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Christdemokraten sind nach Grünen nur noch zweite Kraft in der Region.

Bottwartal/Stuttgart - Dass die Grünen einen Höhenflug erleben, war schon im Vorfeld der Kommunalwahlen klar. In welchen Dimensionen sich der Erfolg der Ökopartei aber letztlich abspielen würde, war nicht vorauszusehen. Nicht zuletzt bei der Auszählung fürs Regionalparlament gab es sogar eine faustdicke Überraschung: Die Grünen lösten die CDU als stärkste Kraft ab.

Mit dieser Umwälzung hatte selbst eine erfahrene Lokalpolitikerin wie Regina Traub nicht gerechnet. „Das ist schon erstaunlich“, sagt die Steinheimer Sozialdemokratin, die mit dem Großbottwarer CDU-Mann Michael Schreiber die einzige Vertreterin aus dem Raum Marbach in der Regionalversammlung sein wird. Die Christdemokraten seien ausgesprochen wortgewaltig und mit Engagement aufgetreten, erklärt Traub. „Die Dominanz war also schon groß“, sagt sie. Gleichwohl konnten ihnen die Grünen mit 24,28 zu 24,15 Prozent hauchzart den Rang als Platzhirsch ablaufen. Die SPD erreichte nur 12,45 Prozent, büßte damit 4,7 Prozent ein. „Aber das war zu erwarten“, stellt Regina Traub fest und erinnert an die politische Großwetterlage.

Gleichwohl ist sie nach wie vor überzeugt davon, dass die SPD die richtigen Themen besetzt, zum Beispiel im sozialen Bereich. Noch boome die Wirtschaft und vielen gehe es gut. Doch irgendwann fange der Motor an zu stottern, und dann werde der Stellenwert der sozialen Fragen wieder deutlich. Die Grünen profitierten aktuell von einem Hype. „Vieles, was von ihnen kommt, ist auch richtig“, findet Regina Traub. „Aber das muss man dann auch selbst wollen. Klimaverbesserung bedeutet, Abstriche zu machen“, betont die Regionalrätin, die mit ihrem persönlichen Abschneiden bei der Wahl zufrieden ist. „Darüber habe ich mich sehr gefreut.“ Sie habe über dem Schnitt gelegen und im Verbund mit den SPD-Oberbürgermeistern Jürgen Kessing aus Bietigheim-Bissingen und Michael Makurath aus Ditzingen dafür gesorgt, dass sich Makurath noch einen Ausgleichssitz sichern konnte.

Michael Schreiber von der CDU ist mit seinem eigenen Ergebnis ebenfalls einverstanden. Angesichts der starken Konkurrenz mit Traub oder dem Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann habe er recht viele Prozentpunkte geholt. Aber insgesamt gebe es an der Performance der Christdemokraten bei der Regionalwahl nichts schönzureden. „Gut sieht anders aus“, konstatiert Schreiber. „Teilweise war damit zu rechnen, aber nicht, dass es so extrem ausfällt. Bei uns sind neun von 30 Sitzen weg. Das haben wir alle nicht erwartet“, redet der Großbottwarer Klartext. Natürlich habe die bundespolitische Stimmung bei dem Ergebnis eine Rolle gespielt. Schreiber erinnert unter anderem an die Kampagne, die Youtuber gegen die großen Volksparteien gefahren haben. Darauf sei nicht adäquat geantwortet worden. „Aber das alleine wird es nicht sein“, glaubt er.

Der Christdemokrat kann sich das Debakel auch nicht nur mit dem Aufschwung der Grünen erklären. Den habe man einkalkuliert. Zudem war man davon ausgegangen, dass Stimmen zur AfD abwandern würden, die dieses Mal in sechs statt drei Kreisen angetreten sei. Michael Schreiber weiß also noch nicht so recht, woran es gelegen hat, dass die Verluste für die CDU bei der Regionalwahl so gewaltig waren. „Es gibt Diskussionsbedarf“, sagt er.

Schließlich habe man sich auch inhaltlich nichts vorzuwerfen. „Wir haben in fünf Jahren viel vorangebracht, auch mit anderen Fraktionen“, erklärt Schreiber und zählt unter anderem den 15-Minuten-Takt für die S-Bahn, die neue Tarifstruktur beim VVS und den Breitbandausbau auf. „Aber es muss Gründe gegeben haben. Da sind wir jedoch bei der Fehlersuche. Das Ergebnis trifft uns ins Mark.“