Hans-Joachim Knupfer (links) erklärt, wie die Strecke verlaufen könnte. Foto: BUND

Bei einer Exkursion werden die Eckpunkte einer Studie zur Bottwartalbahn präsentiert.

Bottwartal - Bottwartal
Wie kann es sein, dass es angesichts dieser Bevölkerungsdichte, diesem Pendlerverkehr und dieser Aneinanderreihung der Ortschaften im Bottwartal keine Bahnlinie gibt?

Das fragten sich Wolfram Berner, Oliver Kämpf und Hans-Joachim Knupfer und begannen, sich für eine Wiederbelebung der 1990 stillgelegten Bottwartalbahn zu engagieren. Unter anderem riefen sie vor zehn Jahren die „Bürgeraktion Bottwartalbahn“ ins Leben, die in diesem Jahr eine Vorstudie zur Machbarkeit des Projekts vorlegte. Am Sonntag, 23. September, stellte Hans-Joachim Knupfer auf Einladung des BUND Bezirksverbandes Marbach-Bottwartal die Eckpunkte der Untersuchung im Rahmen einer Begehung vor.

Mit dem alten „Entenmörder“, der im letzten Jahrhundert mit sprichwörtlicher Langsamkeit durchs Bottwartal rollte, hat das neue Projekt wenig zu tun: Vielmehr handelt es sich bei der angedachten Bahnlinie rechtlich gesehen nicht um eine Eisenbahn, sondern um eine Straßenbahn, eben den Tramtrain. Dieser benötigt nicht wie die Eisenbahn zwingend ein eigenes Gleisbett, sondern kann die vorhandenen Straßen für seine Trasse nutzen. Wie ein PKW fährt er – zwar auf Schienen – auf Sicht, eben angepasst an den fließenden Verkehr, und hat einen Bremsweg, der vergleichbar ist mit dem eines Autos.

Für die Fahrgäste sehr bequem sei der ebenerdige, barrierefreie Einstieg und der im Vergleich mit Bussen großzügigere Platz im Innenraum, etwa wenn Kinderwagen oder Fahrräder transportiert werden. Die Zubringung innerhalb der Ortschaften erfolgt durch Kleinbusse, die auch elektrisch und zukünftig auch autonom sein können, so dass für Fahrgäste aus weiter entfernten Ortsteilen die Bahn leicht erreichbar sei. Bahnen dieser Art würden in anderen württembergischen Landkreisen wie zum Beispiel Karlsruhe sowohl in der Stadt wie im ländlichen Bereich seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt, eine schlanke und daher weniger aufwändige Lösung.

Die Führung der Trasse, die von Marbach bis Heilbronn verlaufen solle, wurde vor Ort an einigen Stellen begutachtet. Von Seiten der „Bürgeraktion Bottwartalbahn“ gibt es konkrete Vorschläge zur Trassenführung einschließlich erforderlicher Ampelregelungen, die Knupfer beispielhaft und detailliert erläuterte. Auf Initiative der überregionalen Verkehrsplanung des Verbands Region Stuttgart, der dem Projekt eine „hohe Dringlichkeit“ bescheinigt, wurden alte Trassenabschnitte bis heute frei gehalten, an anderen Stellen wäre eine Lösung auf Straßen oder Wirtschaftswegen denkbar. Die Strecke zwischen Marbach und Heilbronn, die heute von Bussen bedient wird, könnte neben den Ortschaften auch das Bosch-Werksgelände in Abstatt anfahren und so einen Teil des Pendlerverkehrs dorthin auffangen.

Alles in allem ein plausibles Konzept, dem die betroffenen Gemeinden aufgeschlossen gegenüberstehen.

Im Jahr 2017 wurde daher offiziell eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die Ende kommenden Jahres vorliegen soll.