Wer zieht als Bürgermeister ins Beilsteiner Rathaus ein? Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Irritation im Beilsteiner Bürgermeister-Wahlkampf: Eine Frau gibt sich bei Bürgern am Telefon als Stadträtin aus und empfiehlt Georg Kobiela. Der Kandidat distanziert sich von dem Vorfall.

Beilstein - Seltsames hat sich im Beilsteiner Bürgermeister-Wahlkampf ereignet. Offenbar hat eine ältere Frau mehrere Bürger angerufen, sich am Telefon als Stadträtin ausgegeben und für den Kandidaten Georg Kobiela geworben. Der im ersten Wahlgang siegreiche Kobiela schlug daraufhin am Montagabend Alarm und distanzierte sich in einem Facebook-Post von dieser Aktion, die „eine Mischung aus Amtsanmaßung und gegebenenfalls Rufschädigung“ darstelle.

Die Stadt Beilstein sucht einen Nachfolger für Patrick Holl, der zum Gemeindetag wechselte. Den ersten Wahlgang entschied der 39-jährige wissenschaftliche Mitarbeiter am Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie, Georg Kobiela, mit 46,88 Prozent für sich, die 60-jährige Schulamtsdirektorin Barbara Schoenfeld landete mit etwa 500 Stimmen Abstand und 31,45  Prozent auf Platz zwei vor weiteren vier Kandidaten. Die Entscheidung fällt jetzt im zweiten Wahlgang am 11. April.

Ob die dreieinhalb Wochen bis dahin ein fairer Wahlkampf bleiben, ist die Frage. Georg Kobiela, dessen Unterstützer vor dem ersten Wahlgang eine Anzeige im Amtsblatt veröffentlichten, von der sich im Nachhinein eine Frau distanzierte, kann sich nicht vorstellen, dass jemand aus seinem Unterstützerkreis solche Anrufe getätigt hat. „Ob es sich um einen dummen Streich oder eine Kampagne handelt, darüber möchte ich nicht spekulieren.“ Es gebe viel Klatsch, und er selbst wolle das mit seinem Facebook-Post, den andere geteilt haben, auch nicht so hoch hängen. Trotzdem sei es wichtig, Gerüchten entgegenzutreten. So werde wohl auch gemunkelt, er habe Pfadfinder für seine Arbeit engagiert. Daran sei lediglich wahr, dass er noch ehemalige Pfadfinder als Freunde habe, die für ihn jetzt Plakate und Flyer verbreiteten. Eine negative Darstellung seiner Mitbewerberin Barbara Schoenfeld auf einem Instagram-Account habe Kobiela weder gesehen noch abgesegnet. Stattdessen zolle er ihrem Engagement Respekt, versichert der Grüne, der parteiunabhängig antritt. Sauber trennen will Georg Kobiela auch bei seiner Mutter Brigitte, die für die Bürgerliste im Gemeinderat sitzt und „an der Außenlinie bleiben muss“

Dass sich eine ältere Frau in Beilstein am Telefon als eine von ihnen ausgegeben hat, beschäftigt auch die Beilsteiner Stadträte. Einige Bürger seien wütend und regten sich über diese Vorgehensweise auf, berichtet Christine Schächer von den Freien Wählern. Sie habe gehört, dass eine ehemalige Rätin aus einer anderen Gemeinde, die in Beilstein wohne, am Telefon fälschlicherweise als Stadträtin verstanden worden sein könnte. Die der Redaktion namentlich bekannte ehemalige Oberstenfelderin stellt klar: „Ich habe damit überhaupt nichts zu tun.“ Sie habe lediglich vor drei Wochen die Unterstützerliste für Georg Kobiela unterzeichnet. „Seitdem ist nichts mehr gelaufen.“

Ursachenforschung hat Oliver Muth, als Bürgermeister-Stellvertreter der Freien Wähler der Leiter des Wahlausschusses, betrieben. „Alle Stadträtinnen haben erklärt, dass sie es nicht waren“, teilt er mit. Ihm liege daran, dass der Wahlkampf fair bleibe: „Es kann nicht in unserem Sinne sein, dass die Sache eskaliert.“ Das Vorgehen der Anruferin sei vollkommen kontraproduktiv und rufschädigend. Von einer Strafanzeige sehe man aber vorerst ab.

Schändlich findet die Kandidatin Barbara Schoenfeld das Vorgehen der Anruferin. „Hier sind wohl Kräfte am Werk, die an einer demokratischen Willensbildung der Bürger nicht interessiert sind.“ Sie hoffe auf baldige Aufklärung.