich den Kopf an die Schulter ihres Mannes schmiegte, nachdem die Entscheidung gefallen war. Erleichtert zeigte sich auch der alte und neue Bürgermeister nach dem Erfolg. Der Wahlkampf sei intensiv gewesen. „Jetzt brauche ich erst mal ein paar Tage Pause. Dann geht es wieder mit Vollgas im Rathaus weiter“, sagte Trost, der keinen Hehl daraus machte, dass ihn auch Zukunftsängste geplagt haben. Wenn man als Bürgermeister abgewählt werde, sei es nicht leicht, wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen. „Da steht man quasi vor dem Nichts erstmal“, konstatierte er. Dass ihm die Trendwende gelungen ist, erklärt er sich damit, dass er vielleicht frische Impulse haben setzen können mit der Plakatierung oder seinem Auftritt bei Instagram. Mittel, auf die er im ersten Durchgang verzichtet hatte. In der Stunde des Sieges blickte er aber auch nach vorne und reichte den Grünen und der CDU-Fraktion, die sich für Jung ausgesprochen hatten, die Hand. Es werde wichtig sein, ins Gespräch zu gehen. „Uns geht es doch allen um Marbach und das Wohl unserer Stadt.“

Für die Schillerstadt hätte sich auch Timo Jung gerne in den nächsten Jahren eingesetzt. Und er konnte sich prozentual sogar im Vergleich zum ersten Durchgang steigern. Doch am Ende reichte es nicht. „Klar, momentan überwiegt die Enttäuschung. Nichtsdestotrotz ist es ein sehr starkes Ergebnis. Es zeigt, dass in dieser Stadt neue Ideen auf großen Anklang stoßen“, sagte er. Respekt zollte er Jan Trost, dass er nochmal alles in die Waagschale geworfen habe. „Ich wünsche ihm eine glückliche Hand für die nächsten acht Jahre zum Wohle dieser Stadt“, so Jung. Die Kommune habe unglaubliches Potenzial, das es zu schöpfen gelte. Warum es ihm selbst nicht gelang, den Sieg ins Ziel zu retten, konnte er ad hoc nicht sagen. So weit sei er in der Analyse noch nicht.

Für Tobias Möhle war hingegen klar, weshalb einige Prozentpunkte im Vergleich zu vor zwei Wochen verlor. „Es gab viele Strategiewähler, die in der ersten Runde gesagt haben: Wir stärken denjenigen, der von hier kommt. Im zweiten Wahlgang haben sie aber demjenigen die Stimme gegeben haben, von dem sie sich die meisten Stimmen versprochen haben.“ Enttäuscht sei er nicht. Er werde lokalpolitisch wieder ins Rennen gehen und erinnerte dabei an die Kommunalwahlen, die in zwei Jahren anstehen.

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