20 Euro stehen den Stipendiaten pro Monat für Bücher zu Verfügung. Foto: Archiv (fotolia)

Einkommensschwache Familien haben jetzt wieder die Möglichkeit, sich bei der Buchhandlung Taube zu bewerben. Die Stipendiaten sollen neben der finanziellen Zuwendung auch auf weitere Weise eingebunden werden.

Marbach - Wer anderen etwas gönnen kann, erntet häufig Freude. Das weiß auch der Buchhändler Markus Schneider, den das in eine Richtung aktiv werden lassen, die bereits seit zwei Jahren die Lesefreunde in und um Marbach herum glücklich machen dürfte. Die Buchhandlung Taube im Herzen der Schillerstadt vergibt Lesestipendien für einkommensschwache Familien: „Dort, wo das Buch finanziell gesehen nicht die erste Priorität hat, wollen wir im Sinn der Leseförderung aktiv werden“, so Inhaber Markus Schneider, der die zündende Idee vor mehreren Jahren hatte. Zu dieser Zeit war er in einem Nürtinger Buchladen angestellt, dem ein Jubiläum bevorstand. „Mit der Stipendiums-Idee sind wir damals in die Feier gestartet“, freut sich Schneider noch im Nachhinein über den Coup.

Honorar legt den Grundstein für das Stipendium

In Marbach startete Schneider dann mit dem Lesestipendium im Sommer 2019 schließlich in seinem eigenen Geschäft in der Fußgängerzone. Startpunkt dafür war eine Veranstaltung mit Sandra Richter, der Leiterin des Deutschen Literaturarchivs, die in Kooperation mit der Buchhandlung Taube und der Kreissparkasse durchgeführt wurde. Richter verzichtete nämlich auf ihr Honorar, welches schließlich den Grundstein für das Stipendium legte. „Ein großer Brocken zum Start, der es uns ermöglichte in diesem Jahr gleich 12 Stipendien zu vergeben“, erinnert sich Schneider zurück.

Dass die Idee dazu von ihm stammt, ist Schneider indes nicht so wichtig. Vielmehr wünscht sich der rührige Buchhändler, der 2021 von der Landesregierung im Rahmen der Leseförderung zudem für das Projekt ausgezeichnet wurde, dass sich möglichst viele Kollegen seiner Idee anschließen; und somit Kindern den Zugang zu einem Buch erleichtern. In Marbach geht das, indem sich Familien je im Herbst eines Jahres für ein solches Stipendium bewerben. „Dabei fassen wir den Begriff Familie recht weit“, betont Schneider. So habe sich etwa auch ein Onkel beworben, um Nichten und Neffen mit dem Lesestoff zu beglücken.

Kreative Bewerbungen sorgen für Staunen

Wer ausgewählt wird, erhält monatlich ein Jahr lang einen Gutschein in Höhe von 20  Euro. Wer ein teureres Lesevergnügen im Sinn hat, kann die auch zusammennehmen, um sich das Ersehnte zu leisten. „Egal ob Schulbuch, Roman, Reiseführer oder ein Brettspiel – bei uns findet sich etwas für die ganze Familie“, ist Schneider sicher. Was ihn sehr freut, sind die häufig mit viel Hingabe gestalteten Bewerbungen. „Es gab da zum Beispiel eine Foto-Love-Story, Videos, Selbstgebasteltes oder einen kleinen Roman, der zu diesem Zweck geschrieben wurde“, staunt der Buchexperte, der sich auf die neue und dritte Bewerbungsrunde freut. „Und wer mit dem Formulieren von Sätzen Probleme hat, der kann einfach auf andere Formen ausweichen, etwa aufs Malen“, ergänzt seine Mitarbeiterin Laura Walter, die ebenfalls für das Lesestipendium brennt.

Hoffnung auf Paten für 2022

Das Lesestipendium soll aber nicht nur in finanzieller Hinsicht helfen, es gehe ihm auch um eine gewisse menschliche Bindung, sagt Markus Schneider: „Manche haben uns schon beim Messebesuch begleitet, waren bei Verlagsvertretergesprächen anwesend oder haben zur Coronazeit beim Verteilen bestellter Bücher geholfen.“

Interessierte haben bis zum 10. Dezember die Möglichkeit, sich für eines der vermutlich sechs Lesestipendien zu bewerben, die zur Verteilung anstehen. Markus Schneider hofft, dass die Idee weiter Wellen schlägt und 2022 sogar Paten mit ins Boot geholt werden können. Wer Lust hat, hierbei mitzuwirken kann sich gern in der Buchhandlung melden.

Mehr Infos zum Lesestipendium gibt es direkt bei der Buchhandlung Taube.