Foto: Archiv Steinheim

Drei Geschichtsbegeisterte haben einen Bildband mit historischen Aufnahmen aus dem Bottwartal herausgegeben. Das Buch wird jetzt vorgestellt.

Bottwartal - Es sind alte Aufnahmen, in Schwarz-Weiß gehalten. Der Forstberg im Jahr 1939, eine Ansicht der Weinberge am Wunnenstein – doch das ist nur ein Ausschnitt der rund 200 zum Teil bislang unveröffentlichten Bilder. Abgedruckt sind sie nun in einem 128 Seiten starken Bildband mit Beschreibungen. Umgesetzt haben das Ganze Volkmar Wirth, Ernst Schedler und Oliver Kämpf. „Es war nicht unsere Idee“, gibt Wirth zu. Der Verlag Sutton ist auf ihn zugekommen, weil die Herausgeber für „Die Reihe Archivbilder“ einen Band über das Bottwartal herausbringen wollten. „Ich habe von vornherein gesagt, ich mache es nicht alleine“, betont Wirth. Zu sich ins Boot holte er dann Ernst Schedler und Albrecht Gühring. Letzterer sprang jedoch ab, sodass Oliver Kämpf gefragt wurde. Dieser steuerte aus dem Familienbesitz noch private Bilder mit bei.

Es galt, unterschiedliche Herausforderungen zu meistern. „Die Bildauswahl und Aufteilung ist ein Prozess“, erklärt Wirth. Zweimal wurde die Aufteilung geändert. Das Schwierige sei gewesen, Zeitzeugen zu finden. Menschen, die noch etwas über die Hintergründe einzelner Fotos berichten können. Oftmals hat der Zufall mitgespielt, sagt Oliver Kämpf. Viele Infos sind keine Selbstverständlichkeit gewesen, betont er weiter. „In den Archiven landet zu wenig“, fügt Volkmar Wirth hinzu. „Und in den seltensten Fällen steht auf den Fotos etwas drauf.“ Das Wissen von Ernst Schedler als Heimatforscher habe da viel geholfen. „Ernst Schedler ist die Seele der Oberstenfelder Heimatforschung“, betont Wirth. Insbesondere sein Wissen war für viele Bildunterschriften von immenser Bedeutung, so Wirth.

Der Leser erhält im Bildband einen Einblick in die Kommunen Beilstein, Oberstenfeld, Großbottwar und Steinheim mitsamt ihrer Weiler. Zudem in die Kulturdenkmäler, in den Alltag, in das Kulinarische, die Landschaft und mehr. Manche Fotos entstammen den umliegenden Archiven, andere sind aus Privatbesitz. Die einstige Mode ist zu sehen oder auch Möglichkeiten, Schuhe länger haltbar zu machen: Der Blick auf einige Fotos zeigt, dass die Stiefel von unten mit Nägeln beschlagen sind. Manche Fotos sind objektiv beschrieben, in anderen blitzt der Schalk der Autoren hervor. Insbesondere zeigt dies die Rubrik „nicht alltägliche Ereignisse“. So dokumentiert ein Bild aus dem Jahr 1952 den Zusammenstoß zwischen der Bottwartalbahn und einem Bus. Kommentar dazu: „Klarer Verlierer war der umgestürzte Omnibus. Der Fahrer und seine Reisenden kamen mit dem Schrecken davon.“ Viel ironischer mutet der folgende Satz an: „Es war um 1952, als der ‚Entenmörder‘ – offenbar über seinen Spitznamen verärgert – zeigte, dass er auch zu Größerem fähig ist.“

Sicherlich ein Highlight war auch der Besuch von Max Schmeling 1939 in Oberstenfeld. Der Boxer bereitete sich in der Gemeinde auf seinen Kampf mit Adolf Heuser vor – ein Foto zeigt den Besuch Schmelings.

Zuweilen wird auch bewusst Kritik an Veränderungen in den Bildbeschreibungen deutlich. „Wenig später rückten die Bulldozer an und erledigten ein Kultur- und Naturerbe ersten Ranges“, ist in Bezug auf Rebflurumlegungen am Harzberg zu lesen. Das letzte Stündlein habe für Hohlweg und Trockenmauern geschlagen, berichtet Volkmar Wirth. Dabei haben diese Lebensraum für Flechten oder auch Eidechsen geboten. „Wenn man heute ‚such mal die Eidechsen’ zu einem Kind sagt, läuft es zu derartigen Mauern“, ergänzt Ernst Schedler. Aber nur noch fünf Prozent der einstigen Bauwerke seien vorhanden.

Es sind aber noch weitere Unterschiede zwischen damals und jetzt zu sehen. Eine Postkarte vom Harzberg zeigt eine ewiglange Treppe inmitten des Weinbergs. „Der Aufwand im Weinberg ist im Unverhältnis zu heute“, sagt Kämpf. Als besonders beeindruckend schildert Schedler eine Ansicht der Oberstenfelder Stiftskirche – von 1866. Das Bild zeigt einen Gebäudezustand des Gotteshauses, wie er heute nicht mehr vorhanden ist, schwärmt Schedler.