Barbara Schoenfeld hat das Kopf- an Kopf-Rennen gegen Georg Kobiela haarscharf für sich entschieden. Foto: Werner Kuhnle

Barbara Schoenfeld gelingt die Aufholjagd. Die Schulamtsdirektorin überzeugte im zweiten Wahlgang 49,5 Prozent der Bürger. Der Sieg war denkbar knapp: Georg Kobiela verlor seinen satten Vorsprung aus dem ersten Wahlgang und lag mit 18 Stimmen hinter ihr.

Beilstein - Die Spannung in der Stadthalle ist fast mit Händen greifbar. Schon gut eine Stunde vor Bekanntgabe des Ergebnisses der Bürgermeisterwahl warten die ersten Stadträte und Besucher gespannt: Wer hat das Rennen gemacht? Kann Georg Kobiela seinen Beinahe-Sieg vom 14. März ins Ziel retten oder schafft es am Ende doch Barbara Schoenfeld? Kandidat Ulrich Raisch hat zur mentalen Unterstützung sogar einen Plüschadler – das Wappentier der Stadt – mit dabei. Anders als am 14. März bleiben die Smartphones der Gäste in den Taschen, denn online gibt es die Ergebnisse dieses Mal erst nach der Verkündung durch Bürgermeister-Stellvertreter Oliver Muth.

Gegen 20 Uhr dann Stille im Saal. Es folgen ein paar Formalitäten und kurz darauf ist es dann offiziell: Barbara Schoenfeld hat die Aufholjagd geschafft und wird neue Beilsteiner Bürgermeisterin.

Dankeschön an die Unterstützer

Gerade einmal 18  Stimmen machten es am Ende aus. 49,5  Prozent der Wähler setzten ihr Kreuz bei Barbara Schoenfeld. Georg Kobiela kam auf 48,88 Prozent. Das äußerst knappe Ergebnis konnte die Freude der Siegerin aber nicht schmälern, die strahlend auf die Bühne gerufen wurde: „Ich freue mich wahnsinnig über den Sieg.“ In ihrer Rede bedankte sie sich unter anderem auch bei ihren Unterstützern, die in den vergangenen Wochen noch viel „Überzeugungsarbeit“ geleistet hätten: „Es war ein spannender und intensiver, aber auch anstrengender Wahlkampf.“ Sie sei gut aufgenommen worden und habe die Beilsteiner als „sehr offene Menschen“ kennenlernen dürfen: „Ich freue mich, dass ich dazugehören darf.“

Erleichterung nach Anfeindungen

Doch auch beim Zweitplatzierten, Georg Kobiela, herrscht nicht unbedingt Trauer. Der 39-Jährige findet stattdessen offene, wenn auch harte Worte: „Nach dem ganzen Dreck der vergangenen Wochen ist das auch eine gewisse Erleichterung.“ Der Physiker war vor allem über Facebook angegriffen und mit Anschuldigungen und Vorwürfen überhäuft worden. Ihn habe zudem auch die Unehrlichkeit geschockt, die er erleben musste: „Da gab es Leute, die vorne ‚katzenfreundlich’ waren und mich hintenrum Öko-Faschist nannten.“ Ein Heilungsprozess scheint in Beilstein nach dieser Wahl wohl unumgänglich, auch untereinander, wie sich beide Kandidaten einig waren. „Ich stehe immer für Gespräche zur Verfügung“, betonte Georg Kobiela. Die wird Barbara Schoenfeld wohl auch wahrnehmen, aber: „Das ist nicht für die Öffentlichkeit, sondern wird unter vier Ohren passieren“, betont sie im Wahlstudio der Marbacher Zeitung. Auch sie habe nämlich Anfeindungen erlebt, unter anderem seien ihre Plakate beschmiert worden. Unabhängig von diversen Vorfällen im Wahlkampf, wünschte Georg Kobiela seiner Mitbewerberin aber viel Erfolg im neuen Amt.

Ziel für den Amtsantritt ist der 1. Juni

Das knappe Ergebnis sei auch eine besondere Herausforderung – der sich Barbara Schoenfeld so schnell wie möglich stellen will, wie sie betont. Sie ist derzeit noch Schulamtsdirektorin in Frankfurt: „Ich bin zuversichtlich, mein Dienstherr hat mich unterstützt und die Kandidatur positiv begleitet.“ Sie habe sich vorgenommen, zum 1. Juni ihr neues Amt als Bürgermeisterin anzutreten. Für ihre Amtszeit sei es ihr wichtig, eine Ansprechpartnerin für alle Bürger zu sein – insbesondere vor dem Hintergrund des äußerst knappen Ergebnisses, das für sie im Vorfeld nicht abschätzbar gewesen sei. „Jeder Bürger kann immer Kontakt zu mir aufnehmen. Ich hoffe, dass vor allem auch Personen das tun, die es bisher noch nicht getan haben.“ Sie freue sich schon sehr auf die neuen Herausforderungen in Beilstein wo sie schon eine Wohnung im Teilort Jettenbach bezogen hat, „und ganz besonders auf die Bürger“.

Björn Mischiok landet bei 1,18 Prozent

Ebenfalls auf dem Stimmzettel stand Ulrich Raisch, der 0,17 Prozent erreicht hat. Björn Mischiok wurde von immerhin 1,18 Prozent der Beilsteiner gewählt – obwohl er die Frist versäumt hatte, seine Kandidatur rechtzeitig zurückzuziehen und deshalb auch weiterhin auf dem Wahlzettel stand.

Kommentar zur Wahl: Ein G'schmäckle