Brennholzversteigerungen im Freien bringen immer eine gewisse Körpernähe mit sich. Foto: Archiv (avanti/Ralf Poller)

Die Kommunen müssen in diesem Winter neue Wege finden, um das Brennholz an den Mann zu bringen. Die Corona-Pandemie zwingt zum Umdenken.

Marbach/Bottwartal - Die Brennholzversteigerung Anfang Januar ist in Oberstenfeld immer ein gesellschaftliches Ereignis. In der waldreichsten Kommune des Landkreises Ludwigsburg grillt die Feuerwehr Rote Würste und schenkt Glühwein aus. Regelmäßig finden sich auf der Anhöhe der Krugeiche rund 200 bis 300 Interessierte ein, die sich mit dem Holz für ihre Öfen versorgen oder das Zusammensein genießen. Doch in diesem Winter wird daraus nichts. Die Pandemievorschriften machen allen Beteiligten einen Strich durch die Rechnung – und das nicht nur in Oberstenfeld.

Leer ausgehen sollen die Nutzer des Holzes aus dem Oberstenfelder
Gemeindewald jedoch nicht. „Uns liegt sehr daran, dass die Bürger auch in diesem Jahr ihr Brennholz bekommen“, sagt Markus Kleemann, Bürgermeister der 8000-Einwohner-Kommune, die im Vorjahr bei der Versteigerung von 200 Festmetern Brennholz sowie 19  Flächenlosen rund 15 000 Euro eingenommen hat. Der digitalaffine Rathauschef hat auch schon eine Lösung: „Wir verkaufen online.“ Heißt konkret: Der nachwachsende Rohstoff wird auf der Homepage der Gemeinde angeboten, dafür online gesteigert wird aber nicht. Interessenten sollten ein Angebot unter der E-Mail-Adresse holverkauf@oberstenfeld.de oder per Post einsenden. Wichtig sei, die gewünschte Höchstmenge des Holzbedarfs anzugeben. Ein bisschen Versteigerungsflair kommt intern dann aber doch auf, wenn die Gemeinde an einem Stichtag alle Angebote auswertet und den Meistbietenden den Zuschlag erteilt.

In vielen anderen Städten und Gemeinden ist man noch nicht so weit – und will erst mal die weitere Corona-Entwicklung abwarten. „Wir werden dann rechtzeitig vor der Versteigerung eine Entscheidung treffen“, teilt der Erdmannhäuser
Kämmerer Eberhard Immel mit. Seine Murrer
Kollegin Christina Gaus setzt auf den fachlichen Rat des Revierförsters: „Wir sind noch in der Abstimmung mit Jürgen Weis nach Alternativen.“ Ähnlich äußerte sich der Steinheimer
Bürgermeister Thomas Winterhalter. Er warte auch das Infektionsgeschehen ab. Bis zur geplanten Versteigerung Ende Januar bleibe noch Zeit. Die Stadt Marbach
strebt wie gehabt den Zeitraum zwischen Weihnachten und Neujahr an, informiert die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik, wolle die Vergabevariante aber noch klären.

Ein Zeitpunkt für Großbottwar
stehe noch nicht fest, sagt der Kämmerer Tobias Müller. Als Modus infrage komme entweder eine elektronische Variante mit Angebotsabgabe per E-Mail und festem Submissionstermin oder aber eine öffentliche Versteigerung mit entsprechendem Hygienekonzept, also mit fester Platzvergabe und Maskenpflicht in einer größeren Halle.

Die Hoffnung, in eine Halle ausweichen zu können, hat der Mundelsheimer
Bürgermeister Boris Seitz noch nicht aufgegeben. Man prüfe derzeit mehrere Verfahren, er denke aber, dass eine Onlineversteigerung bei der älteren Bürgerschaft, die sonst Brennholz kaufe, nicht gut ankomme. Noch bleibe Zeit, es sich zu überlegen, da Mundelsheim auch schon erst im Februar Holz versteigert habe.

Nägel mit Köpfen macht die Gemeinde Kirchberg
. „Wir verkaufen dieses Jahr unser Holz vom Büro aus“, teilt Christine Bärwald von der Gemeindeverwaltung mit. „Unser Revierleiter schickt uns eine Zusammenstellung über die vorbereiteten Lose, mit Mengenangaben und Preisen.“ Diese Liste veröffentliche die Gemeinde Anfang Dezember auf ihrer Homepage und im Mitteilungsblatt. „Die Kaufinteressenten können sich das Holz direkt im Wald anschauen oder auch nicht.“ Käufer könnten sich dann telefonisch, persönlich oder per E-Mail melden und das Los erwerben. Ähnlich verfährt die Gemeinde Affalterbach.
Sie setzt die Durchschnittspreise der vergangenen Jahre an.

Noch nicht fest steht der Modus in Beilstein.
„Wir arbeiten an einem Konzept“, sagt der Bürgermeister Patrick Holl. Das scheint auch in Benningen
und Pleidelsheim
der Fall zu sein. Die beiden Gemeinden gehören dem Hardtwald an, der unter der Regie von Förster Jürgen Weis steht.

INFO: SUCHE NACH DEM BESTVERFAHREN

Das Landratsamt
Ludwigsburg verweist auf die Kommunen. Sie seien Veranstalter der Brennholzversteigerungen und die, die das Risiko bewerten und Hygienekonzepte erstellen. „Es ist klar, dass viele Brennholzversteigerungen nicht in der gewohnten Form stattfinden können“, teilt der LRA-Pressesprecher Andreas Fritz mit. Der Fachbereich Wald berate die Kommunen, die zum Beispiel online Holz verkaufen. „Sobald erste Erfahrungen mit diesen neuen Formaten vorliegen, werden diese natürlich den anderen Kommunen zur Verfügung gestellt, sodass sich hier in den nächsten Wochen vermutlich ein Bestverfahren entwickeln sollte.“ Wichtig sei den Waldbesitzern insbesondere, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz sichergestellt ist. ole